STOP! (German Edition)
allem wenn man noch ein Kind erwartet. Unser einziges Einkommen derzeit war mein Gehalt, und s o lange Leticia nicht arbeitete, was sie in absehbarer Zeit auch nicht tun würde (es würde etwas dauern, bis wir die Kinder einer Haushälterin überlassen konnten und wieder beide arbeiten konnten). Aus all diesen Gründen bot der Auftrag jetzt eine gute Chance, mein Gehalt ein wenig zu verbessern und auch etwas meinen Aufstieg in der Redaktion voranz u treiben.
Ich stand vor unserer Wohnungstür und kramte in der Tasche nach dem Schlüssel, vielleicht hätte ich Blumen kaufen sollen, wobei das wohl auch nur ein Zeichen dafür g e wesen wäre, dass mir sonst nichts eingefallen war. Mir war einerseits nach Feiern zumute, andererseits aber wusste ich, dass meine Frau von der Sache sicher nicht so begeistert sein würde, wie ich es insgeheim war.
„Hallo?“, rief ich durch die halb geöffnete Tür in die Wohnung.
Ich bekam keine Antwort und warf einen Blick in die Küche. Dort erblickte ich meine Frau, wie sie den missmutig dreinblickenden Gustavo zum Essen zu animieren versuchte.
„Hey“, antwortete sie mir nun lächelnd. Gustavo weigerte sich mit mir zu kommunizieren, denn er war voll und ganz damit beschäftigt, nicht zu Abend essen zu wollen.
„Ich habe wunderbare Neuigkeiten für uns!“
„Was gibt’s?“, fragte sie neugierig.
„Mein Chef hat mir ein super Angebot gemacht, eine riesige, wichtige Reportage anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft.“
„Das klingt doch wunderbar, worüber genau wirst du schreiben?“
„Über die brasilianischen Spieler in den europäischen Ligen, ich werde hinfliegen müssen.“ Eine kurze Pause. „Das wird wohl einen Monat dauern“, verkündete ich mit einem g e quälten Gesichtsausdruck.
Ihre Reaktion war schon an ihrem Gesicht abzulesen, und dass sie nicht begeistert war, konnte man direkt erkennen: „Wie stellst du dir das Ganze denn vor?“ Ich schwieg erst mal. Mit einem vorwurfsvollen Blick fügte sie hinzu: „Willst du mich jetzt etwa allein lassen?“
„Natürlich würde ich auch lieber zu einem anderen Zei t punkt fliegen, doch die Dinge sind nun mal, wie sie sind, und eine solche Gelegenheit muss ich einfach ergreifen. Du weißt genauso gut wie ich, dass es auch für mich nicht leicht sein wird, von euch beiden getrennt zu sein.“
„Aber doch nicht jetzt, wie soll das Ganze denn ablaufen? Wann sollst du denn überhaupt fliegen und für wie lange?“, schrie sie mich nun fast schon an.
„Der genaue Termin steht noch nicht fest. Mitte März würde ich fliegen und etwa einen Monat unterwegs sein. Eine komplette Europareise eben. Ich würde beinahe täglich neue Beiträge veröffentlichen können. Geradezu der Traum eines jeden Journalisten.“
Leticia konnte meine Begeisterung nicht teilen: „Mateus, wie soll ich das denn hier schaffen? Allein Gustavo macht schon jede Menge Arbeit, ich bin schwanger, das macht das Ganze auch nicht einfacher!“
Natürlich wusste ich, dass sie recht hatte, nur wollte ich deswegen nicht diese einmalige Chance vorbeiziehen lassen. Seit fünf Jahren schuftete ich schon in dieser verdammten Sportredaktion, schrieb Spielberichte von drittklassigen Partien, führte Interviews mit Leuten, an die sich zwei Wochen später bereits niemand mehr erinnerte. Dieses völlig unverhofft gekommene Angebot könnte endlich die Möglic h keit sein, aus dieser Schufterei in das große Geschäft zu kommen. Der Job auf den ich immer gehofft hatte und um den mich alle beneiden würden. Auch oder besonders diejenigen, die mir in der Redaktion nichts gegönnt hatten und nur von oben auf mich herab geschaut hatten. Es musste einen ei n fachen Weg geben.
„Wir werden einen Weg finden. Ich bin mir sicher, dass du das schaffst. Vielleicht kann ich auch dafür sorgen, dass ich nicht ganz so lange fort bleibe. Außerdem musst du nicht mit den beiden alleine bleiben, wir können uns ja um ein Kinde r mädchen kümmern.“
„Darum geht es doch gar nicht, ich will kein Kindermä d chen. Ich verstehe ja auch, wie lange du auf eine solche G e legenheit warten musstest. Aber ich will einfach, dass du hier bist. Im Moment geht es einfach nicht, so leid es mir tut.“
Ich musste sie einfach davon überzeugen, ich hatte morgens etwas voreilig versichert, dass ich den Job übe r nehmen würde, und jetzt konnte ich unmöglich einen Rüc k zieher machen.
„Versteh doch bitte, es ist das Beste für uns, wenn ich die Reise antrete und so dafür
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