STOP! (German Edition)
blassen Schimmer hatte, wie viel Uhr es war. Als ich auf die Tür zutrat und gegen sie drückte, setzte sie sich glückliche r weise, wenn auch nur schwerlich, in Bewegung. Drinnen e r wartete mich ein großes Foyer. Mein erster Eindruck b e stätigte sich und das Ganze wirkte, als hätte es längst den Glanz vergangener Tage verloren. Ich schaute mich hilf e suchend nach dem Personal um, doch ich fand weder einen Gepäckträger noch einen Portier, und auch die Rezeption war nicht besetzt. Als ich mich ihr näherte, erkannte ich im g e dämpften Licht eine Klingel. Mit einem schrillen Klingeln hoffte ich wenigstens den Rezeptionisten rufen zu können. Bingo! Zum ersten Mal an diesem Abend klappte etwas wir k lich. Ein verschlafen aussehender junger Mann erschien, seine rote Uniform hatte ebenfalls Messingknöpfe, war jedoch vom Schlafen deutlich zerknittert. Sein Lächeln wirkte etwas g e quält, er gab sich aber größte Mühe. Erstaunlicherweise sprach er ein besseres Englisch als der Taxifahrer und es gelang uns recht zügig, die Formalitäten zu erledigen. Wahrscheinlich wollte er ebenso schnell ins Bett wie ich.
Nachdem ich sämtliche Papiere ausgefüllt hatte, b e gleitete er mich noch mit meinem Koffer zum Aufzug und wählte das entsprechende Stockwerk aus. Dann verschwand er wieder hinter der Rezeption. Die Fahrstuhltüren schlossen sich, und ich setzte mich langsam in Bewegung. An die Sicherheit dieses klapprigen Aufzugs wollte ich keinen G e danken verschwenden.
Mein Zimmer befand sich an einem dunklen Flur, das Schloss klemmte etwas, dann war ich endlich angekommen. Ein kleines Zimmer mit einem noch kleineren Fenster zur Straße hin, aber für mich zählte nur noch das Bett. Ich schaffte es nur noch, mich bekleidet aufs Bett zu legen, und schlief direkt ein.
Ein paar Stunden später wachte ich auf, ging ins Bad und wusch mich etwas, zog mir meinen Pyjama an und legte mich erneut schlafen. Als ich schließlich erneut erwachte, war es draußen bereits heller Tag. Nach einem Blick auf meine Uhr schätzte ich, dass es circa zwei Uhr nachmittags russischer Zeit sein musste. Damit hatte ich dann wohl das Frühstück verpasst. Mich aufzuraffen kostete mich einige Überwindung, aber der Hunger trieb mich dann doch aus dem Bett heraus. In der Hoffnung im Erdgeschoss vielleicht auch noch um diese Uhrzeit etwas Essbares zu finden, bestieg ich den Fahrstuhl. Gleich nach dem Essen wollte ich mit meinen Intervie w partnern ein Treffen vereinbaren. Das Einzige, was das kleine Restaurant zu bieten hatte, war eine Tagessuppe, die ich in Ermangelung von Alternativen bestellte. Auch hier bevorzugte ich es wieder, nicht darüber nachzudenken, was ich da aß. Einer der Spielerberater, mit denen ich in Kontakt getreten war, zeigte sich über meinen Anruf derart erfreut, dass er mir direkt die Privatnummer seines Schützlings gab. Meiner Meinung nach zählte er auch nicht wirklich zu dem Kreis der Spieler, die sich noch realistische Hoffnungen auf einen Platz im Weltmeisterschafts-Kader ausrechnen sollten. Wohl auch deshalb wirkte er sehr glücklich über meinen Anruf und bot direkt einen Termin an, sogar noch am selben Mittag. Mir passte das ebenso sehr gut, da ich so nicht den ganzen Tag im Hotel verbringen musste, denn es war Sonntag und die meisten Geschäfte hatten geschlossen. Er beschrieb mir kurz, wie ich mit der Metro zu ihm kommen würde. Danach rief ich einen weiteren Spieler an, mit dem ich ein Treffen für den nächsten Tag vereinbarte. Unter der dritten Nummer auf meiner Liste erreichte ich niemanden. Nachdem ich mich u m gezogen hatte und meine Aktentasche geholt hatte, machte ich mich auf den Weg zu Henrique, der beim aktuellen russischen Meister unter Vertrag stand.
Das Gespräch verlief gut, das erste Interview hier lieferte wirklich gutes Material. Auf dem Rückweg zum Hotel hatte ich schon gedanklich den ersten Artikel, den ich der Redaktion schicken würde, so gut wie komplett verfasst. Ich setzte mich an den kleinen Tisch in meinem Zimmer und tippte den knapp zweiseitigen Artikel über den Spieler unter der Überschrift Henrique verspricht sich noch Chancen auf Platz in Seleção! in knapp einer Viertelstunde ab. Etwas länger dauerte es, das komplette Interview abzutippen. Den ersten Beitrag für meine Kolumne, für die ich immer wieder Beiträge aus den verschiedenen Städten der Reise schreiben sollte, ve r schob ich auf den nächsten Tag, machte mir aber bereits einige gedankliche
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