Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
Vom Netzwerk:
ich.
    »Puppenhäuser und dergleichen. Mir gefielen vor allem historische Gebäude. Winzige Modelle von Landhäusern aus dem Bürgerkrieg, viktorianische Waisenhäuser. So Zeug eben.«
    »Waisenhäuser?«, fragte Dave.
    »Klar.« Einen Moment lang war sie wieder verwirrt, wusste nicht genau, worauf er hinauswollte. Doch dann fuhr sie tapfer fort: »Warum nicht? Ein ganz normales Puppenhaus kann jeder haben. Ich war beim Spielen gern kreativer.«
    »Dave auch«, warf ich ein. »Er stand auf Modelleisenbahnen.«
    »Keine Eisenbahnen«, meinte Dave, tatsächlich leicht genervt. »Schlachtennachbauten! Und es war eine sehr ernste Sache, keine Spielerei.«
    »Ich habe auch supergern Schlachten nachgestellt«, erzählte Deb. »Was meint ihr, wo ich alle meine Waisen herbekam?«
    Ich sah die beiden entgeistert an. »Was hattet ihr eigentlich für eine Kindheit?«
    »Eine von der miesen Sorte«, erwiderte Deb nüchtern. Sie zog nun endlich ihre dicke Jacke aus, faltete sie ordentlich zusammen und legte sie zu ihrer Handtasche auf einen Tisch. »Wir hatten nie genug Geld, meine Eltern kamen im Grunde überhaupt nicht miteinander aus, alles war immer nur chaotisch und voller Spannungen. Das war meine Realität. Deshalb liebte ich es, neue Welten zu erschaffen.«
    Mir wurde bewusst, dass sie bisher noch nie so offen über ihre Familie gesprochen hatte. »Krass«, sagte ich und sah sie mitfühlend, aber auch forschend an.
    Dave zuckte die Achseln. »Ich stand einfach auf Schlachten.«
    »Wer nicht?«, gab Deb zurück, ließ das Familienthema schon wieder hinter sich. »Was ich sagen wollte: Ich habe die Erfahrung gemacht   – und ich habe echt viele Modelle und Miniaturhäuser gebaut   –, dass man beim Konstruieren mit der Windradmethode entschieden am besten fährt.Aber hier bei euch läuft das Ganze anscheinend nach dem Schachbrett-Prinzip   – und deswegen eben gerade
nicht

    Wir sahen sie nur stumm an. »Aha«, meinte Dave schließlich trocken. »Windradmethode. Logisch.«
    »Deshalb glaube ich, ehrlich gesagt«, fuhr Deb fort, während ich Dave einen mahnenden Blick zuwarf und mühsam versuchte, mir das Lachen zu verbeißen, »dass wir uns dem Projekt mit einem ganz neuen, frischen Ansatz nähern müssen. Ist das die Konstruktionsanleitung?«
    »Ja.« Ich hob die dicke Broschüre auf, die vor mir auf dem Boden lag.
    »Super! Darf ich mal?«
    Ich gab sie ihr. Energisch ging Deb damit an den Tisch, breitete sie darauf aus. Wenige Sekunden später hatte sie sich über die Seiten gebeugt, studierte sie vollkommen versunken, wobei sie mit einem Finger gegen ihre Unterlippe klopfte.
    »Soll ich dir mal was sagen?«, flüsterte Dave mir zu. »Ich kann Deb echt gut leiden. Sie ist zwar total durchgeknallt, aber nur im positiven Sinne.«
    »Ich weiß«, flüsterte ich zurück. »Ich bin immer wieder verblüfft, was sie alles treibt.«
    Was absolut stimmte. Deb war eine Wahnsinnige, ein Musterbeispiel für hyperaktiv: Initiatorin eines Ein-Frau-Schulbegrüßungskomitees, Speed-Metal-Drummerin, Expertin für Tätowierungen, Waisenhaus-Erbauerin   … Aber was auch immer sie gerade machte   – zurückhaltend war sie dabei nicht. Was sie anpackte, packte sie an. Und zwar richtig.
    »Denk an ein Windrad«, sagte sie zu mir, und zwar nicht bloß einmal, als ich mich mit einem Häuschen vor das Modell stellte. »Wir fangen in der Mitte an, im Stadtzentrum, und arbeiten uns von dort spiralförmig nach außen vor.«
    »Wir haben die Sachen im Prinzip bisher so aufgebaut,wie sie eben kamen, je nachdem, wer gerade welchen Karton ausgepackt hat«, antwortete ich.
    »Ich weiß. Hab ich sofort gesehen.« Sie bedachte mich mit einem verständnisvoll bis mitleidigen Blick. »Aber mach dir deshalb jetzt keinen Kopf. Typischer Anfängerfehler. Wenn man allerdings auf die Weise weitermachen würde, müsste man am Ende über die Sachen drüberkrabbeln, würde garantiert aus Versehen einen Hydranten umwerfen oder abknicken, oder sich ein spitzes Hausdach ins Knie rammen. Es wäre das reinste Chaos. Glaub mir.«
    Ich glaubte ihr, deshalb hielt ich mich an ihren Vorschlag. Die Nimm-irgendein-Teil-bau-es-zusammen-finde-den-richtigen-Platz-dafür-Tage waren vorbei. Deb entwickelte aus dem Stand ihr eigenes System, holte einen roten Stift aus ihrer Handtasche, markierte die Bauanleitung nach ihren Vorstellungen   – innerhalb einer Stunde funktionierten wir wie ein gut geöltes Räderwerk. Sie suchte die Elemente für jeden Quadranten   –

Weitere Kostenlose Bücher