Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
Vom Netzwerk:
arbeiten, wenn es darum ging, die Vorratskammer zu putzen und zu desinfizieren, bei Bedarf auch mal die Böden in den Toiletten zu wischen oder die Fritteuse zu leeren, ehe sie vollends verstopft.«
    Dave schwieg. So lange, dass ich aufblickte und merkte, er betrachtete mich wieder so ratlos, als würde ich irgendeine Fremdsprache mit ihm sprechen.
    »Angestellte engagieren sich niemals so sehr wie die Besitzer eines Restaurants«, erklärte ich. »Wenn das Restaurant dir gehört, musst du zur Not bereit sein, alles zu übernehmen. Jeder Job ist deiner, vom Chef bis zum Assistenten des Barkeepers. Deshalb ist es so anstrengend.«
    »Aber auch für dich«, meinte er.
    »Ich kannte es ja nicht anders. Ich glaube, meine Mutter hatte alles in allem mehr Schwierigkeiten. Sie liebte unser Restaurant, bezeichnete sich jedoch gleichzeitig gern als ›Restaurantwitwe‹.«
    »Glaubst du, das ist letztlich der Grund, warum sie sich mit Peter Hamilton zusammengetan hat?«
    Ich musste auf einmal heftig blinzeln. Immer noch wanderte mein Blick zwischen der Feuerwache und ihrem Platz auf der Modellbasis hin und her, aber plötzlich schien überhaupt nichts mehr zu stimmen. Nicht bloß die verfluchte Verbindung zwischen zwei Rechtecken. »Ich   …«
    »Tut mir leid«, meinte Dave hastig. »Ich wollte bloß sagen   … Das war total daneben. Mann, was ich manchmal daherquatsche, geht auf keine Kuhhaut. Ich habe einfach nur vor mich hin gelabert, sorry.«
    Ich nickte langsam. »Ich weiß.«
    Eine Weile schwiegen wir beide; inzwischen hörte man von unten bloß noch die Stimmen der Kellnerinnen und Kellner. Seit einigen Wochen half ich nun dabei mit, OpalsModell zusammenzubauen, und hatte die Erfahrung gemacht, dass Atmosphäre und Arbeitsrhythmus sehr unterschiedlich waren, je nachdem, wer gerade mit wem werkelte. Mit Deb oder auch mit Deb und Dave zusammen ergab es sich fast zwangsläufig, dass wir beim Zusammenbauen und Montieren unaufhörlich schwatzten, über Musik, Schule, was auch immer. Waren Dave und ich hingegen allein da, entwickelte sich ein anderer Rhythmus, fast so was wie Ebbe und Flut: Mal redeten wir, mal schwiegen wir und immer gab es Stoff zum Nachdenken. Es war, als würde ich eine neue Sprache lernen, nämlich wie man
wirklich
mit jemandem zusammen ist und auch bleibt, nicht ausweicht oder abhaut, selbst wenn es wegen eines heiklen Themas ungemütlich wird.
    Es musste inzwischen kurz vor sechs sein, denn aus dem Restaurant unten ertönte nun Musik, was hieß: Gleich ging es los, die Vorbereitungen waren so gut wie abgeschlossen. Eine der Grundregeln meines Vaters lautete, die Hintergrundmusik an die Speisekarte anzupassen: im besten Sinne schlicht, aber von guter Qualität. Außerdem wollte er die Musik so leise wie möglich (damit die ersten, frühen Gäste, die im Grunde noch gar nicht auf Dinneratmosphäre eingestellt waren, nicht sofort verschreckt wurden), rein instrumental (sonst würde sich womöglich ein Wettstreit zwischen dem gesungenen und dem gesprochenen Wort   – der Gäste   – entwickeln), in spritzigem Tempo (um das Team auf Trab zu halten). »Schneller Rhythmus, schneller Service«, pflegte Dad zu sagen. Er behauptete, das habe er durch ein katastrophales Intermezzo in einem Bio-Restaurant gelernt, wo er als Student eine Zeit lang gejobbt hatte und nichts als Folkmusik gespielt wurde. Richtig   – auch der Service war anscheinend eher gemütlich.
    In einem guten Restaurant fiel einem derlei nie bewusst auf und so sollte es auch sein. Denn genau darum dreht es sich ja, wenn man essen geht: ums Essen. Die Mahlzeit steht im Mittelpunkt. Auf keinen Fall sollte man sich als Gast um die übrigen Details den Kopf zerbrechen müssen. Und wenn jemand in der Position meines Vaters seine Arbeit ordentlich erledigt, muss man das auch nicht.
    Dave und ich arbeiteten also schweigend nebeneinanderher. Schließlich meinte er: »Was spielen sie da unten eigentlich?«
    »Kubanischen Jazz«, antwortete ich. »Dad schwört, dabei würden die Gäste das Essen noch mehr genießen.«
    »Das ist echt schräg«, erwiderte er. »Ich hasse Jazz nämlich, habe aber plötzlich totalen Hunger.«
    Ich lächelte wissend und rückte ein allerletztes Mal die Feuerwache zurecht, ehe ich die Schutzfolie vom Sockel abzog. Dann drückte ich das Teil in die rechteckige Vertiefung. Merkte, wie es endlich einrastete. Fertig.
    »Möchtest du unten was essen?«, fragte ich Dave, der gerade mit einem Hemdzipfel ein bisschen Staub

Weitere Kostenlose Bücher