Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)
ich.
»Nicht sofort. Ich meine, momentan ist der Raum ja sowieso durch das Modell belegt, und wir müssen auch das Restaurant insgesamt erst wieder auf eine solidere Basis stellen.« Sie schob die beiden Farbmuster, die in der engeren Wahl waren, in meine Richtung. »Aber nachdem Chuckles uns verschont hat, ist er vielleicht offen für ein paar Ideen, wie wir uns vergrößern und verbessern können. Er kann es anscheinend einrichten, heute für einen Abend in die Stadt zu kommen; wir haben deshalb für später ein Meeting geplant und ich möchte ihm das mit dem zusätzlichen Gastraum plus Terrasse oben schon mal vorschlagen. Damit er es für später im Hinterkopf hat, als kleine Anregung.«
»Ich finde die Vorstellung, beim Kellnern die Treppen rauf- und runterrennen zu müssen, nicht so prickelnd«, meinte Tracey.
»Und man müsste vorher genau überlegen, wie das Essen unterwegs warm gehalten werden kann«, fügte Jason hinzu.
»Was ist los mit euch? Habt ihr keine Lust auf Veränderung?Auf Abenteuer? Zu expandieren könnte dem
Luna Blu
total guttun. Ein Wiederanknüpfen an die glorreichen alten Zeiten!«, hielt Opal dagegen. Die beiden sahen sie bloß ausdruckslos an. Opal winkte seufzend ab, wandte sich mir zu. »Auf geht’s, Mclean. Welchen Farbton würdest du nehmen?«
Ich sah die beiden Farbkarten an. Zwei Blaus, unterschiedlich und gleichzeitig so ähnlich. Ich sah weder die Weißtöne noch die verschiedenen Schattierungen; und von der Sprache, mit der Tracey die Nuancen so differenziert beschrieben hatte, verstand ich eigentlich bloß Bahnhof. Aber ich wusste seit geraumer Zeit eins, und zwar ziemlich genau: Ich wusste, was mir gefiel.
»Das Blau da.« Genau wie Tracey deutete ich auf die rechte Karte. »Die Farbe ist perfekt.«
***
Es war mittlerweile März. Dad und ich wohnten seit zwei Monaten in Lakeview. Überall sonst hätten sich diese acht Wochen nach demselben Schema abgespielt: neues Domizil beziehen, sich einrichten, Namen/Identität aussuchen. Die paar Sachen auspacken, die wir brauchten, und genauso einräumen wie in der letzten und der nächsten Wohnung. Auf eine neue Schule gehen, während mein Vater das aktuelle Restaurant in die Kategorie »schleimiger Salat« oder »hervorragende Guacamole« einordnete. Mir überlegen, ob ich mir Freunde suchen oder irgendwelchen Vereinen beitreten sollte. Und dann blieb eigentlich nichts anderes zu tun, als auf die üblichen Zeichen zu achten, die Vorboten des nächsten Aufbruchs, damit ich wusste, wann ich mich rarmachen, Schlussstriche ziehen und bereit sein musste, jederzeit aufzubrechen.
Aber hier lief es anders. Bei unserer Ankunft war noch alles gewesen wie immer. Doch seitdem hatte sich Grundlegendes geändert, angefangen bei der Tatsache, dass ich meinen richtigen Namen benutzte, bis hin zu der kleinen Sensation, dass mein Vater sich auf eine neue Frau einließ, obwohl der nächste Umzug noch nicht in Sicht war. Zählte man hinzu, dass ich mich sogar mit meiner Mutter ausnahmsweise halbwegs vertrug … ja, anscheinend war ganz offiziell eine neue Zeitrechnung angebrochen.
Seit ich zugesagt hatte, in den Frühlingsferien mit nach Colby zu fahren und sie überdies an vier Wochenenden zwischen April und Juni zu besuchen, herrschte zwischen Mom und mir ein vorläufiger Waffenstillstand. Sie hatte ihren Anwalt angerufen, er möge den Antrag, das Sorgerecht vor Gericht neu zu verhandeln, zurückziehen; ich hatte Dad erzählt, worauf wir uns geeinigt hatten, worauf er, gelinde gesagt, extrem erleichtert reagierte. Jetzt war also die dritte Märzwoche in meinem Kalender mit Engelskind oder Stillem Wasser oder auch einfach nur blau markiert, für »Ferien am Meer«. Außerdem hatten wir endlich mal wieder ein Gesprächsthema, das nicht automatisch zu Spannungen führte. Was, wie ich zugeben muss, eigentlich sogar ganz schön war.
»Das Meer wird natürlich noch eisig kalt sein«, hatte sie am Vorabend gesagt, als sie nach dem Essen anrief. »Aber ich hoffe, sie kriegen es noch rechtzeitig hin, dass sowohl der Whirlpool als auch die Heizung fürs Schwimmbecken funktionieren. Wobei das leider fraglich ist. Ich halte dich auf dem Laufenden.«
»Euer Haus hat einen Whirlpool
und
einen Pool?«, fragte ich.
»Ja, schon.« Sie klang ein wenig verlegen. »Du kennstPeter doch. Er macht keine halben Sachen. Aber offenbar konnte er das Ganze zu einem wirklich günstigen Preis kaufen, wegen einer Zwangsvollstreckung oder so ähnlich. Jedenfalls
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