Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)
Gebäude oder irgendeine Stadt irgendwo. Zuhause war, mit den Menschen zusammen zu sein, die einen liebten, wann und wo auch immer. Kein Ort, sondern ein Augenblick, und dann noch einer, die sich im Laufe der Zeit anhäuften, aufeinandertürmten wie die Ziegel einer Mauer, sodass am Ende ein solider Schutzwall entstand, den man für den Rest seines Lebens mitnehmen konnte, egal wohin.
An jenem Morgen redeten wir sehr lang und ausführlich miteinander, zunächst während eines opulenten Frühstücks (der Bacon fand tatsächlich sogar vor Dads Augen Gnade), dann bei vielen Bechern Kaffee, der großzügig nachgeschenkt wurde. Und als wir schließlich zu Moms Villa zurückfuhren,redeten wir immer noch weiter. Vor allem ich mit Dad, denn wir machten einen langen Strandspaziergang, während Mom bei den Zwillingen blieb. Wir trafen noch keine endgültigen Entscheidungen, bloß, dass ich wie geplant die Woche über in Colby bleiben und wir uns alle miteinander Zeit nehmen würden, um zu überlegen, wie es weitergehen könnte.
Es folgten weitere Gespräche – von Angesicht zu Angesicht mit Mom, am Telefon mit Dad –, an deren Ende feststand, dass Hawaii nicht infrage kam, zumindest für mich nicht. In der Beziehung hielten sie eisern zusammen, sodass ich mich einer geschlossenen Elternfront gegenübersah – ganz was Neues nach so langer Zeit. Und es bedeutete, dass ich die Schule letztlich da beenden würde, wo ich angefangen hatte, nämlich in Tyler. Ich war, gelinde gesagt, nicht glücklich mit der Lösung, musste allerdings irgendwann einsehen, dass ich tatsächlich keine andere Wahl hatte. Ich versuchte mir das Ganze ein bisschen schönzureden, indem ich mir selbst sagte, damit schlösse sich eben ein wichtiger Kreis. Ich war gegangen und hatte mich auf die Weise selbst aufgesplittert. Indem ich an den Ort meines Ursprungs zurückkehrte, würde ich mich wieder zusammensetzen und später, im Herbst, woanders komplett von vorn beginnen, wobei ich dann allerdings eine von vielen Studienanfängern sein würde, die in exakt derselben Situation waren.
In der Woche, die ich bei Mom am Meer blieb, verbrachte ich viel Zeit damit, über die vergangenen zwei Jahre nachzudenken. Mir meine Jahrbücher und Fotos anzuschauen. Außerdem hing ich ziemlich oft mit Mom ab, wobei mir allmählich bewusst wurde, dass ich mich geirrt hatte, als ich dachte, auch sie hätte sich komplett neu erfunden, als sie Katie Sweet hinter sich zurückließ und durch KatherineHamilton ersetzte. Klar hatte sie eine neue Familie gegründet, sich äußerlich verändert, besaß ein schickes Haus am Meer und lebte als Frau eines prominenten Basketball-Coaches in einer vollkommen anderen Welt. Trotzdem erhaschte ich hin und wieder einen Blick auf den Menschen, den ich früher gekannt hatte.
Zum Beispiel empfand ich diese tröstliche Vertrautheit – die ja im Grunde nie ganz weg gewesen war – wieder, dieses eigenartige Gefühl von Déjà-vu, wenn ich sie zusammen mit Connor und Madison beobachtete: beim Errichten von Bauklötzchentürmen auf dem Fußboden, beim Vorlesen von
Goodnight Moon
, während sich die beiden wie zufriedene Kätzchen auf ihrem Schoß zusammenrollten. Oder als ich ihren iPod auf der Hightech-Anlage entdeckte, einschaltete und merkte, sie hatte zum Teil dieselbe Musik draufgeladen wie Dad auf seinen: Steve Earle und Led Zeppelin (allerdings in Kombi mit Elmo und diversen Wiegenliedern).
Und schließlich das allabendliche Ritual, wenn sie die Zwillinge ins Bett gebracht hatte, sich ein Glas Wein einschenkte und damit auf die Terrasse ging, wo sie automatisch in den Himmel zu den Sternen blickte. Und obwohl es in ihrer supermodernen Küche alles gab, was man zur Zubereitung eines Fünf-Gänge-Menüs gebraucht hätte, stellte ich zu meiner freudigen Überraschung fest, dass ihre alten Kochgewohnheiten unverändert geblieben waren. Nach wie vor basierte jede Mahlzeit, von diversen Stews und Schmorgerichten bis Hühnchen in allen möglichen Varianten, auf einer einzigen Grundzutat: einer Dose Cremesuppe. Doch der schlagendste Beweis war die Patchworkdecke.
Nach unserer Rückkehr aus dem
Poseidon
hatte ich die Plastikkiste, in der sie steckte, zusammen mit den beiden anderen in mein Zimmer geschafft. Als es einige Nächtespäter einen plötzlichen Temperatursturz gab, holte ich sie hervor und wickelte mich darin ein. Als ich mir am nächsten Morgen in meinem Bad die Zähne putzte und dabei zufällig ins Zimmer
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