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Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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her. Ich liebe den Blick, gerade vom
Poseidon
aus.«
    Ich sah sie an. »Ich auch.«
    »Obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht mehr in Erinnerung hatte, wie intensiv es nach Schimmel riecht«, fügte sie schief lächelnd hinzu.
    »Ich schon«, erwiderte ich. Sie lächelte erneut, drückte noch einmal liebevoll meine Schulter.
    Für ein paar Sekunden schwiegen wir. Schließlich warf mein Vater meiner Mutter wieder mal einen dieser vielsagenden Blicke zu, ehe er sich an mich wandte: »Deine Mutter und ich sind der Meinung, wir sollten uns zu dritt zusammensetzen und reden. Über das, was jetzt geschehen soll.«
    »Ich weiß«, antwortete ich.
    »Aber vielleicht können wir auch irgendwo sitzen und gleichzeitig essen«, fuhr er fort. »Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe Hunger.«
    »Dem kann ich mich nur anschließen«, pflichtete Mom ihm bei. Sie drehte ihr Handgelenk um, warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Das
Last Chance
öffnet um sieben, also in knapp zwanzig Minuten.«
    »
Last Chance

    »Das beste Lokal an der Promenade in Colby«, sagte sie zu Dad und stand auf. »Der Bacon wird dich umhauen!«
    »Du kennst doch
meinen
Bacon«, konterte Dad trocken. »Na los, auf geht’s!«
    Ehe wir fuhren, halfen sie mir noch schnell, die Kiste mit den Fotos, Alben, Büchern wieder zu packen. Es fühlte sich an wie ein Ritual, wie etwas Heiliges, sie wieder wegzuräumen, zumal es in völliger Stille und eher behutsam geschah. Und als ich schließlich jeweils den Deckel drauflegte und festdrückte, unterschied das Geräusch sich nur unwesentlich von dem, welches zu hören war, wenn man eins dervielen Miniatur-Bauelemente auf der Modellunterlage einrasten ließ.
Klick
!
    Wir traten auf den Parkplatz vor dem Motel, luden die Kisten und meine Reisetasche in Peters Monsterauto. Ein kalter, ziemlich heftiger Wind wehte, der Himmel war bleiern grau, die Sonne ging gerade auf, ein rötlicher Schimmer in weiter Ferne. Meine Mutter holte ihre Autoschlüssel aus der Tasche. Ich fragte: »Was ist eigentlich mit den Zwillingen? Musst du nicht dringend zu ihnen zurück?«
    »Keine Bange«, erwiderte sie. »Heidi hat zwei ihrer bewährten Babysitter angerufen, Amanda und Erika. Sie sind also bestens versorgt. Wir haben alle Zeit der Welt.«
    Alle Zeit der Welt
, hallte in meinem Kopf wider, während wir auf die Hauptstraße einbogen. Mein Vater folgte in der Supermistbiene.
Alle Zeit der Welt
. Wenn es so was doch wirklich gäbe! Aber die Wirklichkeit sah anders aus: ständig neue Deadlines und Jobs, alte Schuljahre, die aufhörten, neue, die anfingen. Mit jedem Atemzug verging Zeit. Unwiederbringlich. Doch als wir bei
Gert's Surfshop
vorbeifuhren, wo das 24-STUNDEN-GEÖFFNE T-Schild weiterhin tapfer vor sich hin blinkte, ich unwillkürlich auf das Armband um mein Handgelenk schaute und es mechanisch ein paarmal herumdrehte, schoss mir plötzlich durch den Kopf: Vielleicht brauchte ich am Ende gar nicht »
alle
Zeit«. Bloß einige Stunden, ein anständiges Frühstück und die Chance, mit den beiden Menschen zu sprechen, die mich am allerbesten kannten, egal, wer ich gerade war.
    Wir waren die ersten Gäste im
Last Chance
, trafen in dem Moment ein, als eine verschlafen wirkende blonde Frau mit Schürze die Tür aufsperrte. »Sie sind aber früh wach«, sagte sie zu meiner Mutter. »Hatten die Kinder eine unruhige Nacht?«
    Meine Mutter nickte und ich spürte ihren Blick auf mir ruhen, während sie antwortete: »Ja. So was in der Art.«
    Wir nahmen die Speisekarten entgegen und drehten als Erstes unsere Kaffeebecher um; gleichzeitig näherte sich auch schon unsere Kellnerin mit der Kaffeekanne, um uns einzuschenken. Aus der Küche hinter der Theke hörte ich das Zischen und Brutzeln der Grillpfanne; jemand hatte das Radio eingeschaltet, die Melodie des Liedes, das gerade ertönte, wurde durch das
Pling-pling
der Registrierkasse akzentuiert, deren Schublade von einer anderen Kellnerin mehrfach geöffnet und wieder geschlossen wurde. Mir war das alles so vertraut, als wäre ich schon total oft hier gewesen, obwohl ich noch nie einen Fuß in dieses Lokal gesetzt hatte. Ich betrachtete versonnen meine Eltern, wie sie die Speisekarte studierten: meine Mutter neben mir, meinen Vater uns gegenüber. Wir waren hier, nur wir drei, sie mit mir, sonst niemand. Hier. Jetzt. Ich hatte gedacht, ich hätte kein Zuhause mehr. Begriff jedoch in diesem Moment, an diesem Ort, dass ich mich geirrt hatte. Zuhause war nicht ein bestimmtes

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