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Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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und ins Handy greinte. Ich musste entweder ganz rausgehen oder saß hier fest.
    Hinter mir flog mal wieder die Tür auf, ein neuerlicher Schwall kalter Luft drang herein. Im nächsten Moment trat das Mädchen in der Daunenjacke, die dafür gesorgt hatte, dass ich eine Bierdose bekam, neben mich, zog eine Flasche Mineralwasser aus der Tasche und schraubte den Verschluss ab.
    »Hey, Riley«, meinte die Spaghettikleidträgerin und deutete mit dem Daumen auf mich. »Sie ist neu hier. Geht ab Montag auf die Jackson.«
    Riley war dünn, hatte blaue Augen, die roten Haare im Nacken zusammengebunden und trug an fast jedem Finger einen Silberring. Mitfühlend lächelte sie mich an und sagte: »Es ist nicht so übel, wie sie dir weismachen wollen, versprochen.«
    »Hör nicht auf sie, sie ist eine unverbesserliche Optimistin«, meinte der Typ. Und fuhr, an Riley gewandt, fort: »Hast du Dave gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er hatte heute Abend eine Riesenfamilienkonferenz mit seinen Eltern. Ich könnte mir vorstellen, dass sie ihn anschließend nicht mehr rausgelassen haben.«
    »Schon wieder ’ne Familienkonferenz?«, sagte die Blonde. »Die Leute haben’s echt drauf, das Rumsitzen und Labern, was?«
    Riley zuckte die Achseln, trank einen Schluck von ihrem Wasser. Ihr Lippenstift in knalligem Pink hinterließ einenperfekten Halbkreis auf dem Flaschenhals. »Ich glaube, er hat gehofft, sie würden endlich ein bisschen lockerer werden«, antwortete sie. »Schließlich ist es zwei Monate her. Aber die Tatsache, dass er nicht hier ist, verheißt nichts Gutes.«
    Die Blonde wandte sich mir zu. »Seine Eltern sind überfürsorglich«, erklärte sie. »Total abgefahren, aber im negativen Sinne.«
    »Ja, wie im KZ«, ergänzte Mister Trenchcoat. »Bloß dass man das KZ in den eigenen vier Wänden hat.«
    »Aber jetzt mal im Ernst«, fuhr die Blonde fort. »Der Knabe ist sein ganzes Leben lang an der kurzen Leine gehalten worden, war hyperanständig, total straight, und dann hat er an
einem
Abend das Pech, mit einem Bier auf einer Party erwischt zu werden.« Sie legte eine Kombi aus Augenrollen und indigniertem Ausschnitt-Zurechtrücken hin. »Ein
einziges
Bier! Sogar der Richter hat ihm bloß ein paar Sozialstunden aufgebrummt. Aber für seine Eltern ist es anscheinend so, als hätte er irgendjemandes Großmutter ermordet.«
    »Echt knallhart«, pflichtete ihr Freund ihr bei.
    Riley trank noch einen Schluck Wasser, warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Dabei fiel mir das Tattoo auf der Innenseite ihres linken Handgelenks auf: ein schlichter schwarzer Kreis, ungefähr so groß wie ein Zehncentstück. »Zwanzig vor zehn«, meinte sie. »Spätestens um halb elf hauen wir ab, damit wir rechtzeitig daheim sind. Keine Ausnahmen, kein klammheimliches Verschwinden.
Capisce
, ihr zwei?«
    »Du bist schlimmer als jede Mutter«, quengelte die Blonde. Riley warf ihr einen mahnenden Blick zu. »
Capisce «
, lenkte die Ausschnitt-Königin schließlich ein.
    »Halb elf«, sagte der Trenchcoat-Typ und salutierte. »Verstanden.«
    Riley lächelte mich an, kehrte ins Wohnzimmer zurück und bahnte sich ihren Weg zum Sofa, wo ein Dunkelhaariger in Armeejacke einer Horde Mädchen, die ihre Plastikbecher umklammerten, eifrig gestikulierend irgendeine endlose Geschichte erzählte. Die Mädels hingen wie gebannt an seinen Lippen. Riley setzte sich neben ihn, strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und hörte ebenfalls zu.
    Ich wandte mich wieder zu dem K Z-Trenchcoat und Miss Vertrauensproblem um, doch die beiden hatten mittlerweile unverhofft wild zu knutschen begonnen; seine Hände wanderte bereits unter ihren Parka. Das Mädchen am Kühlschrank telefonierte nach wie vor im vollen Weinerlichkeits-Modus. Ich beschloss, an die frische Luft zu gehen.
    Auf der seitlichen Veranda standen etliche Leute, die rauchten und von einem Fuß auf den anderen traten, um sich warm zu halten. Die Nacht war klirrend kalt und klar, die Sterne extrem hell, wodurch sie so nah wirkten, dass man das Gefühl hatte, man könnte sie berühren. Unwillkürlich begann ich, den Himmel abzusuchen.
Nummer eins
, dachte ich, als ich Kassiopeia entdeckte. Orion war Nummer zwei, der Große Wagen Nummer drei. Manche Menschen machen extra große Schritte, um nicht auf eine Ritze im Boden zu treten; andere klopfen auf Holz oder werfen Salz über ihre Schulter. Ich hatte für diese Fälle den Nachthimmel: Immer, wenn ich nachts draußen war und nach oben schaute, musste ich

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