Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)
…«
»Wow!« Dave öffnete langsam die Augen, blinzelte kurz gen Himmel, ließ sie dann zur Seite wandern, bis wir einander direkt ansahen. »Du spielt
wesentlich
besser Basketball als wir.«
Ich hatte keine Ahnung, was ich darauf antworten sollte. Öffnete den Mund, um wenigstens irgendwas zu sagen – nichts! Ich brachte keinen Ton über die Lippen. Stattdessen starrten wir uns stumm an, und ich musste daran denken, wie er mich vor einigen Nächten in den dunklen Schutzkeller gezerrt hatte. Es waren eigenartige Begegnungen, ober- wie auch unterhalb der Erde, die wir zwei da immer wieder hatten. Heftige, unerwartete Zusammenstöße – als würden wir gleichzeitig voneinander abgestoßen und angezogen.
»Mannomann, das war echt der Hammer!« Daves Kumpel riss mich aus meinen Gedanken. Beim Sprechen sah er Dave kopfschüttelnd an: »Du bist umgekippt wie eine gigantomanische Eiche bei einer Holzfälleraktion.«
Ich hockte mich auf meine Fersen, während Dave sich langsam aufrichtete und auf den Ellbogen abstützte. Er schüttelte ausgiebig den Kopf, so wie eine Comicfigur, wenn der Zeichner illustrieren will, dass das Hirn entknotet werden muss. Wäre ich für das arme verknotete Hirn nicht verantwortlich gewesen, hätte ich die Assoziation vielleicht sogar witzig gefunden, aber so … »Ich wollte dich wirklich nicht …«, brachte ich schließlich und endlich mühsam hervor.
»Schon okay.« Er schüttelte seinen Kopf ein letztes Mal. Rappelte sich hoch. »Ich glaube nicht, dass du irgendwelche bleibenden Schäden verursacht hast.«
»Uff, da kannst du echt von Glück reden«, meinte Dreadlockzu mir; er hatte in der Zwischenzeit den Ball zurückgeholt, stand wieder bei uns, dribbelte beim Sprechen vor sich hin. »Ich weiß, er sieht nach nichts Besonderem aus, aber das Gehirn dieses Knaben ist so etwas wie ein Nationalheiligtum.«
Dave bedachte ihn mit einem lakonischen Blick: haha. Wandte sich erneut mir zu und sagte: »Mir geht es bestens, ehrlich.«
»Ich heiße Ellis«, sagte sein Freund und hielt mir lässig die Hand hin, die nicht mit Dribbeln beschäftigt war. Ich zögerte leicht, ehe ich sie schüttelte. »Und nachdem wir einander jetzt offiziell vorgestellt wurden, musst du mir unbedingt diese Wurftechnik beibringen. Ich mein’s ernst.«
»Nein«, sagte ich, in schärferem Ton, als ich wollte, worauf die beiden mich prompt befremdet ansahen. »Soll heißen, ich … ich weiß doch auch nicht genau, wie ich das gemacht habe.«
»Daves verlängertes Rückenmark ist da anderer Ansicht«, konterte Ellis und drückte mir den Ball in die Hand. »Mach schon. Bitte.«
Ich merkte, dass mir ganz heiß wurde. Ich wollte nicht. Im Gegenteil, ich konnte es selbst immer noch nicht richtig fassen, dass ich den Ball überhaupt geworfen, geschweige denn getroffen hatte – den Korb
und
Dave. Aber mein Vater hatte mit mir Basketballspielen geübt, fast ehe ich laufen konnte, bei jedem Spaziergang im Park und natürlich bei uns daheim im Hof. Es sprach schwer für seine Fähigkeiten als Trainer, dass ich diesen Wurf –
seine
Spezialität – immer noch erfolgreich ausführen konnte, obwohl ich seit Jahren keinen Ball angerührt hatte.
Mein Vater hatte Basketball geliebt, ja, seit seiner frühesten Kindheit gelebt. Praktisch geatmet. Er beherrschteeinen ordentlichen Sprungwurf, einen passablen Korbleger; aber weil er schlicht nicht groß genug war, wurde aus ihm auch nie ein wirklich großer Spieler. Andererseits war er schnell und kämpfte hingebungsvoll, wodurch er immer wieder Spielzeit erhielt, manchmal mehr, manchmal weniger (eher weniger). Und er hatte bei seinen Mannschaftskameraden und Freunden eine gewisse Bekanntheit durch seine zum Teil beim Streetball abgekupferten Spezialwürfe erlangt, die er in Spielpausen oder spielfreien Zeiten sowie bei spontanen Matches in der Nachbarschaft ständig übte und verfeinerte. Es gab Dutzende dieser Spezialwürfe: Den
Slip 'n' Slide
(der Spieler rollt sich, während er den Ball dribbelt, auf den Boden ab); den
Ascot
(vorgetäuschte Schulterdrehung, dann abrupt zum Korb ziehen); den
Cole Slaw
(kann man nicht beschreiben, muss man sehen). Doch der
Boomerang
war der berüchtigtste von allen, mehr eine Angriffstechnik als ein normales Abspielen des Balls, für die man kontinuierliche Zielübungspraxis, einen Hakenwurf und mehr als nur ein bisschen Glück brauchte. Auf meinen Wurf von vorhin trafen immerhin zwei von drei Kriterien zu.
Während
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