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Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Hände in die Taschen gestopft. Die beiden Kellnerinnen am Tisch beim Fenster kicherten verhalten. Sie verstummten indes sofort, als mein Vater ihnen einen strengen Blick zuwarf. Sein Handy begann zu klingeln. Er fischte es aus der Hosentasche, warf einen Blick aufs Display. Sein Gesicht nahm einen leicht angespannten Ausdruck an. »Chuckles«, erklärte er, klappte das Handy auf, hielt es ans Ohr. »Hallo? Ja, hab ich. Der Elektriker, den ich wegen der Eismaschinebestellt hatte, ist gerade gegangen. Tja   … möchtest du erst die schlechte oder erst die schlechte Nachricht hören?«
    Es klang so, als würde das Telefonat ein Weilchen dauern, deshalb wandte ich mich wieder Richtung Gastraum, während mein Vater beim Telefonieren auf sein Büro zulief. Mister Tattoo hatte die Tür zur Treppe natürlich nicht geschlossen. Ich ging hin, um zu tun, worum mein Vater ihn gebeten hatte. Doch als ich Opals Stimme von oben hörte, folgte ich ihr unwillkürlich und lief die Treppe hinauf.
    »In Wahrheit ist das hier
die
Gelegenheit für euch, das Zentrum eurer Heimatstadt   – deren Bürger ihr ja seid   – kennenzulernen, wie ihr es sonst nie könntet«, dozierte sie. »Jede einzelne Straße, jedes einzelne Gebäude. Als würdet ihr eine Karte eurer eigenen Welt entwerfen. Was doch irgendwie cool ist, oder etwa nicht?«
    Ein Hüsteln, ein bisschen Mit-den-Füßen-Scharren   – keine weitere Reaktion. Als ich den oberen Treppenabsatz erreichte, geriet Opal sofort in mein Blickfeld. Sie stand vor einer Gruppe von etwa zwanzig Teenagern, die ungefähr so begeistert aussahen, als würde ihnen gerade mitgeteilt, sie müssten sich einer Wurzelbehandlung unterziehen. Opal wiederum wirkte sichtlich nervös; sie trug die Haare hochgesteckt, ein schwarzes Kleid und ihre Cowboystiefel. »Und das Tolle ist, dass wir ziemlich schnell ziemlich weit kommen müssten«, fuhr sie gerade fort; sie redete eindeutig zu schnell. »Schließlich sind wir viele und können jede Woche jede Menge Stunden in die Arbeit stecken. Wobei wir uns natürlich an die Konstruktionsanweisung halten müssen.« Sie wedelte vielsagend mit einem dicken Stapel zusammengehefteter Blätter, den sie in der Hand hielt. »Soweit ich esüberblicken kann, ist es nicht sonderlich kompliziert. Sobald wir die Platte aufgebaut und zusammengesetzt haben, welche die Basis des Modells bildet, geht es eigentlich bloß noch darum, die einzelnen Bauelemente an den richtigen Stellen zu verankern. Und weil alles durchnummeriert ist, dürfte das kein Problem sein.«
    Schweigen.
    »Na dann, äh   …«, meinte Opal schließlich verzagt. »Ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Ich meine, mir ist klar, dass einige von euch keine andere Wahl haben. Aber wenn ihr trotzdem am Ball bleibt und euch ein bisschen engagiert, bin ich mir sicher, wir werden viel Spaß haben und gleichzeitig etwas Sinnvolles für die Gemeinschaft tun.«
    Weiterhin keine Reaktion. Ich sah, wie Opal leicht zusammensackte und resigniert sagte: »Nun, ich denke, das wär’s für heute, mehr Zeit haben wir nicht. Lasst uns ausmachen, dass wir uns am Mittwoch um vier wieder hier treffen. Und jetzt, falls jemand von euch möchte, dass ich ihren oder seinen Stundenzettel gegenzeichne   …«
    Mit einem Schlag erwachte die Horde zum Leben. Alle setzten sich gleichzeitig in Bewegung, sodass es im Saal geradezu hektisch wurde. Innerhalb weniger Sekunden war Opal von weit ausgestreckten Armen und Händen umringt, die fordernd mit Formularen wedelten.
    »Ganz ruhig, schön der Reihe nach«, sagte sie vernehmlich. »Jeder kommt dran   …«
    Ich lief um das Gewusel herum tiefer in den Saal, der ausgeräumt und gekehrt worden war. Die Kartons standen aufgereiht an einer Wand. Einige der größeren waren mit überdimensionalen Ziffern in Schwarz markiert worden, auf den übrigen standen Buchstaben, allerdings waren sie nichtalphabetisch geordnet, sondern wahllos durcheinander. Während ich sie betrachtete, musste ich an Traceys Kreuzworträtsel denken, an die vielen Wörter, die passten oder auch nicht. Ein ähnlich ungelöstes Rätsel stellte auch dieses Kartonchaos dar.
    Mittlerweile waren wir seit drei Wochen in Lakeview. So lange war ich seit zwei Jahren schon nicht mehr am Stück Mclean gewesen, hatte mich zumindest nicht mehr so genannt. Und richtig daran gewöhnt hatte ich mich immer noch nicht. Innerlich zuckte ich nach wie vor zusammen, wenn jemand »Mclean« zu mir sagte, so wie Jason vorhin.

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