Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition)
traumatische Ereignisse der Vergangenheit erspüren, aber noch nie zuvor mit dieser Klarheit.
Ich sah nach Osten, an dem verlassenen Gleisbett vorbei, das den Stadtrand bildete. Hinter ihm lagen die Wirbel, wirbelnde Magnete mystischer Energien, Durchgänge in die Untere Welt. Der Wirbel, den Mick und ich letzten Frühling versiegelt hatten, war immer noch da, doch seine Energie war verschwunden, völlig abgeschottet. Wir wanderten immer noch einmal die Woche zu ihm hinaus, um uns davon zu überzeugen.
Ich wollte die Wirbel für die Untere-Welt-Magie verantwortlich machen, die sich in letzter Zeit in mir manifestierte, doch ich konnte es nicht. In meinem tiefsten Inneren wusste ich, dass es wahr war, was Coyote mir in meinem Traum gesagt hatte: Die Magie der Unteren Welt war seit meiner Geburt da gewesen; sie war mir von meiner Mutter, der Göttin, vererbt worden. Aber früher war ihre Magie inaktiv präsent gewesen. Sie hatte meine Gewittermagie bekämpft, mir jedoch nichts Schlimmeres beschert als einen Kater.
Jetzt konnte ich mit meiner Untere-Welt-Magie auf einen Streich Horden von Dämonen töten und den Tod eines Mannes in Farbe und 3D nacherleben, einfach nur, indem ich mich auf das T-Shirt konzentrierte, in dem er gestorben war. Die Magie hatte auch versucht, mich zu überreden, einen Mörder zu fangen, indem ich alle Einwohner von Magellan auslöschte.
Ich setzte mich hin und lehnte den Rücken an die Wand, die das halbe zweite Stockwerk bildete. Die Wand war warm von der Sonne, aber ich zitterte immer noch. Die Magie der Unteren Welt hatte mir das Gefühl gegeben, mächtig, unaufhaltbar und unbesiegbar zu sein, und das jagte mir einen riesigen Schrecken ein.
»Du tust gut daran, Angst zu haben.«
Ich schrie auf, sprang halb auf die Beine und rutschte wieder die Wand hinunter. »Verdammt, ich wünschte, du würdest das lassen!«
Coyote grinste auf mich herunter. »Ich mag dramatische Auftritte.«
Wenigstens waren wir dieses Mal beide angezogen. Coyote trug seine Jeans und eine Denim-Jacke wie schon im Diner, eine Gürtelschnalle aus Türkis und Cowboystiefel. »Ich will dich auf Trab halten«, sagte er.
»Bitte nicht, wenn ich mich so mies fühle.« Ich rieb mir die Schläfen und wünschte, die verdammten Kopfschmerzen würden vergehen.
Coyote ging neben mir in die Hocke. Seine Jeans spannte sich über seinen harten Schenkeln. »Hör auf, die Magie der Unteren Welt zu benutzen, Janet!«
»Sie benutzt mich . Sie kommt in mir hoch und sagt mir, wie ich Sachen machen soll, und ich gehorche einfach.« Ich sah ihn hoffnungsvoll an. »Kannst du mir beibringen, wie ich sie kontrollieren kann?«
»Nein, ich sage: Hör auf, die Magie der Unteren Welt zu benutzen!Ich will nicht, dass du sie kontrollierst, sondern dass du sie erst gar nicht benutzt.«
»Ich bin machtlos dagegen …«
»Lass es mich anders ausdrücken. Hör auf, sie zu benutzen, oder ich vernichte dich! Das will ich nicht – ich würde lieber mit dir schlafen. Doch ich werde dich töten, wenn ich muss.«
Ich sah auf in das Gesicht eines Gottes. Coyote, der umgängliche Indianer, der die Touristen zum Lachen brachte und mit der kleinen Julie befreundet war, war verblasst. Seine Augen waren dunkel und hart, seine Macht war in diesem Moment unverkennbar. Er konnte mich mühelos zerquetschen wie eine Fliege.
Nein, kann er nicht, flüsterte meine Magie. Du hast die Kraft, sogar ihn zu stoppen.
Coyotes Augen wurden schwarz.
Schnell hob ich die Hände. »Tu’s nicht! Ich gebe mir Mühe.«
»Gib dir mehr Mühe!«
So, wie er mich ansah, wäre ich am liebsten weggerannt, so schnell und so weit fort wie nur möglich. »Hast du ihn wieder zum Leben erweckt?«
»Nein.« Seine Stimme war ausdruckslos. »Solche Scheiße mache ich nicht.«
»Aber du könntest es?«
»Könnte ich. Doch ich war’s nicht.«
»Weißt du, wer es war?«
»Nein.« Er sah nicht besonders interessiert aus. Aber Coyote war nicht immer mitteilsam mit seinen Gefühlen, außer wenn es um Sex ging.
»Du bist mir eine große Hilfe, wie immer.«
»Ich bin nicht hier, um zu helfen, Janet. Ich bin hier, um die Balance zu halten.«
»Und dabei zu vögeln, so viel du kannst.«
Ein Anflug seines alten Grinsens flackerte in seinem Gesicht auf. »Das auch.« Coyote stand auf, immer noch der Gott. »Benutz die Magie nicht wieder!«
»Ich weiß nicht, ob ich sie stoppen kann.«
»Wenn du’s nicht tust, tu ich’s.«
Verdammt, das war so unfair! Ich wollte die Magie meiner
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