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Sträfliche Neugier

Sträfliche Neugier

Titel: Sträfliche Neugier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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er sich einen Kahlkopf rasieren und geht nie ohne seine schwarze
Baseballkappe fort. Auf diese Weise hofft er, der Kripo ein Schnippchen zu
schlagen. Nur Eddy Bausewitz ist über seine kriminelle Vergangenheit
informiert, denn beide hatten einige Jahre im gleichen Gefängnis zugebracht,
woraus sich eine gewisse Freundschaft entwickelte. Nach der Entlassung aus der
Haft fanden beide nicht mehr zu einem bürgerlichen Leben zurück. Während Eddy
das Lokal ›Zur blauen Lampe‹ pachtete und es zu einer Art Gaunertreff machte, erlangte Victor als Hehler in Ganovenkreisen eine gewisse Berühmtheit.
    Wenn Victor zu einer geschäftlichen Besprechung fährt,
pflegt er seinen BMW etwas außerhalb des Orts zu parken. Das ist eine seiner
Vorsichtsmaßnahmen, denn das Auto-Kennzeichen könnte ihn verraten. Darum hat er
immer ein Klapprad dabei, um unauffällig ans Ziel zu kommen. Gelegentlich
bedient er sich eines fremden Fahrrads, um sich den zeitraubenden Zusammenbau
des Klapprads ersparen.
     
    Victor hat maßgeblichen Anteil daran, dass sich das
Gasthaus ›Zur blauen Lampe‹ zu einem Umschlagplatz für heiße Ware entwickelte und in Hehlerkreisen als erste Adresse gehandelt wird. Natürlich
erhält auch Eddy seinen Anteil, wenn das Geschäft durch seine Vermittlung
zustande kam.
    Am Mittwochmorgen rief Eddy seinen Geschäftsfreund an und
teilte ihm die Neuigkeiten mit. Victor war wenig erfreut, seinen Terminplan
ändern zu müssen. Doch Eddy ließ nicht locker: »Da steht für uns beide eine
Menge auf dem Spiel. Deshalb musst du unbedingt schon heute antanzen. Mein
neuer Gast ist vielleicht schon heute im Besitz der Juwelen. Aber es könnte
auch erst morgen klappen. Wie dem auch sei, er muss den Schmuck gegen US
Dollars eintauschen, denn er würde ihn nie durch den Zoll bringen.«
    Da auch Victor ein interessantes Geschäft witterte gab er
schließlich nach: »Na gut, ich werde mich gleich auf den Weg machen.«
     
    Als er den Gastraum der Blauen Lampe betrat,
begrüßte ihn der gut gelaunte Eddy:
    »Schön, dass du es schon heute möglich machst. Wie geht’s,
wie steht’s?«
    »Danke für die Nachfrage. Und – wie läuft’s bei dir so?«
    »Na ja, so la-la, dürfte besser
gehen.« Lachend klopfte er Victor auf die Schulter. »Komm erst mal an die
Theke, trinken wir ein Bierchen zusammen!«
    Victor setzte sich auf den Barhocker und kam ohne
Umschweife auf das bevorstehende Geschäft zu sprechen. »Also, da will jemand
seinen Schmuck verkaufen. Was ist das für ein Typ und woher hat er die Ware?«,
fragte er.
    »Das ist ein dürrer Polacke, saß lange im Knast, sogar
etwas länger als wir beide, hahaaa. Wie ich dir schon sagte, will er den
Schmuck geerbt haben; darunter viele besonders seltene Stücke.«
    »Hast du ’ne Ahnung, wo er ihn aufbewahren könnte, falls er
ihn schon hat?« Neugierig sah Victor den Wirt an.
    »Hm, der Typ ist vorsichtig, man hat ihn schon einmal
beklaut. Ich denke, dass er sich ein geheimes Versteck suchen wird. Auch wenn
wir alten Knastologen uns bestens verstehen – in meinem Schuppen würde er seine
Schätze wohl kaum aufbewahren. Bestimmt traut er mir nicht über den Weg. Und
Recht hat er, hahahaaa!«
    Eddy konnte sich ein schallendes Lachen nicht verkneifen
und zwinkerte Victor verschmitzt lächelnd zu:
    »Mensch, wie wäre es, wenn du ihm zuvor kämst? Am heutigen
Mittwoch gibt’s doch im Fernsehen Fußball, da ist kaum jemand auf der Straße.
Guck’ dich doch mal ein bisschen in der Gegend um, du kennst doch die Siedlung ›Unter
der Hohenburg‹ . In der Hohenburgstraße wohnt angeblich sein
Testamentsvollstrecker, ein Verwandter von ihm. Miroslav ging heute morgen
fort, vielleicht kommt er gerade von dort und hat den ganzen Kram dabei, ein
kleines Paket oder so. Du musst nur ein bisschen die Augen aufhalten. Und dann,
– ein kleiner Schlag auf den Hinterkopf, und schon bist du um einiges reicher!«
Eddy strahlte, weil ihm eine so gute Idee gekommen war.
    »Na hör’ mal, ich kann doch nicht jedem, der irgendwas mit
sich herumträgt, eins über die Rübe geben! Woran erkenne ich den Richtigen?«
    »Nun ja, Miroslav ist ziemlich groß, etwas größer als du,
und sehr schlank, sieht ein bisschen verhungert aus. Und er zieht ein Bein
nach, hatte mal mit der Polizei Katze und Maus gespielt, hahahaaa, ist dann von
einem anfahrenden Güterzug runtergefallen, war ziemlich schwer verletzt.«
    »Danke für den tollen Tipp. Kann ja mal sehen, ob er mir
vor die Füße läuft. Falls ich

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