Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
Vom Netzwerk:
sah nur einen möglichen Weg. Damit stellte sich für ihn die uralte Frage: Hatte er seine Angelegenheiten geregelt? Was den juristischen Aspekt betraf, waren sie für Kennedys Verhältnisse erstaunlich gut geregelt. Erst letztes Jahr hatte er auf Bradens Drängen hin einen Notar aufgesucht und ein entsprechendes Dokument aufsetzen lassen. Sein Grundbesitz, Geld und Eigentum würde zu gleichen Teilen an Robin und Patrick gehen. Robin würde die alleinige Begünstigte seines literarischen Erbes sein, dessen Verwaltung wiederum Connie oblag.
    Was den anderen Aspekt betraf – den des tatsächlichen Vollzugs –, stellte sich vor allem die Frage nach dem »Wann«. Was das »Wie« betraf, hatte er bereits eine Idee. Aber was wäre der richtige Zeitpunkt? Irgendwie kam ihm die Phrase »Wenn nicht jetzt, wann dann?« in den Kopf. Warum nicht? Das Valium-Rezept steckte noch immer in seiner Jackett-Tasche. Dank der Kreditkarten in seiner Geldbörse hatte er um die hunderttausend Pfund zum Verprassen zur Verfügung. Warum also nicht sofort? Heute Nacht. Das Langham! Natürlich, es war direkt um die Ecke. Nimm dir ein Zimmer. Ach, scheiß drauf – eine Suite. Mach diese Nacht zur Nacht der Nächte. Erstaunt, wie klar er trotz des reichlich konsumierten Alkohols noch denken konnte, blickte er auf seine Uhr – halb fünf, draußen war es bereits dunkel – und trat ein weiteres Mal den Weg zur Bar an. Wie lange war es her, dass er zuletzt einen Spaziergang durch London gemacht hatte? Vermutlich über zehn Jahre. Diese großartige Stadt, in der für ihn alles begonnen und die er so herzlos mit Los Angeles betrogen hatte. Eine Affäre, die schließlich in seiner zweiten Heirat mündete.
    Nun, dann war ja alles klar. Jedenfalls klar genug. Er leerte seinen Drink und ließ eine Fünfzigpfundnote als Trinkgeld auf dem Tresen liegen.
    Zum Langham Hotel am Portland Place war es nur ein zehnminütiger Spaziergang – mit einem ersten Halt an einer Apotheke, wo er sein Rezept einlöste, und einem zweiten an einem Geldautomaten, um mit seiner Bank- und seiner American-Express-Karte eintausend Pfund in bar abzuheben. Er ging die Stufen hinauf, drückte dem Portier einen Zwanziger in die Hand und trat durch die Drehtür.
    »Guten Abend, ich weiß, es ist ein wenig kurzfristig, aber haben Sie vielleicht noch eine Suite frei? Bloß für eine Nacht.«
    »Eine Junior Suite?«
    »Nein, nein. Definitiv Senior.«
    »Lassen Sie mich kurz nachsehen, Sir.« Die Finger des Mädchens an der Rezeption klackerten über die Tastatur. Sie war Mitte zwanzig, hübsch, dunkelhaarig und hatte einen osteuropäischen Akzent. »Unsere Infinity Suite ist noch frei. Unsere größte. Sie hat zwei Schlafzimmer.«
    »Und wie viel wird mich das kosten?«
    »Das wären zehntausenddreihundert Pfund pro Nacht. Inklusive Mehrwertsteuer.«
    »Großartig.« Kennedy legte seine Kreditkarte auf den Marmortresen.
    »Und Ihr Gepäck?«
    »Ich habe keins. Danke.«
    Das Mädchen blickte ihn an. Beinahe hätte er seine Brusttasche nach einer Zahnbürste abgetastet. Benjamin Braddock, nervös in der Lobby des Taft Hotels. Großartige Szene.
    Na das hat doch mal Klasse, dachte Kennedy, als der Page vor ihm den Raum betrat und das Licht einschaltete. Die Suite – so hatte der junge Mann ihm im Lift nach oben voller Stolz erzählt – war ganze zweihundertfünfzig Quadratmeter groß. Über einige Treppenstufen ging es erst geradeaus und dann rechts in den Wohnbereich. Links von ihnen befanden sich ein riesiger Esstisch für acht Personen und ein Korridor, der zum Schlafzimmer – einem der Schlafzimmer – und dem angrenzenden Bad führte, das anstelle einer Badewanne eine Art kleinen Infinitypool besaß.
    »Für Sie«, sagte Kennedy und drückte dem Pagen drei Zwanziger in die Hand.
    »Vielen Dank, Sir. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Nein, alles bestens. Sie können jetzt wieder gehen.«
    Der Junge verschwand. Kennedy griff zum Telefon.
    »Hallo, Zimmerservice.«
    »Hallo. Könnten Sie mir bitte ein Dutzend Austern, zwei Shrimp-Cocktails, eine Flasche Dom Pérignon und drei Martinis bringen?«
    »Ja, Sir. Was die Martinis betrifft …«
    »Gin. Tanqueray, wenn Sie haben. Wenn nicht, was immer Sie dahaben. Oliven. Sehr trocken.«
    »Natürlich, Sir.«
    »Ich danke Ihnen.«
    Er legte auf und lief quer durch den Raum zu den Fenstern. Er zog die Vorhänge zurück, öffnete eine Terrassentür und trat auf einen kleinen Balkon hinaus. Sein Atem kondensierte in der eiskalten

Weitere Kostenlose Bücher