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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Nathan. Mir ist es völlig gleich, ob das Budget fünf Millionen oder hundert Millionen beträgt. Letztlich ändert das nicht das Geringste an meinem Job – nämlich den Schauspielern und dem Regisseur das bestmögliche Drehbuch zu liefern.« Braden nickte zufrieden und zeigte ihm den erhobenen Daumen, während er in seinem Kaffee rührte, woraufhin Kennedy so tat, als würde er einen riesigen Schwanz lutschen.
    »Schön, schön«, sagte Castle. »Sie sind dafür bekannt, dass Sie sehr – na ja – protektiv sind, was Ihre Drehbücher angeht.«
    »Mmm.« Kennedy nippte an seinem Cognac. Protektiv also. Wenn jemand mit über zwanzig Jahren schriftstellerischer Erfahrung Monate damit verbrachte, ein Drehbuch immer wieder umzuschreiben und zu verfeinern, dann sollte das Ergebnis doch eigentlich jederzeit dem geistigen Dünnpfiff vorzuziehen sein, den sich irgendein Jungspund von Schauspieler, der kaum die Highschool abgeschlossen hatte, am Set aus der Nase zog. Dafür verpassten sie einem dann das Etikett »protektiv«. Diese Stadt. Diese kranke, kaputte Stadt.
    »Angesichts von Julies jüngsten, äh, kontroversen Anmerkungen zur Rolle des Schauspielers im kreativen Prozess«, fuhr Castle fort, »erwarten Sie da, am Skript viel ändern zu müssen, um Mrs. Teals Ideen mit einfließen zu lassen?«
    »Ähm, was genau hat sie denn gesagt?«
    »Moment.«
    Am anderen Ende der Leitung konnte Kennedy Papier rascheln hören. Er stellte sich Castle in seinem Kabuff in der Redaktion von Variety drüben an der Wilshire Avenue vor.
    »Sie sagte … ah, richtig: ›Natürlich bin ich überzeugt, dass Drehbuchautoren wirklich wichtig sind, aber Schauspieler erhalten oft nicht die Anerkennung, die ihnen dafür zusteht, eine Figur mit Leben zu füllen. Egal, von wem das Drehbuch stammt, am Ende schreibe ich einen Großteil meiner Dialoge selbst.‹ «
    Kennedy fühlte, wie sein Griff um das Glas fester wurde. »Das hat sie wirklich gesagt, diese d…«
    Roter Alarm von Braden: Kopfschüttelnd fuhr er sich mit zwei Fingern über die Kehle und signalisierte Kennedy, das Gepräch zu beenden.
    Kennedy hielt das Telefon von sich weg, kippte den restlichen Cognac in einem Schluck hinunter und sagte: »Na ja, ich glaube nicht, dass ich auch nur einen einzigen Drehbuchschreiber kenne, der nicht jede … jede Form von Hilfe, die ein talentierter Schauspieler ihm anzubieten hat, willkommen heißen und auch bereitwillig in seine Arbeit einfließen lassen würde.« Diese dämliche, talentfreie Schlampe.
    »Alles klar. Großartig. Danke. Na dann viel Glück. Scott Spengler, Julie Teal, Michael Curzon, Kennedy Marr, was für ein Team … sieht ganz so aus, als hätte das Schicksal hier mal so richtig in die Vollen gegriffen, was?«
    »Ich glaube nicht an Schicksal, Nathan. Lassen Sie es mich einfach mal so formulieren: So viel geballtes Talent kann einem Film nur guttun. Meine Wenigkeit natürlich ausgenommen.«
    »Fantastisch. Vielen Dank. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
    »Nicht doch. Kein Ding.« Klick. Kennedy schaltete das BlackBerry aus und warf es auf den Tisch.
    »Gut gemacht«, sagte Braden.
    »Geballtes Talent? Mit der geballten Faust sollte ich dieser blöden Kuh …«
    Braden grinste und legte seine firmeneigene American-Express-Karte auf die Rechnung. Ihr hellgrünes Schimmern erinnerte Kennedy an die flachen Buchten der Irischen See im Sommerlicht. »Talent ist, was man daraus macht.«
    »Ach, drauf geschissen. Danke für das Essen.«
    »Gern geschehen. Aber hör zu … diese Steuer-Sache, die löst sich nicht von allein. Der Einsparungsplan? Den Roman abliefern? Das sind keine Hirngespinste. Du musst darüber nachdenken. Ernsthaft.«
    »Ja, ja, schon klar.«
    Als er draußen auf dem Bürgersteig das Mahl mit tiefen Zügen an seiner Marlboro beendete und darauf wartete, dass der Parkservice seinen Wagen vorfuhr, kramte Kennedy schließlich sein Handy hervor. Fünf verpasste Anrufe: zwei von Connie aus London, einer von irgendeiner Saskia und zwei von seinem Bruder Patrick in Dublin. Die von Connie waren vermutlich bloß die üblichen Agenten-Anrufe. So was wie: »Hallo, mein Lieber, ich wollte mich nur mal melden. Alles gut bei dir?« Nur mal melden? Was sollte das heißen? Aber Patrick? Er dachte kurz nach und sah dann auf seiner Rolex nach dem Datum: der erste. Oje, natürlich, das bedeutete, er würde auch mit seiner Mutter sprechen müssen. Er beschloss, sie später zurückzurufen. Um mit seiner Familie zu

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