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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Mannes fest, warf jedoch einen Blick über die Schulter zum Reverend. Trotz der beträchtlichen Entfernung zwischen ihnen schlug ihr Blick ein wie ein Blitz. In seinem Unterleib pochte es, und er bekam deswegen ein schlechtes Gewissen.
    Er ging hoch in sein Zimmer, schloss sich ein und onanierte mit ihrem Gesicht vor Augen.
    Dann gab er sich wieder dem Whisky hin.
    In seiner Satteltasche befand sich noch eine letzte Flasche; die nahm er sich vor und legte sich wieder zum Trinken aufs Bett. Er war der zweiten Chance nicht würdig, die Gott ihm gewährte. Er hatte sie vertan, hatte alles verdorben. Hier lag er nun, wieder mit dem Teufelszeug, nach dem er süchtig war, und wieder begehrte er seine Schwester oder eine Frau, die ihn an sie erinnerte, und holte sich einen runter wie ein Schuljunge. Er verfügte nicht über mehr Willensstärke als ein tollwütiger Hund.
    Mit der Nacht, das wusste er, würden die Träume kommen – die Bootsfahrt auf dem Höllenfluss, und am Ende das Spinnending.
    Es klopfte an der Tür.
    Erstaunt stellte der Reverend fest, dass die Whiskyflasche bereits in seine linke Hand gewandert war und dass er mit seiner rechten den Navy-Colt genauso schnell und geschmeidig gezogen hatte, wie er mit ihr vorhin seinen Schwanz aus der Hose geholt hatte.
    Er rappelte sich hoch und setzte sich auf den Bettrand, stellte die Whiskyflasche auf dem Boden ab, stand auf und verstaute den Revolver und sich selbst wieder in der Hose.
    Es klopfte erneut.
    »Machen Sie mir die Pferde nicht scheu«, sagte der Reverend.
    Er öffnete die Tür.
    Vor ihm stand der kleine David aus dem Pferdestall.
    Vier
    »Sag bloß, der Preis für mein Pferd ist um weitere sechs Bits gestiegen, und ich muss dir auch noch den Striegel bringen.«
    David ging nicht darauf ein. Stattdessen zog er den Rotz hoch. »Riecht wie in ’ner Säuferbude hier – und als hätten Sie sich’s gerade selbst besorgt.«
    »In deinem Alter kennst du dich damit bestimmt aus«, sagte der Reverend mit einiger Verlegenheit – und überrascht, dass der Junge ihm auf die Schliche gekommen war.
    »Ja, aber ich hab dafür ’ne Entschuldigung. Ich bin noch zu jung für Frauen.«
    »Was kann ich für dich tun?«
    »Ich hab gedacht, Ihr Prediger habt was gegen Alkohol?«
    »Haben wir auch, aber ich trinke ihn trotzdem. Aus medizinischen Gründen. – Gibt es irgendwas, das ich für dich tun kann? Oder bist du nur hergekommen, um mir Abstinenz zu predigen?«
    »Jetzt kommen Sie mir gar nicht mehr so toll und gottesfürchtig vor wie gestern, wenn ich mal so sagen darf, Reverend.« David lächelte von einem Ohr zum andern.
    »Soll ich dir dein Lächeln aus dem Gesicht wischen?«
    Das Lächeln verschwand. »Nein, danke.«
    »Dann spuck’s schon aus, um Himmels willen. Was willst du? Bevor ich hier noch vor Langeweile sterbe.«
    »Die Waffe, die Sie tragen. Können Sie gut damit umgehen?«
    »Normalerweise treffe ich, was ich treffen will. Und wenn ich die Waffe danach werfen muss.«
    »Ja, Sie sehen aus wie einer, der so was fertigbringt. Ich möchte Schießen lernen.«
    Der Reverend griff nach der Tür, als wolle er sie zumachen. »Ich gebe keinen Schießunterricht, mein Junge. Geh damit zu deinem Papa.«
    »Der bringt mir nix bei außer hart arbeiten.«
    »Bildet den Charakter. Schönen Tag noch.«
    »Ich bezahl Sie.«
    »Du bezahlst mich dafür, dass ich dir das Schießen beibringe?«
    David nickte.
    »Warum willst du das unbedingt lernen?«
    »Weil ein Mann das können muss, glaub ich. Papa sagt immer, ich könnt nix von dem, was ein Mann so alles tun muss. Ich wär ’ne Nummer zu klein für richtige Arbeit und dafür, dass mal ’n richtiger Mann aus mir wird.«
    »Du bist halt noch ein kleiner Junge, aber das ändert sich.«
    »Er sagt auch, ich wär bloß ’n Träumer, genau wie meine Mama.«
    »Dasselbe hat mein Vater über mich gesagt.«
    »Echt?«
    »Unter anderem.«
    »Kann ich nicht aus’m Flur zu Ihnen reinkommen?«
    »Doch, kannst du.«
    David kam herein, und der Reverend schloss die Tür und setzte sich wieder aufs Bett. David blieb stehen.
    Der Reverend trank einen Schluck von seinem Whisky.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie ’n Säufer sind.«
    »Der erste Eindruck kann täuschen«, sagte der Reverend und trank noch einen Schluck.
    »Sie sehen irgendwie, ich weiß nicht, wie was Besonderes aus. Wie als wären Sie wirklich die rechte Hand Gottes oder so. Verstehn Sie, was ich meine?«
    »Nein.«
    Eine unbehagliche Stille breitete sich

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