Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Straße in die Hölle

Straße in die Hölle

Titel: Straße in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Brüste befingerte und brüllend vor Lachen verkündete, er kriege sie schon ins Bett, so sicher wie er ein Ding in der Hose trage.
    Gebbhardt ging langsam hinunter zum Fluß und blieb an der Brückenauffahrt stehen. Die Kolonnenführer grüßten ihn, die Arbeiter grinsten ihn an. Senhor alemão , ein wirklicher Freund – aber was konnte er gegen Areras und den großen Hermano Bolo in Brasilia tun? Er war ein armes Schwein wie sie, er bekam seine Cruzeiros aus der gleichen Tasche wie sie, und wenn er die Schnauze aufmachte, war er wie sie erledigt.
    »Gott grüß dich, Senhor Carlos. Guck nur hin … der Bau geht weiter, wir beißen uns Meter um Meter durch den Wald. Brauchst dir keine Sorgen um den Akkord zu machen, auf uns kannst du dich verlassen. Aber einen Giftegel hast du jetzt in deiner Hütte … paß auf, daß er dich nicht sticht und dir das Blut aussaugt …«
    Plötzlich stand Hauptmann Bandeira neben ihm. Er roch nach Bier, und Gebbhardt bekam plötzlich heftigen Durst.
    »Wo gibt es eine Flasche?« fragte er und schluckte.
    »Bei Dr. Santaluz. Dosenbier. Deutsches Bier aus Bremen. Verrückt, was? Im Urwald, wo noch nie ein Mensch gewesen ist, trinkt man deutsches Bier. Das nennt man Zivilisation. Wenn Sie eines wollen, der doutôr hat noch einen Kasten voll. Und Norina wird sich freuen, wenn Sie kommen. Sie ist verdammt unruhig, so allein in ihrem einsamen Bett.«
    »Was wissen Sie von der ›Todesschwadron‹?« fragte Gebbhardt unvermittelt. Aber er brachte Bandeira damit nicht in Verlegenheit.
    »Himmel, jetzt fangen Sie auch noch damit an. Im Lazarett singt man dieses Lied, und natürlich hier vorn auch. Die ›Todesschwadron‹, das ist ein verrückter Verein gerechtigkeitsfanatischer Polizisten, die auf eigene Faust frei herumlaufende Verbrecher liquidieren. Eine Art Selbstjustiz, wo der Staat versagt.«
    »Sie hat im Camp zugeschlagen«, sagte Gebbhardt hart.
    »Blödsinn.« Bandeira lachte laut. »Wer soll das sein? Die einzigen Polizisten, die hier herumspringen, sind meine paar Leute, Carlos. Halten Sie mich für einen heimlichen Henker?«
    Gebbhardt vermied es, den Hauptmann anzusehen. Er erinnerte sich an sein letztes Gespräch mit ihm, an seinen nationalistischen Stolz und die Anklagen, die Bandeira gegen den Staat hervorgebracht hatte.
    »Sie sehen nicht so aus«, sagte er ausweichend.
    »Ich wußte gar nicht, daß Sie das Zeug zum Diplomaten haben.« Bandeira grinste spöttisch. »Ich habe Norina übrigens nicht gesagt, daß Sie sie mit nach Deutschland nehmen wollen. Ich hielt das für zu blöd.«
    »Warten wir es ab.«
    »Ein gutes Wort. Ich wiederhole meinen Rat: Hängen Sie Ihren Vertrag mit Bolo an die Latrine und nehmen Sie das nächste Flugzeug nach Deutschland.«
    »Ich liebe Norina«, sagte Gebbhardt schlicht.
    »Und sie liebt Sie, das ist der Wahnsinn.« Er stockte und zog die Schultern hoch. »Der zivile Kollege kommt. Er kann auch nicht schlafen. Ein eleganter Mann, nicht wahr? Man sieht ihn lieber beim Opernball in Rio als an einem Urwaldfluß.«
    Piraporte kam langsam heran, die Hände in den Taschen. So gepflegt seine Schuhe auch waren, er nahm keine Rücksicht darauf. Rücksichtslos ging er durch den Schmutz der Schneise, durch die sumpfigen Pfützen und den von den Raupenketten aufgewühlten schwammigen Boden.
    »Wir unterhalten uns ganz friedlich, Abraham«, sagte Bandeira hämisch als Piraporte sie erreicht hatte. »Wir haben eben unsere Erfahrungen über Bier ausgetauscht. Santaluz hat einen Kühlschrank. Gehen wir hinüber zum Lazarett.«
    »Gern, mein lieber Dorias.« Piraporte grinste gefährlich. »Heute scheinen alle ohne Schlaf auszukommen.«
    »Wir haben Vollmond«, bemerkte Bandeira leichthin. »Er macht mich immer romantisch.«
    »Außerdem gibt er ein gutes Schießlicht.«
    »Bei Genickschüssen braucht man nicht groß zu zielen.« Bandeira verzog die Lippen. »Das wissen Sie doch, Abraham.«
    »Sie haben die Mörder nicht gefunden?«
    »Welche denn? Die vom Fluß oder die im Farn?«
    »Die im Farn natürlich.« Piraporte lächelte noch immer. »Fast unmöglich, was?«
    »Vor allem, wenn man mit einer italienischen Beretta geschossen hat.«
    »Ach, hat man das?«
    »Alle Liquidationen der letzten sechs Monate wurden mit dieser Waffe ausgeführt. Im Labor ruft man es schon weitem, wenn ein neuer Toter eingeliefert wird.« Piraporte tippte auf Bandeiras Pistolentasche. »Was haben Sie denn für'n Ding da drin?«
    »Eine italienische Pistole.« Bandeira

Weitere Kostenlose Bücher