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Straße in die Hölle

Straße in die Hölle

Titel: Straße in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lächelte unverbindlich zurück.
    Und plötzlich war die Nacht zwischen ihnen eiskalt.
    Es dauerte eine Weile, bis das Gespräch wieder in Gang kam. Und als das geschah, quälte es sich mühsam dahin. Die Zeit war noch nicht reif, um die Masken abzureißen.
    Bandeira klopfte an seine Pistolentasche. »Wollen Sie am Lauf riechen, Abraham?« fragte er leichthin.
    »Wozu, Dorias?«
    »Pulverrückstände …«
    »Wenn Sie geschossen hätten, würden Sie die Waffe schon längst gesäubert haben.«
    »Danke. Sie halten mich für einen reinlichen Menschen.« Bandeiras Spott mußte Piraporte mitten ins Herz treffen, aber man sah es ihm nicht an. Nur die schwarzen Augen bekamen einen schärferen Glanz.
    »Gehen wir Santaluz ein Bier wegtrinken«, sagte Piraporte plötzlich.
    »Gut. Ich liebe deutsches Bier!«
    »Und Sie, Senhor Carlos?«
    »Ich weiß nicht.« Gebbhardt blickte über den Fluß. Die Fällerkolonnen fraßen sich in den Urwald. Riesige Bäume knickten um wie Grashalme. Das Getöse der stürzenden Stämme war wie ein Aufschrei des bisher unberührten Waldes.
    »Ihre Arbeiter kommen auch ohne Sie aus.« Piraporte winkte lässig ab. »Die Richtung stimmt, Sie haben alles vermessen – was wollen Sie noch da vorn? Sie sollten sich mehr auf Ihre Vorarbeiter verlassen.«
    »Wissen Sie, daß gerade diese Vorarbeiter manchmal mit Peitschen gegen die Arbeiter vorgehen?« fragte Gebbhardt plötzlich. »Daß es da vorne, obwohl sie alle gemeinsam durch diese Hölle wandern und den gleichen Schweiß vergießen, den gleichen Fraß hinunterschlingen und die gleichen Flüche ausstoßen – daß es trotzdem verschiedene Gesellschaftsschichten gibt? Die Neger, die Indios, die normalen Weißen, die kriminellen Weißen, die Aristokratie der Vorarbeiter, Ihre Zuträger – lauter verschiedene Kasten. Am meisten gequält werden die Indios, und am stärksten sind die kriminellen Weißen.«
    »Das wird immer so sein«, erwidere Piraporte ungerührt. »Der Mensch ist kein Schmuckstück der Natur.«
    »Ich habe vier Vorarbeiter einsperren lassen, weil sie Indios gepeitscht haben.«
    »Ich weiß. Ich kenne die Meldungen nach Ceres und Brasilia.«
    »Und was geschieht? Man holt sie nach Ceres und setzt sie in höheren Posten ein. Man befördert sie! Nun sitzen sie in den Materiallagern, beim Nachschub, in den Werkstätten … grinsende Verbrecher, die uns am Schnürchen halten wie Marionetten.« Gebbhardt blieb stehen. »Darum sollten Sie sich mal kümmern, Senhor Piraporte.«
    »Ich bin für die politische Ruhe da.« Er zeigte auf Bandeira, der mit finsterem Blick in den schwarzen Wald starrte. »Hier ist die Polizei. Was tut sie dagegen?«
    »Genug. Aber vergessen Sie nicht, daß ich erst vor drei Tagen aus Rio gekommen bin.«
    »Und schon zwei Liquidationen durch Genickschuß«, warf Piraporte gehässig ein.
    »Wenn wir jetzt kein Bier trinken gehen, schlagen wir uns bald gegenseitig die Schädel ein«, sagte Bandeira trocken. »Abraham, Sie werden nie in der Lage sein, mir diese Toten unters Hemd zu schieben. Ich habe nichts damit zu tun.«
    Piraporte deutete auf das schwach erleuchtete große Lazarettzelt. »Sie sind noch auf. Jaja, der dumme Vollmond. Keiner kann schlafen.« Er schielte zu Gebbhardt, der mit zusammengepreßten Lippen neben ihm herging. »Senhor Carlos, soll ich im Lazarett schlafen und ihre Hütte räumen? Ich habe ein Herz für Verliebte.«
    »Machen Sie, was Sie wollen«, erwiderte Gebbhardt grob.
    Er lief voraus, schlug den Zelteingang und dann das schützende Moskitonetz zurück, das über Norinas Lager aufgespannt war.

6
    Norina saß neben Dr. Santaluz an einem langen Klapptisch und half ihm, die Röntgen-Reihenuntersuchungen auszuwerten. Die Fotos, auf Schmalfilm aufgenommen, wurden durch einen vergrößernden Leuchtrahmen gezogen. Was positiv war, bekam ein rotes Kreuz. Es waren viele Kreuze. Die Mehrzahl der Arbeiter hatte Lungenschäden und war nach ärztlicher Auffassung überhaupt nicht arbeitsfähig. Aber sie kämpften gegen die Grüne Hölle, Tag und Nacht, pro Schicht acht oder zehn Stunden – ausgelaugte Körper, die nur noch eines kannten: Amigo, mach genug Cruzeiros! Wenn du Glück hast und den Rio Araguaia erreichst, bist du ein reicher Mann. Brauchst jahrelang nicht mehr zu schuften, kannst dir ein Stückchen Land kaufen und dich erholen. Oder: du kannst alles versaufen und verhuren, jede Nacht ein anderes Weib im Bett haben, jeden Tag an einer anderen Theke stehen. Was ist denn unser Leben,

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