Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Straße in die Hölle

Straße in die Hölle

Titel: Straße in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
amigo ? Ein Dreckhaufen, der zufällig atmet. Und wenn alles vorbei ist, was bleibt übrig? Auch nur ein Dreckhaufen. Also hau auf die Theke und nimm die Brüste, solange du's noch kannst. Dieses Leben ist verdammt kurz, du siehst es ja jeden Tag. Brauchst nur auf die Kreuze am Wegrand zu blicken. Was haben die armen Kerle nun von allen Plänen? Ein Loch im Urwaldboden, wo sie von Riesenameisen gefressen werden. Reihenuntersuchung? Lungentuberkulose? Scheiß drauf, amigo ! Im Basislager warten zweiundzwanzig heiße Huren auf dich und deine Cruzeiros. Das ist was Greifbares.
    »Das ist ein Überfall«, sagte Piraporte fröhlich, als sie ins Lazarettzelt kamen. Dr. Santaluz blickte vom Röntgenfilmstreifen auf, Norina Samasina lehnte sich zurück und bog die Arme nach hinten. Sie reckte sich wie eine Raubkatze. Ihre schönen Brüste traten aufreizend unter der dünnen Bluse hervor. »Es geht um Ihr Bier, doutôr . Wir können alle nicht schlafen und unsere Kehlen trocknen aus.«
    Er beugte sich über den Lichtkasten und die vergrößerten Röntgenfotos. Auch als Laie erkannte man die Flecken auf den Lungenflügeln. Aber sie ließen ihn kalt. Die Straße war wichtiger als ein Tbc-Fleck. Die Straße war eine politische und volkswirtschaftliche Notwendigkeit. Brasilien im Aufbau … Sollte es sich von Tbc-Kavernen aufhalten lassen?
    »Toll, was?« sagte Dr. Santaluz hinter ihm. Piraporte hob die Schultern.
    »Ich weiß nicht, doutôr . Ich habe Ihr Bier noch nicht probiert.« Eine typische Piraporte-Antwort. Bandeira und Santaluz wechselten einen raschen Blick.
    Norina war zum Kühlschrank gegangen und hatte vier Dosen deutsches Bier geholt. Es war eiskalt.
    »Zum Wohl«, sagte Bandeira und hob seine Dose. »Auf daß wir alle heil aus dem Scheißwald rauskommen!«
    »Zum Wohle des Vaterlandes«, sagte Piraporte fast feierlich. »Brasilien ist ein Land der Zukunft. Rußland mag stolz sein auf sein Sibirien, aber in Brasilien liegen mehr Schätze als in der Taiga. Seien wir stolz, Pioniere sein zu dürfen. Die Welt wird noch staunen.«
    »Das wird sie bestimmt.« Santaluz trank langsam. Seine Kehle brannte vor innerem Haß. »Auf ein freies Brasilien, amigos !«
    »Auf ein großes Brasilien!« rief Piraporte.
    Sie stießen mit den Dosen an und tranken stumm. Der Geschmack des Bieres war so köstlich wie seine Kühle. Erst im Urwald genoß man so etwas richtig.
    »Kann ich hier schlafen?« fragte Piraporte, als er die Dose abgesetzt hatte. »Vielleicht im Bett der Senhorita? Der liebe Carlos ist ein unruhiger Geist, und er arbeitet auch nachts. Ich aber brauche meinen Schlaf.«
    »Sie können mein Bett haben«, erklärte Norina unbefangen. Obgleich sie damit ausdrückte, daß sie nun mit Gebbhardt schlafen würde, zeigte sie keinerlei Scham. Sie bekannte sich zu ihm und ihrer Liebe – was war natürlicher in dieser Hölle von Wald und Sumpf? Hier war das Leben reduziert auf die Grundbegriffe der Natur, und die Liebe gehörte dazu.
    »Danke, Senhorita Norina.« Piraporte machte eine artige Verbeugung wie in einem Ballsaal. »Arbeiten Sie auch nachts, doutôr ?«
    »Oft.« Santaluz zeigte auf die den Raum teilende Decke. »Aber dahinter schlafen Sie ruhig und abgeschirmt. Ich kann Ihnen auch eine Lage Mull über die Augen decken.«
    »Aber bitte nicht mit Äther getränkt.« Piraporte lächelte schief. In solchen Augenblicken war sein schönes Gesicht mit dem Lippenbärtchen geradezu widerwärtig. »Ich habe den Geruch von Äther immer verabscheut.«
    Später saßen Norina und Gebbhardt in der Bauhütte auf dem schmalen Bett. Norina hatte Piraportes Klappbett sofort abgebaut und mit solchem Abscheu aus der Hütte geworfen, als wäre es völlig verwanzt. Sie hockte nackt, mit untergeschlagenen Beinen wie ein Yogi, auf der Matratze und sah Gebbhardt zu, der das große Moskitonetz rund um das Bett an den Haken unter der Decke befestigte. Es war, als teile er damit eine eigene kleine Welt ab … die unantastbare Insel ihrer Liebe.
    »Ich liebe dich«, sagte Norina plötzlich und unvermittelt. »O por amor de Deus! Ich liebe dich!«
    »Warum um Gottes willen?« Er kam zu ihr, beugte sich über sie und küßte ihren glatten Nacken. Der Flaum ihrer seidigen Haare auf der Haut kitzelte seine Lippen. »Ist das so furchtbar?«
    »So ausweglos, Carlos, meu favorito .«
    Er setzte sich neben sie, legte den Arm um ihre Schulter und streichelte ihre Brust. Er spürte, wie ein Schauer durch ihren schlanken Körper lief und wie sich ihre

Weitere Kostenlose Bücher