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Straße in die Hölle

Straße in die Hölle

Titel: Straße in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Weltwirtschaft … eine Generation weiter wird vielleicht Brasilien mit seinem Holz, seinen Edelsteinen und seinen Bodenschätzen den Markt bestimmen. Es wird einen wirtschaftlichen Wettlauf zwischen Sibirien und Brasilien geben, und diese Straße ist eine winzige Lebensader für den neuen starken Körper unseres Landes. Das ist das Fernziel … und nicht das Zerschlagen der Ordnung, wie sie von einigen Wirrköpfen gefordert wird. Man kann aus Dreck keine festen Häuser bauen, sondern nur aus gebrannten Ziegeln. Brennen aber bedeutet Hitze, Druck, Formung …«
    »Und hundert reiche Familien beherrschen das Land«, sagte Norina laut. »Neues Land wird kultiviert, indem man die Indianer einfach liquidiert. Ausrottet wie Ungeziefer. An den Füßen aufhängt und aufschlitzt wie Schweine.«
    Piraporte schob seine Tasse über den Tisch. »Noch einen Kaffee, bitte, Senhorita«, sagte er in beinahe gemütlichem Ton. Es schien unmöglich, ihn aufzuregen oder aus der Ruhe zu bringen. »Konfrontieren Sie mich nicht mit Greueltaten, die ich auch verabscheue und für die ich nicht zuständig bin. Wenn wir die Schuldigen ergreifen –«
    »Geschieht ihnen nichts. Sie haben die besten Anwälte, sie machen Notwehr geltend, sie lassen sich sogar mit ihren getöteten Opfern fotografieren, lächelnd und stolz. Menschen als Jagdtrophäe!« Norina goß neuen Kaffee ein. Sie wünschte im geheimen, es wäre Gift. »Wer bestraft sie schon!«
    »Die ›Todesschwadron‹.« Piraporte nickte mehrmals. »Und da wären wir wieder beim Thema: Warum legt man mir eine schwarze Mamba ins Bett? Ich habe nie einen Indio getötet. Ich habe nie etwas Ungesetzliches getan.«
    »Es gibt Gesetze, deren Befolgung alle Maße von Menschlichkeit sprengen«, sagte Gebbhardt hart. »Wer kann das besser beurteilen als wir Deutsche? Da sind Pflicht und Schuld Zwillinge.«
    »Ich sehe, ein Frauenkörper ist politischer als jede Vernunft.« Piraporte erhob sich, trank die Tasse leer und ging zur Tür. Dort blieb er stehen und blickte sich noch einmal um. »Wer mir die Mamba auch unters Kopfkissen gezaubert hat, ich will ihm eines sagen: Nach mir kommen andere. Und ich bin von allen nicht der Schlechteste. Man sollte sich mit mir arrangieren.«
    »Ein Hund, ein räudiger Hund!« sagte Norina leise, als Piraporte gegangen war. »Er arbeitet nur für das Großkapital.«
    Gebbhardt sah sie mißtrauisch an. Der Zwiespalt, in den er immer mehr hineingeriet, kam einer geistigen Vernichtung gleich. »Hast du ihm die Mamba ins Bett gelegt?« fragte er plötzlich.
    Norina fuhr herum, ihre schwarzen Augen sprühten Feuer. »Nein!«
    Er glaubte es ihr sofort und nickte. »Bandeira?«
    »Auch nicht. Piraporte sagt es selbst.«
    »Wer war es dann?«
    »Das werden wir nie erfahren.«
    »Ich werde morgen mit den Arbeitern reden. Mit jeder Freischicht. Ich will ihnen sagen, daß Terror allen nur schadet. Ich will –«
    »Du willst ihren Lebenswillen kastrieren.«
    »Ich will Ruhe im Camp!« schrie Gebbhardt. »Ich bin für eine Straße verantwortlich, aber nicht für politische Leidenschaften. Wenn sie sich austoben wollen, sollen sie nach Brasilia fahren.«
    »Gut, sprich mit ihnen.«
    Norina begann das zerwühlte Bett aufzuräumen. Der Zauber der Nacht, das kleine Paradies hinter dem Moskitonetz waren versunken. Mit dem Tag kam der Kampf. Der Kampf gegen den Wald, gegen den Fluß, gegen den Himmel und die Menschen. Ein einziges Umsichschlagen.
    »Sie werden dir alle zuhören, natürlich. Aber du bist für sie der alemão , und hier ist Brasilien.«
    An diesem Morgen kam ein Trupp aus dem Basislager zurück. Es waren die Glücklichen, die dort ihren Kurzurlaub verlebt und ihre sauer verdienten Cruzeiros wieder in die Tasche von Senhor Bolo zurückgeleitet hatten … in der Bar, im Bordell, im Laden, beim Glücksspiel. Es gab so viele Möglichkeiten, schnell arm zu werden. Und dann mußte man wieder hinaus in den mörderischen Wald.
    Aber heute morgen waren sie noch fröhlich, voll vom Erlebnis, mit Geld alles gekauft zu haben, was ein Mann braucht: Tabak, Schnaps und Weiber. Sie wurden im Lager mit Geschrei empfangen und sofort umringt.
    »Erzählt!« rief man. »Los, macht die Schnauze auf. Was gibt es Neues im Basislager? Neue Huren? Was hört man aus Ceres und Brasilia? Habt ihr Post mitgebraucht? Zeitungen? Illustrierte? Fotos von nackten Weibern? Ich brauche noch eine ganz Scharfe an die Zeltwand überm Bett! Nun erzählt doch endlich!«
    Viel gab es nicht zu erzählen, denn

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