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Straße in die Hölle

Straße in die Hölle

Titel: Straße in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Aktion.
    Santaluz zerknüllte die Zettel. Dorias Festos, der Kontaktmann in der Regierung, vorgesehen als neuer Ministerpräsident.
    Er verurteilte … Die Welt war plötzlich klein geworden. So klein wie eine neue Straße durch den Urwald. Von Ceres bis zum Rio Araguaia. Eine halbfertige Straße, eine breite Schneise durch die grüne Hölle. Halbfertig wie alles … nur die Sehnsucht war vollendet. Aber Sehnsucht ist keine reale Kraft, sie zersprengt keine Fesseln.
    »Wir werden kämpfen!« erklärte Santaluz entschlossen. »Man wird uns auch keine andere Wahl lassen.«
    Hauptmann Bandeira hatte den breiten, trägen Fluß auf der Pontonbrücke überquert und war bis zur Spitze der Schlagkolonne gekommen. Jetzt lag dieser vorderste Posten verlassen da, ein unübersichtliches Gebirge aus gefällten Stämmen, Asthaufen, Büschen, Riesenfarnen, gekappten Lianen, Schlingpflanzen und weichem, von eines Menschen Fuß noch nie betretenem Waldboden. Urland … aus der Unberührtheit von Jahrtausenden ins Licht gerissen.
    Bandeira hockte in seinem Jeep, die Maschinenpistole schußbereit auf den Knien, und beobachtete die in den Wald geschlagene Bresche. Ein Platz mit tausend Verstecken. Ein Mensch war in dieser grandiosen Wildnis wie ein Käfer. Wenn Piraporte sich hier verborgen hielt, um das Ende der Kämpfe abzuwarten und dann – er glaubte ja an einen Sieg der Regierung – als der große Rächer aufzutreten, gab es keinen besseren Schutz als dieses grüne, verfilzte Labyrinth.
    »Komm raus!« knurrte Bandeira vor sich hin und behielt den Finger am Abzug der MP. »Du siehst mich doch. Ich bin allein. Abraham Piraporte … wir hatten uns bisher noch nie zu Gesicht bekommen, wir hatten nur voneinander gehört … Daß wir uns endlich hier in diesem Scheißwald treffen, ist etwas Schicksalhaftes. Ich hätte dich töten sollen, gleich als du hier ankamst. Es war ein Fehler, dich erst zu beobachten, wie und mit wem du hier gearbeitet hast. Aber nun sind die Würfel gefallen. Komm also endlich raus!«
    Plötzlich erstarrte er. Kein Schritt war zu hören gewesen, kein Knacken, nur die Vögel kreischten im Wald, aber das taten sie immer. Trotzdem war Piraporte plötzlich da, als könnte er fliegen.
    Bandeira blieb steif sitzen, umklammerte seine Maschinenpistole und freute sich, daß er nur den Finger zu krümmen brauchte. Sein Nacken wurde hart wie ein Stück Holz, sein Herz begann langsamer zu schlagen, keineswegs schneller, wie man immer liest. Was wußten die Schreiberlinge schon, wie man reagiert, wenn der Tod hinter einem steht.
    »Guten Tag, Hauptmann Bandeira«, hatte Piraporte gerade gesagt. Seine Stimme war höflich wie immer, glatt wie geölt. »Drehen Sie sich nicht um, ich würde es als Angriff betrachten. Ich stehe unmittelbar hinter Ihnen.«
    Er blies Bandeira in den Nacken. Sein Atem strich über Bandeiras Hals und wirkte wie Eis. Das Gesicht des Hauptmanns war zu Stein geworden.
    »Eins zu null für Sie, Piraporte«, sagte er rauh. »Nur gefällt mir nicht, daß Sie von hinten kommen. Das ist eines Offiziers unwürdig.«
    »Haben Sie etwa immer den legalen Weg eingeschlagen? Ausgerechnet Sie, Dorias.«
    »Doch.«
    »Die Morde in Rio und Brasilia, in Ceres und an der Straße … das nennen Sie legal?«
    »Wir haben immer unsere Visitenkarte hinterlassen. Es hieß nie: Unbekannte Täter. Jeder weiß, wer wir sind.«
    »Die ›Todesschwadron‹. Die Henker für die sogenannte Gerechtigkeit. Der verlängerte Arm einer schlafenden Justiz.«
    »Einer korrupten Justiz, Abraham.«
    »Es bleibt Mord, Bandeira.«
    »Das ist Ansichtssache. Auf keinen Fall haben wir jemals einen von hinten erschossen. Das finde ich so gemein an Ihnen, Piraporte.«
    »Noch schieße ich nicht.« Bandeira konnte nicht sehen, daß die auf seinen Nacken gerichtete Waffe gesenkt wurde. Er ahnte es, obgleich er nichts hörte oder irgend etwas zu dieser Vermutung Anlaß gab. Um seinen zusammengekniffenen Mund lief ein leichtes Lächeln. Der Finger am Abzug der MP krümmte sich kaum merklich. Die Schrecksekunde wird mein Verbündeter sein, dachte er dabei. Jetzt müssen wir reden, reden … je mehr wir miteinander reden, um so länger wird es dauern, bis er merkt, daß ich schneller sein kann als er.
    »Was wollen Sie, Piraporte?« fragte er.
    »Ich möchte wissen, ob Sie wirklich so ein großer Idiot sind, wie Sie scheinen, oder ob Ihr Idealismus Ihnen den Blick für Tatsachen völlig getrübt hat. Ihre Revolution ist eine große Scheiße.«
    »Sie

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