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Straße in die Hölle

Straße in die Hölle

Titel: Straße in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Du jetzt zugelassen hast. Geheiligt sei Dein Name, in Ewigkeit, Amen.«
    Er wartete, beobachtete den Waldrand, kroch dann aus seinem Trichter und rannte zu den Trümmern der Barrikaden. Dort verschwand er im Gewirr des zerfetzten Eisens.
    Zwanzig Minuten später warfen die Überlebenden die Waffen weg und schwenkten ihre Hemden. Dr. Santaluz hatte seinen letzten Befehl gegeben. Er arbeitete wieder mit seinen Sanitätern und Norina im Lazarettzelt, als die Fallschirmjäger das Lager besetzten. Und er blickte auch nur kurz auf, als der Oberst ins Zelt kam und ihn begrüßte, wie einen gleichrangigen militärischen Gegner.
    »Legen Sie Ihre Arbeit nieder und folgen Sie mir«, befahl der Oberst.
    »Und die Verwundeten?« Santaluz tauchte seine blutigen Hände in einen Eimer mit Wasser.
    »Unsere Ärzte werden sie sofort übernehmen.« Der Oberst sah sich um. Sein Blick streifte Norina Samasina und blieb dann an Karl Gebbhardt haften. »Senhor Carlos Gebbhardt?«
    »Ja.« Gebbhardt legte den Arm um Norinas Schulter. »Und meine Frau Norina.«
    Der Oberst lächelte kühl. »Darüber werden wir uns unterhalten. Ich habe den Befehl, Sie nach Ceres zu begleiten. Hauptmann Piraporte hat sich lobend über Sie geäußert.«
    »Dann hat er gelogen.« Gebbhardt zog Norina an sich. Sie preßte das Gesicht gegen seine schmutzige Jacke und begann plötzlich zu zittern. »Ich habe auch eine Waffe in der Hand gehalten.«
    »Und damit geschossen?«
    »Natürlich!«
    »Er lügt!« Norina riß sich los und wirbelte herum. »Er lügt! Er kann auf keinen Menschen schießen. Auf kein Tier, auf gar nichts. Er würde nie schießen. Glauben Sie ihm nicht.«
    »Wir werden uns die Sache überlegen.« Der Oberst grüßte militärisch. Während er hinausging, drangen Soldaten ins Zelt, rissen Dr. Santaluz vom Operationstisch, schlugen ihn mit Gewehrkolben auf den Kopf und schleiften den Besinnungslosen weg. Sie gaben Gebbhardt einen Stoß, hieben auf seine Finger, die Norina wieder umklammert hielten, und traten das Mädchen in den Bauch. Sie krümmte sich, stumm, mit knirschenden Zähnen, aber sie gönnte ihnen nicht die Befriedigung, sie schreien zu hören. Ohne einen Laut der Qual ließ sie sich verprügeln und aus dem Zelt stoßen.
    »Ihr Hunde!« schrie Gebbhardt. »Ihr verdammten Hunde! Ihr Misthunde! Es lebe die Freiheit Brasiliens! Es lebe –«
    Jemand schlug ihm die Faust auf den Mund. Er spürte Blut über sein Kinn laufen, sein Gesicht schien anzuschwellen, als blase man seinen Kopf wie einen Ballon auf. Dann fiel er um, schlug mit der Stirn auf den Instrumententisch und verlor das Bewußtsein.
    Als er erwachte, lag er auf einem Sofa. Es war ein Sofa wie zu Großmutters Zeiten, dunkelgrün und mit Plüsch bezogen, mit einer hohen, geschnitzten Rückenlehne. Drumherum ein Zimmer, ziemlich kahl, mit zwei Fenstern, vor denen grell die Sonne schien. An einem Fenster stand ein Korbsessel, in dem ein Mann in Uniform saß. Der Oberst.
    Gebbhardt richtete sich taumelnd auf und schob die Beine auf den Boden. Er sah alles wie durch eine beschlagene Scheibe – verschwommen und ziemlich weit weg.
    »Ich habe die Soldaten, die Sie mißhandelt haben, zur Rechenschaft gezogen, Senhor Gebbhardt«, sagte der Oberst. Seine Stimme kam wie aus einem langen Trichter. »Ich bitte um Nachsicht. In dieser Situation konnte ein Soldat Nationalitätsunterschiede schlecht erkennen. Außerdem sprachen Sie portugiesisch.«
    »Wo ist Norina?« fragte Gebbhardt. Er erkannte seine eigene Stimme nicht wieder. Behutsam lehnte er sich gegen die hohe Rückenlehne des alten Sofas und holte tief Luft. »Was haben Ihre verdammten Hunde mit Norina gemacht?«
    »Sie sprechen von einer Eliteeinheit der Armee, Senhor.« Der Oberst stand auf und kam auf Gebbhardt zu. Er ragte vor ihm auf wie ein Berg, so stark hatte sich bei Gebbhardt die Perspektive verschoben. »Wir hatten zweiundvierzig Tote und einhundertneunundsechzig Verwundete. Durch Rebellen. Da wird die Rache zum alles beherrschenden Element in einem Menschen.«
    »Wo ist Norina?« fragte Gebbhardt lauter. Sein Körper und seine Nerven gewöhnten sich wieder an die Welt. Die Verzerrungen lösten sich allmählich. Jetzt sah er den Oberst, so, wie er war: mittelgroß, stämmig, mit drei Ordensspangen an der Uniform, um die Fünfzig herum. Graue Haare, ein dickes, aber hartes Gesicht.
    »Sie bewohnt eine Einzelzelle im Militärgefängnis hier in Ceres.«
    »Ich bin in Ceres?« fragte Gebbhardt verblüfft.
    »Haben Sie etwa

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