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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Gebäude hinwegzog, dann war Belmont unter der Tür aufgetaucht, hatte sich unter dem Sturz hindurch geduckt, Schweißtropfen auf der Stirn, die unter seinem Hut hervorsickerten, das silberne Hemd wie auf die Haut geklebt, strotzend vor Kraft und unverhohlener Sinneslust
    »Ich brauch ’ne mächtige Stärkung, Schätzchen«, sagte er, setzte sich hin und vergrub das Gesicht in den Händen, während Passion ihm ein Bier zapfte. »Das winzig kleine Glas da bringt’s nicht, Schätzchen. Geben Sie mir das große da drüben, schlagen Sie drei rohe Eier rein und bestellen Sie meiner Familie, dass ich in Ihren Armen gestorben bin.«
    Sie lachte, stand mit verschränkten Armen da.
    »Ich hab schon gehört, dass Sie ein bisschen sonderbar sind«, sagte sie
    »Deswegen hat mich meine Frau rausgeschmissen. Gott segne sie. Was soll ich denn nun machen – mit gebrochenem Herzen, verkatert, zu alt, als dass mir eine schöne, junge Kreolin wie Sie das Leben versüßt. Ein Elend ist das, mein Mädchen. Geben Sie mir noch mal dasselbe, ja? Habt ihr hier auch irgendwas Gutes zu essen?«
    Er spielte Klavier, während sie ihm im Café ein Sandwich zubereitete. Sie legte es auf einen Teller und stellte ihn an das hintere Ende der Bar. Er setzte sich wieder auf den Hocker, nahm den Hut ab und wischte sich mit einem Taschentuch das Gesicht ab. Oben am Stirnansatz war seine Haut so weiß wie der Spielball beim Billard.
    »Diese Platte, die Ihre Schwester da im Knast aufgenommen hat, ist große Klasse. Sie ist ein Riesentalent, wenn Sie mich fragen. Auch der Pfarrer von meiner Kirche sagt, dass sie eine prima Frau ist«, sagte er.
    Passion hockte sich auf den Waschzuber, der hinter ihr stand, und schaute ihn schweigend an.
    »Wundern Sie sich etwa, weshalb ich hier bin? Ganz einfach. Weil ich nicht will, dass eine gute Frau stirbt. Aber ihr müsst mir helfen und mir irgendwas an die Hand geben«, sagte er.
    »Wie denn?«, fragte Passion.
    »Die Geschichte, die ihr den Geschworenen erzählt habt, ist doch nach hinten losgegangen, die zieht doch nicht. Es gab keinerlei Beweise dafür, dass Carmouche jemals jemanden missbraucht hat. Wer glaubt denn schon, dass Ihre Schwester nach all den Jahren plötzlich meint, sie müsste den Mann mit ’ner Haue zerhacken? Das kommt doch so raus, als ob sie sich gelangweilt hat und ihr grade nix Besseres eingefallen wäre.«
    »Soll ich Ihnen genau erzählen, was er mit mir und Letty gemacht hat?«
    »Heiland, ist das heiß hier drin. Warum funktioniert die Klimaanlage nicht? Nein, ich will es nicht so genau wissen. Ich gehe davon aus, dass der Mann in jeglicher Hinsicht genauso war, wie ihr sagt. Deshalb will ich, dass ihr jemand beibringt, der eure Geschichte untermauern kann. Treibt massenhaft Schwarze auf, redet mit ihnen – hören Sie genau zu, was ich sage –, denn manchmal sperren sich die Leute gegen unangenehme Erinnerungen, und sorgt dafür, dass ihnen wieder alles einfällt, was da vorgefallen ist. Dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, nennt man das juristisch. Manche Leute werden damit vor Gericht reich.«
    »Ich soll also ein paar Schwarze dazu überreden, dass sie unseretwegen lügen?«
    »Drück das bitte nicht so aus, Mädchen. Und außerdem ist es mir wurscht, ob sie weiß oder schwarz sind. Aber ihr müsst auch einsehen, in welcher Lage ich mich befinde. Ich kann doch einer Frau keine Gnade gewähren, bloß weil sie meiner Meinung nach klasse Klavier spielen kann. Schon bei der letzten Wahl hat man mich als halbseidenen Hallodri hingestellt.«
    »Letty macht das nicht mit.«
    »Dann sollten Sie mir jetzt lieber mal zuhören, Miss Passion, sonst habt ihr euch alles Weitere selbst zuzuschreiben. Die Mistkerle oben in Baton Rouge meinen es nämlich ernst.«
    »Soll ich Ihnen noch einen nachschenken, Gouverneur?«
    Müde und mit zerknautschter Miene saß er an der schummrig warmen Bar. Er zupfte das Hemd von seiner Brust, schüttelte es aus und zog die Mundwinkel herab. »Verdammt und zugenäht, wenn ich doch bloß die rechten Worte finden könnte«, sagte er, stülpte sich den Stetson auf den Kopf und ging wieder, blieb einen Moment lang unter der Tür stehen und ließ sich von dem elektrischen Ventilator die Jackenschöße hochblasen, bevor er wieder hinaus ins gleißende Sonnenlicht trat.
    Passion ging zur Tür.
    »Ich werd’s ihr ausrichten«, sagte sie, als der Wagen einmal mehr den Staub auf dem Parkplatz aufwirbelte.
    Doch Belmont hörte es nicht mehr.
    »Belmont mag ein

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