Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
möchte ich mich am liebsten von Kopf bis Fuß mit Wasserstoffsuperoxid abwaschen.«
»Ich helfe Batist den Laden schließen, danach gehen wir ein Eis essen«, sagte ich.
Ich ging hinunter zum Köderladen, rief Dana Magelli an, meinen Freund beim NOPD, und ließ mir die nicht im Telefonbuch eingetragene Nummer von Jim Gables Eigentumswohnung in New Orleans geben.
»Warum lässt du dich mit Gable ein?«, fragte Magelli.
»Ich muss ein bisschen Papierkrieg erledigen, von wegen gegenseitiger Amtshilfe und dergleichen.«
»Gable hinterlässt seine Dreckspuren an allem, was er anfasst. Halt dich von ihm fern. Ist nur eine Frage der Zeit, bis ihm jemand an die Eier geht.«
»Das ist nicht schnell genug.«
Ich tippte Jim Gables Nummer ein. Im Hintergrund hörte ich Opernmusik laufen, als er sich meldete.
»Ihr wollt morgen Johnny Remeta abholen«, sagte ich.
»Wer ist dran?«, fragte er.
»Dave Robicheaux. Remeta meint, dass ihn womöglich jemand umlegen will.«
»Hey, wir sind Ihnen sehr zu Dank verpflichtet. Sie haben ihn durch diesen Hausfriedensbruch in Loreauville identifiziert, nicht wahr?«
»Er sollte besser unversehrt in New Orleans ankommen.«
»Sie sprechen mit dem Falschen, mein Freund. Don Ritter ist für den Fall zuständig.«
»Ich möchte noch ein anderes Thema ansprechen. Meines Wissens haben Sie gewisse Äußerungen über meine Frau gemacht.«
Ich hörte Eiswürfel in einem Glas klirren, als hätte er gerade daraus getrunken und es wieder auf einen Tisch gestellt.
»Ich weiß nicht, wo Sie das gehört haben, aber es stimmt nicht. Ich habe größte Hochachtung vor Ihrer Frau«, sagte er.
Ich starrte aus dem Fenster des Köderladens. Die Strahler waren eingeschaltet, die Luft flirrte vor Insekten, und die abgerissenen Ranken der Wasserhyazinthen trieben wie zerfetzte Netze auf dem gelben Wasser des Bayous. Meine Schläfen hämmerten. Ich kam mir vor wie ein eifersüchtiger Oberschüler, der gerade seinen Nebenbuhler im Umkleideraum zur Rede gestellt hat, nur um festzustellen, dass seine eigenen Worte sein schlimmster Feind sind.
»Vielleicht können wir ein andermal auf das Thema zurückkommen. Auf eine etwas handfestere Art«, sagte ich.
Ich meinte im Hintergrund eine junge Frau kichern zu hören, dann klirrten wieder die Eiswürfel im Glas.
»Ich muss mich sputen. Eine angenehme Nachtruhe. Ich glaube nicht, dass Sie das so gemeint haben. Jedenfalls nehme ich’s Ihnen nicht übel«, sagte Gable.
Kurz bevor ich auflegte, lachte die Frau erneut.
Aber die beiden Detectives, die Johnny Remeta nach New Orleans bringen sollten, Don Ritter und ein gewisser Burgoyne, ließen sich am nächsten Vormittag nicht blicken. Erst kurz vor Dienstschluss, um fünf Uhr nachmittags, trafen sie ein.
Ich musste Überstunden machen, bis der ganze Papierkram erledigt war. Ritter beugte sich über meinen Schreibtisch, unterzeichnete das auf einem Klemmbrett befestigte Überstellungsformular und ließ dann den Kugelschreiber auf meine Schreibunterlage fallen.
»Danke für die Hilfe, Robicheaux. Wir werden es uns merken«, sagte er.
»Nehmt ihr die Vierspurige über Morgan City?«, sagte ich.
»Nein, den I-10 über Baton Rouge«, sagte Burgoyne, der andere Detective.
»Die südliche Route ist jetzt durchgehend ausgebaut. In zwei Stunden und fünfzehn Minuten könnt ihr in New Orleans sein«, sagte ich.
»Unser Department hat für Häftlingstransporte genau vorgeschriebene Strecken«, sagte Burgoyne. »Die hier führt zufällig über Baton Rouge.« Er grinste und kaute auf seinem Kaugummi herum.
Er war jung, unrasiert und muskulös, hatte dicht behaarte Arme. Er trug ein verblichenes schwarzes T-Shirt, Turnschuhe und Levi’s und hatte seine Handschellen hinten durch den Gürtel gezogen. Seine Dienstmarke hing an einer Schnur um den Hals, und ein .38er mit kurzem Lauf steckte in dem an den Gürtel geklemmten Holster.
»Wir haben Remeta seit heute Morgen in einer Arrestzelle verwahrt. Er hat noch nichts gegessen«, sagte ich.
»Wir geben ihm im Gefängnis was zu futtern. Ich bitte ihn drum, dass er Ihnen eine Karte schreibt und alles berichtet«, sagte Burgoyne mit belustigtem Blick und ließ den Kaugummi im Mund knallen.
Zehn Minuten später sah ich zu, wie Ritter und Burgoyne Johnny Remeta in Bauch- und Beinketten zur Hintertür eines weißen Plymouth führten und an einen im Boden verankerten D-Ring schlössen. Als sie vom Parkplatz fuhren, starrte mich Remeta durch das Seitenfenster an.
Ich ging
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