Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
zurück ins Dienstgebäude und hatte das Gefühl, als hafteten die Nachwirkungen eines verkorksten, kaputten Tages wie ekliger Auswurf auf meiner Haut.
Warum hatten sie bis kurz vor Dienstschluss gewartet, ehe sie Remeta abholten? Warum bestanden sie darauf, über Baton Rouge nach New Orleans zurückzufahren, obwohl es die längere Strecke war? Außerdem machte mir dieser Burgoyne zu schaffen. Seine Kleidung, das Aussehen und sein Verhalten erinnerten mich an die Beschreibung, die Micah, Cora Gables Chauffeur, von einem der Cops gegeben hatte, die ihn geschlagen und eingeschüchtert hatten.
Ich besorgte mir einen Streifenwagen, schaltete das Blinklicht ein und steuerte die vierspurige Schnellstraße an, die nach Lafayette und zum Interstate 10 in Richtung Osten führte.
Kurz vor Sonnenuntergang überquerte ich auf dem Brückendamm den Henderson Swamp. Kein Windhauch regte sich, die Wasserfläche, die sich meilenweit zu beiden Seiten der Straße erstreckte, war blutrot, völlig unbewegt, und das Moos hing grau und bleiern an den Stämmen der abgestorbenen Zypressen herab. Ich blieb auf der Überholspur, sah, wie der blau-weiß-rote Schein des Blinklichts in der anbrechenden Dämmerung über den Asphalt und die Zementbrüstung zuckte.
Dann war ich auf der Brücke über den Atchafalaya, hoch über dem breiten Flussbett, der wirbelnden Strömung und den dunkelgrünen Gummibäumen entlang der Ufer. Erst dann wurde mir klar, dass der Plymouth hinter mir war, auf einem Rastplatz am Highway, auf der westlichen Seite des Flusses.
Ich hatte Mist gebaut. Ich wusste nicht mehr, wie weit es bis zur nächsten Wendestelle war, an der ich kehrtmachen konnte. Ich fuhr aufs Bankett, legte den Rückwärtsgang ein und stieß mit dem Streifenwagen über die Brücke zurück, bis zur Ausfahrt des Rastplatzes, sodass zwei Sattelzüge auf die Überholspur ausscheren mussten.
Der Rastplatz war wie ein Park angelegt, mit grünen, frisch gemähten und gesprengten Rasenflächen, Picknicktischen, sauberen Toiletten und einem Uferdamm, von dem man einen herrlichen Ausblick auf den Fluss hatte.
Doch der Plymouth stand nicht bei den Toiletten. Er parkte mit offenen Türen und eingeschaltetem Standlicht in einer Lichtung zwischen dem Uferdamm und einer Reihe von Bäumen.
Ich stieß auf die Zufahrtsstraße, schaltete das Blinklicht aus, hielt hinter einem Lastwagen und sah, wie sich Ritter und Burgoyne zur Herrentoilette begaben. Burgoyne ging hinein, während sich Ritter eine Zigarette ansteckte und den Plymouth im Auge behielt. Dann kam Burgoyne wieder heraus, worauf sie sich an einen Picknicktisch setzten, aus einer Thermoskanne Kaffee eingössen und eine rauchten. Beide schauten zu dem Plymouth, auf die undeutliche Gestalt in dem weißen T-Shirt, die am Rücksitz angekettet war.
Ich dachte, sie wollten nur ihren Kaffee austrinken, Remeta dann vom D-Ring losschließen und zur Toilette bringen. Die Natriumdampflampen über ihnen gingen an, aber nach wie vor machten sie keinerlei Anstalten, zum Plymouth zurückzukehren.
Stattdessen ging Ritter zu einem Automaten mit Süßigkeiten. Er wickelte einen Schokoriegel aus, ließ das Packpapier zu Boden fallen und schlenderte quer über den Parkplatz zu einem Münztelefon.
Dann frischte der Wind auf, wehte über den Fluss, und ich hörte einen trockenen Knall, wie von einem Chinakracher, der aus einem Gehölz beim Uferdamm kam.
Johnny Remeta warf sich nach vorn, duckte sich zu Boden und zerrte mit seinen in Ketten gelegten Händen an dem D-Ring. Zwei weitere Schüsse hallten zwischen den Bäumen wider, und jetzt sah ich auch das Mündungsfeuer, vielleicht auch das Licht, das sich in einem Zielfernrohr spiegelte, hörte, wie die Kugeln durch das Blech schlugen und das Rückfenster des Autos zertrümmerten.
Ich zog meinen .45er und rannte auf den Picknicktisch zu, wo nach wie vor Burgoyne saß, die Hände reglos auf der Holzplatte und die brennende Zigarette an der Kante liegen hatte. Ritter war nirgendwo zu sehen. Die wenigen anderen Besucher des Rastplatzes waren entweder in Deckung gegangen oder hatten sich flach auf den Rasen geworfen.
Ich drückte den .45er an Burgoynes Rückgrat.
»Ihr habt ihm eine Falle gestellt, ihr Drecksäcke«, sagte ich und zerrte ihn an seinem T-Shirt hoch.
»Was haben Sie vor?«
»Geh vor mir her. Du sorgst dafür, dass es aufhört. Wenn du deine Waffe anrührst, schieß ich dir die Leber in Fetzen.«
Ich packte ihn hinten am Gürtel und stieß ihn vor mir her,
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