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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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zurück, die sie aufschüttelte und über mich breitete.
    »Manchmal bist du so was von verrückt«, sagte sie, ging wieder zu Bett und legte sich Tripod in die Armbeuge. Dann beugte sie sich noch mal über die Bettkante und sagte: »Dave?«
    »Ja?«
    »Ich hab dich lieb.«
    Ich legte mir den Arm übers Gesicht, damit sie nicht sah, wie mir das Wasser in die Augen stieg.
    Am nächsten Tag, einem Sonntag, gingen Bootsie, Alafair und ich morgens gemeinsam zur Messe. Als wir wieder nach Hause kamen, ging ich hinunter zum Bootssteg und half Batist im Köderladen. Es war ungewöhnlich kühl, aber ein idealer Tag, um mit Wurm und Wobbler auf Brassen und den glubschäugigen Barsch zu gehen, sodass wir den Großteil unserer Boote vermietet hatten. Kurz nach Mittag fiel ein Regenschauer, worauf etliche Angler einkehrten, Bier tranken und an den Kabelrollentischen unter der Markise Würstchen und Hühnerteile aßen. Doch ungeachtet der lauen Witterung und der ausgelassenen Stimmung auf dem Bootssteg, wusste ich, dass es nicht lange dauern würde, bis Johnny Remeta wieder in unser Leben trat.
    Der Anruf kam am Nachmittag.
    »Ich denke, wir sind quitt«, sagte er.
    »Sie haben’s erfasst«, sagte ich.
    Er schwieg einen Moment. Ich ergriff eine leere Cola-Dose und betrachtete den Schriftzug, versuchte meine Gedanken zu zügeln und die Wut zu unterdrücken, die seit jeher mein Verderben war.
    »Als Sie in der Bibliothek hinter mir her waren, wie weit wären Sie da gegangen?«, sagte er.
    »Das wäre ganz auf Sie angekommen, Johnny.«
    »Gefällt mir ganz und gar nicht, Mr. Robicheaux.«
    »So ist das nun mal, nehme ich an.«
    Wieder schwieg er. Dann fuhr er fort. »Die Sachen, die Sie an diesem Abend zu mir am Telefon gesagt haben? So hat mein Vater mit mir geredet.«
    »Ich kann Ihnen die Hilfe nicht bieten, die Sie brauchen, mein Freund. Aber wie Sie’s auch drehen und wenden, Sie müssen sich von uns fern halten. Ich sage das mit allem Respekt.«
    »Es ist erst vorbei, wenn ich die Leute kriege, die auf mich geschossen haben.«
    »Das müssen Sie mit anderen ausmachen. Wir haben damit nichts zu tun.«
    »Dachten Sie, ich hätte vielleicht unschickliche Absichten Alafair gegenüber?«
    Mir stockte der Atem, als ich ihn ihren Namen aussprechen hörte.
    »Ich bin nicht mehr im Dienst. Und ich gehe auch nicht mehr ans Telefon. Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Leben, Johnny«, sagte ich und legte den Hörer leise auf die Gabel.
    Ich starrte das Telefon an, als wäre es eine lebende Schlange, wartete darauf, dass er wieder anrief. Ich rechnete eine Bestellung ab, brachte einem Gast eine Portion Boudin auf einem Pappteller und schrubbte mit einem nassen Lappen den Ladentisch ab, doch in meinen Ohren knisterte es, als ob man Cellophan zerknüllt.
    Als das Telefon wieder klingelte, war Bootsie dran, die mich bat, einen Liter Milch aus dem Kühlschrank mitzubringen.
    Johnny Remeta mochte ich mir vorübergehend vom Hals geschafft haben, nicht aber die Frage, inwieweit Connie Deshotel und Axel Jennings etwas miteinander zu schaffen hatten.
    In Vietnam kannte ich einen selbst ernannten Buddhisten und halb verrückten Unteroffizier, der mit einem Huey Einsatzorte angeflogen hatte, die selbst der Teufel gemieden hätte. »Wenn man sein Haus vor dem Tiger schützen will«, pflegte er zu sagen, »muss man den Tiger zum Haus seines Besitzers zurückbringen.«
    Ich ließ mir von unserem Wahlkreisabgeordneten Connie Deshotels Adresse geben und fuhr am späten Sonntagnachmittag nach Baton Rouge. Sie wohnte in einem zweistöckigen weißen Haus an der Dalrymple Street, im Seengebiet nördlich der Louisiana State University. Azaleen, Weiden und blühender Indischer Flieder wuchsen in ihrem Garten. Die in eine wasserdichte Plastikhülle eingewickelte Sonntagszeitung lag noch auf der vorderen Veranda.
    Ich rief vorher nicht an, um festzustellen, ob sie daheim war. Wenn das Geld, das man bei Axel Jennings gefunden hatte, tatsächlich von ihr stammte, reichte es meiner Meinung nach, wenn ich ihr meine Visitenkarte in den Briefkasten steckte und ihr auf diese Weise zu verstehen gab, dass ich sie durchschaut, ihre Absichten erkannt hatte, und dass jeder weitere Sendbote, den sie auf mich ansetzte, unmittelbar auf sie zurückfallen würde.
    Ich hob den Türklopfer aus Messing und hörte tief im Innern des Hauses Glocken bimmeln. Aber niemand kam an die Tür. Ich schob meine Visitenkarte durch den Türschlitz und war bereits wieder auf dem Gehweg, als ich

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