Straub, Peter
über Dein Unternehmen in Irland aus der letzten Sonntagsausgabe mit), und Deine finanzielle Pos i tion ist ausgezeichnet. Ich wollte Dich nur wissen lassen, dass das Angebot noch steht.
Nun, vielleicht bin ich ein alter Tattergreis, der nichts mehr versteht. Wenigstens seid Ihr drei jetzt zusammen. Ich habe nie gebilligt, dass Joanie israelische Staatsbürg e rin wird – aber das ist mittlerweile eine uralte Geschichte. Ich hoffe nur, dass Ihr beide mit ihr reden könnt – damit sie wieder auf den rechten Weg kommt. Wenn sie wieder mit der Ausbildung weitermachen möchte, dann kann sie ja die Universität von London besuchen, und wir wären mehr als glücklich, wenn wir das finanzieren dürften. Ich finde, wir alle sollten alles Menschenmögliche tun, um sie wieder ins Gleis zu bringen. Ich finde, sie sollte wieder heiraten, diesesmal vernünftig, wenn sie es kann.
Genug davon. In der Zeitung steht, dass es verdammt kalt in London ist. Wir hier erfreuen uns immer noch am let z ten Rest des Sommers, und ich sitze mit einem Drink auf der Veranda und schaue dem Wechsel der Jahreszeiten zu. Gestern hatte Maxine mit ein paar anderen Mädchen ein Essen im Yacht Club, und sie sagte, mehrere Leute hätten sich nach Deinem Befinden erkundigt, Owen – und nach Morgan und Joanie. Du hast immer noch Freunde hier. – Oh, ich weiß nicht, wie ich das vergessen konnte. Ich weiß nicht, ob es euch interessieren wird, aber für uns und die wenigen Freunde, die Charles La Rochelle noch auf der Wel t h atte, war es eine tragische Neuigkeit. Nach jener e r sten schrecklichen Tat – die ich nie verstehen werde – h a ben sich die meisten Freunde der La Rochelles zurückg e zogen, wie Ihr Euch denken könnt. Natürlich hatte auch der arme Sandy Freunde, und ich war einer davon. Bei der Gerichtsverhandlung, das habt Ihr vielleicht erfahren, gab es einiges Gerede, Charlie hätte vor einigen Jahren das G e schäft von Sandys Vater übernommen und deswegen habe es Verstimmungen zwischen den beiden gegeben. Die Ze i tungen waren schrecklich und schrieben von › Mord in der High Society ‹ und dergleichen. Der letzte Akt des Dramas jedenfalls ist, dass Charlie selbst letzten Sommer von ein i gen Zellengenossen ermordet wurde, etwa zu der Zeit, als Ihr beiden unterwegs wart, Ende August. Es gibt eine Menge Gerüchte über die Gründe für den Anschlag auf Charlie, aber keiner ist von Belang. Esther hat ihr Haus verkauft und ist nach Ohio zurückgegangen. Ich glaube, sie wird dort ein Restaurant eröffnen, oder eine Boutique, so etwas. Ich bin sicher, sie wird einen neuen Mann finden.
Das ist vorerst alles – tut mir leid, dass ich mit einer so traurigen Nachricht schließen muss . Ich würde einen Scherz erzählen, aber der Brief ist ohnehin schon zu lang. Ich werde Joanie einen eigenen Brief schreiben – ich eri n nere mich noch aus meiner Zeit bei der Armee, wie schön es ist, wenn man Post bekommt.
Alles Liebe
Papa
14. Sept.
Liebe Joanie,
heute morgen habe ich einen langen – zu langen – Brief an Morgan geschrieben und ihr alles Wissenswerte, aus uns e rem Teil der Welt mitgeteilt – darunte r a uch alles, was ich über Charlie La Rochelles tragischen Tod weiß. Ich bin s i cher, Du wirst diesen Brief auch lesen, daher werde ich mich hier nicht wiederholen. Ich möchte Dir nur vers i chern, wie sehr Mutter und ich hinter Dir stehen – bei a l lem, was Du tust. Ich glaube, Du wirst Dich in London mehr › zu Hause ‹ fühlen als in Israel. Aber versteh mich nicht falsch! Ich gebe Dir keinen Rat, ich sage nur meine Meinung. Wenn Du nach Israel zurückkehren möchtest, dann ist uns das auch recht. Wir möchten nur gerne wi s sen, dass Du Deine Möglichkeiten voll ausschöpfst. Wie ist Deine finanzielle Situation? Ich habe gerade zweita u send Dollar auf Dein hiesiges Konto einbezahlt, damit sol l test Du vorerst über die Runden kommen, wenn Du keine ungewöhnlichen Aufwendungen hast. Nimm einen Teil von dem Geld für Morgan und die Rechnungen. Wir möchten, dass ihr zwei Schwestern Freunde bleibt, weißt Du! Ich glaube, mit dem, was Du jetzt hast, dürftest Du ein Jahr auskommen – einschließlich des Geldes, das Du in I s rael gespart hast. Wenn Du arbeiten möchtest – das könnte eine ausgezeichnete Ablenkung sein! –, dann klappre die Vermittlungen ab und schreib ein paar Briefe. In dieser Beziehung dürfte Dir Owen helfen können. Ich habe Mo r gan gegenüber erwähnt, dass Du vielleicht daran
Weitere Kostenlose Bücher