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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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außerordentlich verbunden, aber ich spüre keinerlei Neigung, mich in ein Nonnenkloster sperren zu lassen!« Claire wandte sich mit einem verärgerten Rascheln ihrer Röcke von der Mutter ab.
    Diese legte ihr den Arm um die Schulter. »Es ist ja nur eine Schule, keine Ausbildungsstätte für Novizinnen, das weißt du doch. Du kannst dir nicht leisten, dieses Refugium auszuschlagen. Komm, Maria hilft dir beim Ankleiden und steckt dir das Haar auf. Du wirst sehen, es wird so schlimm nicht werden.«
    »Endlose Litaneien leiern und in Sack und Asche gehen«, kam die bittere Antwort. »Sie halten solche Erfahrung bestimmt für heilsam.«
    »Davon habe ich nichts gesagt. Ich denke nur an deine Sicherheit, meine liebe Tochter.«
    Angeline legte die Handschuhe ab und holte sich festeres Schuhwerk, während die Zofe zu Claire ging, ihr gut zuredete und Kosenamen zuflüsterte. Meine Sicherheit, dachte Angeline, ist derzeit offensichtlich nicht von Belang. Ich bin natürlich nicht in echter Gefahr wie Claire. Wenn ich diesem Balkanprinzen noch einmal begegne, werde ich ihn mit der Zeit davon überzeugen können, wer ich bin. Trotzdem wäre es schön, wenn sich jemand um mich Sorgen machen würde oder wenn es einen Anhaltspunkt dafür gäbe, daß die anderen sich überhaupt darüber im klaren sind, welches Risiko ich bei dem Ganzen eingehe. Wenigstens könnten sie so tun.

2
    Der Januarmond schimmerte in kaltem Licht. Seine Strahlen fielen schräg durch die blattlosen Äste und warfen ein dunkles Netzwerk beweglicher Schatten über den Weg. Dürres Laub raschelte bei jedem Schritt. Angeline blieb plötzlich stehen und hob den Kopf. Sie spähte zurück und lauschte.
    »Was ist denn?« flüsterte Claire und hielt ebenfalls an.
    »Ich weiß nicht. Ich dachte, ich hätte etwas gehört.«
    »Wahrscheinlich ein Wolf oder ein Puma. Ich bin nach wie vor der Ansicht, daß Mutter uns einen Diener hätte mitgeben sollen. Man hätte ihm Geld geben können, damit er den Mund hält.«
    »Und das bewirkt genauso, daß er ihn wieder aufmacht«, erwiderte Angeline scharf. »Pst!«
    Einen Moment war alles still. »Nun?«
    Angeline schüttelte den Kopf. Sie wickelte sich fester in ihren Umhang und ging weiter, dicht gefolgt von Claire.
    Sie waren ungefähr eine Viertelmeile weit gekommen. Ohne Schwierigkeiten hatten sie unbemerkt das Haus verlassen, waren die Hintertreppe des zweistöckigen Gebäudes hinabgeschlichen und hatten sich unter der Galerie hindurch im Schatten der Büsche in den Wald gestohlen. Am Eingang des Pfades hatten sie sich nach dem weißen, mondbeschienenen Haus und Madame de Buys umgesehen, die auf dem Balkon auf und ab schritt und dabei die geballte Faust auf das Geländer sausen ließ.
    »Warte«, keuchte Claire, als sie eine weitere halbe Meile vorangekommen waren. »Können wir nicht eine Pause machen?«
    »Nein. Wir haben fast noch eine Meile vor uns.«
    »Warum hast du mir nicht gesagt, wie weit es ist?«
    »Das spielt ja keine Rolle, wir hätten sowieso nicht die Kutsche nehmen können.«
    »Es ist mir unbegreiflich, warum du diesen Weg so oft zurückgelegt hast! Du hättest doch wie ich schon vor zwei Jahren mit der Schule fertig sein müssen.«
    »Ich nehme Lektionen in Latein und höherer Mathematik bei der
    Mutter Oberin und helfe mit, die Kleinen zu unterrichten. Das heißt, so war es bis vor kurzem.«
    »Das klingt lächerlich. Wozu soll das bei einer Frau gut sein? Und warum bist du zu Fuß hin statt mit der Kutsche?«
    »Sie wurde mir nicht angeboten«, gab Angeline trocken zur Antwort. »Deine Mutter billigte nicht, daß ich die Stunden nahm.«
    »Ach so«, fuhr Claire nach einer kleinen Pause fort. »Was war dagegen einzuwenden, da sich dir doch keine Aussicht auf eine Alternative geboten hat?«
    »Wenn du damit die Aussicht auf einen Mann meinst - das war ja gerade der Punkt. Tante Berthe ist überzeugt, ich könnte Andre Delacroix dazu bringen, um meine Hand anzuhalten, wenn ich ihn nur ein bißchen ermutigte. Sie hegt die Befürchtung, daß ich mich nicht anstrenge, ihn zu angeln, solange ich anderen Interessen nachgehen kann. Deswegen hat sie mir jeden weiteren Schulbesuch untersagt.«
    »Soviel ich mich erinnere, ist Andre doch ganz annehmbar, er stammt aus guter und obendrein wohlhabender Familie.« Claire schnaufte ein wenig, da sie sich anstrengen mußte, mit Angeline Schritt zu halten.
    »Ja, und ich habe ihn gern. Aber das ist auch alles.«
    »Du bist also romantisch veranlagt?« fragte Claire

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