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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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einem Versuch, an seine Vernunft zu appellieren. »Ich muß Euch bitten, mich in Frieden zu lassen, sonst rufe ich um Hilfe.«
    »Wen denn, etwa Prinz Rolf? Tut, war Ihr net lassen könnt. Der kann Euch keine größere Hilfe sein als ’ne Mücke und mich ebensowenig stören.«
    Mit gehetztem Blick schaute sich Angeline im Zimmer nach einer
    Waffe um und sah den Schürhaken, der am Kamin lehnte. »Seine Leibwache wird es nicht dulden.«
    »Die sind jetzt alle weg.«
    Damit war es gesagt, und er stürzte sich auf sie. Sie bückte sich, wich mit einer geschickten Drehung seinem Zugriff aus und bekam den Schürhaken zu fassen. Sie schwang die schwere Eisenstange und wirbelte zu McCullough herum. Als sie seinen Wanst traf, jaulte er auf. Sie holte erneut aus, und er umklammerte mit lautem Fluchen das rußgeschwärzte Ende des Hakens. Er entrang ihn ihr, stieß noch eine Verwünschung aus und schleuderte das Werkzeug polternd an die Wand. Er grapschte nach Angeline und beschmutzte den Ärmel ihres Kleides mit Ruß. Er zerrte sie an sich. Sie trat nach ihm und wollte sich ihm entwinden, doch ihr Widerstand steigerte nur seine Leidenschaft.
    Mit roher Kraft zerrte McCullough sie in die Ecke, wo eine der Matratzen lag, auf denen die Männer der Leibwache schliefen.
    »Nein«, keuchte Angeline, »nein!«
    »Stell dich net so an«, knurrte er, warf sie auf das Lager und ließ sich neben sie fallen. Er schlüpfte grinsend aus den Hosenträgern. »Dauert bloß ’n Moment, ’s wird dir schon gefallen.«
    Er warf sich auf sie. Sein Bart kratzte über ihr Gesicht, als er seine Lippen auf ihren Mund preßte. Er betatschte sie und grabschte nach ihrer Brust, wobei er auf ihrem Kleid die rußgeschwärzten Abdrücke seiner Hand hinterließ. Wutentbrannt zielte sie mit scharfen Nägeln nach seinen Augen.
    Er gab jäh einen erstickten Schrei von sich und erstarrte. Angeline entwand sich seinem schlaff gewordenen Zugriff und entfernte sich keuchend und schaudernd von ihm. Erst dann öffnete sie die Augen.
    Rolf kniete neben der Matratze. Er trug nichts als die hastig angezogenen Pantalons und einen Verbandsstreifen um den Bauch. In der Hand hielt er ein langes Jagdmesser, dessen Spitze so in McCulloughs Stiernacken steckte, daß das Blut hervorquoll. Rolf war blaß, doch seine Hand bebte nicht, und seine Miene war totenstarr.
    »Was soll ich mit ihm machen?« fragte er leise. »Den Gnadentod geben und ihn wie ein Ferkel abstechen oder ihm unverdientermaßen sein schweinisches Leben lassen?«
    Die Frage war an sie gerichtet; McCullough begriff das noch schneller als sie. »Angeline«, stöhnte er, »um Gottes willen...«
    »Ihr werdet sie«, sagte Rolf gepreßt, »stets mit Mademoiselle Fortin anreden.«
    »Alles, was Ihr wollt«, stimmte der Räuberhauptmann zu, und als sich das Messer tiefer senkte, fügte er hastig hinzu: »Mademoiselle... Fortin.«
    »Nicht«, rief sie aus, als sie die Entschlossenheit in Rolfs Gesicht sah. »Tötet ihn nicht!«
    Er blickte sie durchdringend an. »Warum habt Ihr nicht geschrien, mich nicht gerufen?«
    »Ich hatte nicht genügend Luft dazu, und... und wußte nicht, daß es etwas nützt.«
    Es war ein Moment der Spannung, McCullough kniff fest die Augen zusammen, Schweiß trat ihm auf die Stirn und rann ihm die Nase herunter. Rolfs braune Hand umklammerte das Messerheft, daß die Knöchel weiß hervortraten. Angeline hielt den Atem an. Als er die Waffe in jähem Entschluß zurückzog, seufzte sie leise auf.
    Rolf kam geschmeidig auf die Beine, nahm das Messer in die linke Hand und streckte Angeline die rechte entgegen. Mit verblüffender Kraft zog er sie zu sich herauf. Er sah auf den Anführer der Gesetzlosen hinunter und knurrte: »Steht auf!«
    Da die Gefahr nunmehr vorüber war, verdüsterten sich McCulloughs Züge. »Ihr habt mich zum Narren gehalten? Habt uns alle hinters Licht geführt mit Euerm Getu’, wie wenn Ihr am Abkratzen wärt, und mit Euerm Breigelöffel. Des wird Euch aber nix nützen.«
    Im Aufstehen griff der Schotte in seinen Stiefel, und plötzlich blitzte in seiner Hand ein Messer auf. Augenblicklich riß Rolf Angeline hinter seinen Rücken und kauerte sich nach Art eines Messerkämpfers nieder. Als McCullough das sah, spaltete ein vergnügtes Lächeln seinen Bart.
    »Nein«, flüsterte Angeline. Ihr Herz in der Brust zog sich zusammen. Sie hielt sich unvermittelt die Hand vor den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken. Die beiden Männer achteten nicht auf sie, sondern

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