Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
dann würdet Ihr mir noch ’ne Lektion erteilen?«
    »Ihr unterschätzt mich«, murmelte Rolf. »Ich verschwende nie meine Zeit mit Maßnahmen, die sich als unwirksam erwiesen haben.«
    »Hm«, brummte McCullough, schritt zur Tür und stieß sie auf. Er schaute zurück mit dem geschlagenen Blick des Mannes, der eine Klapperschlange in sein Haus aufgenommen hat, nickte noch einmal, ging hinaus und schloß schleunigst die Tür hinter sich.
    Angeline wandte sich mit einem Stirnrunzeln an Rolf. »Ihr hättet ihn als Geisel nehmen und als Schild benutzen können, um an den Wachen vorbeizukommen.«
    »Es gibt keine Garantie dafür, daß er als Schild von Wert gewesen wäre. Vielleicht hätten die Wachen seinen Tod in Kauf genommen, um das Vermögen zu erhalten, das ich ihnen einbringen soll. Darüber hinaus habe ich keine Ahnung, wo meine Männer sich gerade befinden, und keine Möglichkeit zu verhindern, daß sie den Räubern direkt in die Arme reiten. Und schließlich hat es keinen Sinn, ohne Claire wegzugehen, und in einer so heiklen Situation möchte ich mich nicht auf ihre Kooperation verlassen müssen. Zu guter Letzt seid Ihr auch noch da, meine liebe Angeline. Ich will Euch nicht gefährden und riskieren, daß Euch noch Schlimmeres zustößt als bisher. Ebensowenig will ich Euch zurücklassen.«
    »Es tut mir leid, wenn ich ein Handicap für Euch bin.« Angeline wandte verwirrt den Kopf ab, denn sie wollte nicht, daß Rolf die Tränen in ihren Augen sah.
    »Ihr habt mich falsch verstanden.«
    Zögernd fragte sie: »Was gibt es daran zu verstehen?«
    »Daß ich Euch zu sehr brauche, um die Sorge für Eure Sicherheit je als Last zu empfinden.«
    Mit stockendem Atem blickte sie ihn an. Sie wollte diese Liebeserklärung hinterfragen, doch ihre innere Stimme hinderte sie daran. Daß sie ihm etwas bedeutete, konnte sie glauben, aber daß es weiter ging als körperliche Lust, als eine sinnliche Anziehungskraft, in die ein wenig Mitgefühl, vielleicht auch Gewissensbisse hineinspielten, schien Angeline fraglich. Sie kämpfte ebensosehr gegen die eigene Neugier wie gegen ihn, als sie ihn anfuhr.
    »Wenn Eure Sorge um mich so groß ist, warum habt Ihr mir dann verschwiegen, daß Ihr Euch erholt habt? Und ich bin um Euer Bett gelaufen wie eine nervöse Krankenschwester bei ihrem ersten Patienten und habe Euch ununterbrochen Haferschleim und Suppen gekocht, die Ihr vermutlich direkt aus der Haustür geschüttet habt!«
    »Aber nein«, erwiderte er, und ein amüsiertes Lächeln sammelte sich in seinen Augen. »Ich habe alles aufgegessen.«
    »Und Gustav hat Euch aus der Küche auch noch etwas zu essen herbeigeschmuggelt, wie beispielsweise die Putenkeule, mit der ich ihn erwischt habe!«
    »Ja, mir hat das Herz geblutet, als er sie unberührt wieder hinaustragen mußte.«
    »Ihm habt Ihr vertraut, und Leopold auch, denn er war ja dabei. Wahrscheinlich wußte es die ganze Leibwache und hat mich hinter meinem Rücken dafür ausgelacht, daß ich so dumm war, mich noch um Euch zu sorgen, als die Gefahr längst vorüber war.« Sie ballte die Fäuste und fauchte: »Warum habt Ihr das nur getan?«
    Rolf steckte das Messer ein, trat auf Angeline zu und umarmte sie sacht. »Weil Ihr diejenige wart, auf der McCulloughs Augen ruhten, auf der jedes Auge ruhte. Wenn Ihr gewußt hättet, daß ich außer Lebensgefahr bin, hättet Ihr mich dann weiterhin aufgepäppelt, heiße Milch gebraut und den anderen mit Eurer kummervollen Miene über meine langsame Genesung Sand in die Augen gestreut?«
    »Aber welchen Sinn hatte das alles, da Ihr ja immer noch gefangen seid?« Wider Willen mußte sie ihm recht geben.
    »Sobald ich ohne Wissen der Bande wieder zu Kräften gekommen wäre, hätte ein Fluchtplan größere Aussicht auf Erfolg gehabt.«
    »Was für eine Zeitverschwendung! Ich dachte, Ihr seid so erpicht darauf, Claire zu sprechen und zu erfahren, wie Euer Bruder ermordet wurde?«
    »Glaubt Ihr etwa, Eure Kusine hätte mir erzählt, was ich wissen will, wenn ich sie gefragt hätte? Ich glaube es nicht, und im Moment genießt sie die zärtliche Protektion von McCullough, so daß ich sie nicht dazu zwingen kann. Meine Männer sollten sie aushorchen und mir mitteilen, welche Annäherungsmethode am ehesten Erfolg verspricht.«
    »Und Ihr habt entdeckt«, fragte Angeline zögernd, »daß der vielversprechendste Weg mit Gold gepflastert ist?«
    »Ihr kennt Eure Kusine gut.«
    »Ja.« Sie senkte den Blick ihrer graugrünen Augen auf sein Kinn, wo

Weitere Kostenlose Bücher