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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Hübsche.«
    »Was... was macht Ihr denn hier?« fragte sie verärgert.
    »Dasselbe könnt ich Euch auch fragen. Das hier ist keine Gegend für ’ne Dame wie Euch, soviel ich weiß. Wo ist Euer prinzlicher Galan? Erzählt mir nur net, daß er Euch nicht gefunden hat. Ich würd’s Euch net abnehmen, er war doch so scharf drauf.«
    Angeline verwarf den Gedanken, daß Rolf McCullough mitgebracht habe. »Ich hatte keine Ahnung, wo er ist.«
    »Er auch nicht, wo Ihr jetzt seid, könnt ich schwör’n. Ich frag noch mal: Was habt Ihr hier am Fluß zu suchen, und wohin wollt Ihr in so ’nem Irrsinnstempo?«
    »Ich habe zu tun«, entgegnete sie schroff. »Ihr erzählt mir ja auch nicht, was Ihr hier treibt.«
    »Och, mich hat’s in die Stadt gezogen«, erwiderte McCullough augenzwinkernd. »Im Niemandsland ist’s mir zu friedlich zugegangen, und die Armee macht sich dort bald breit. In letzter Zeit ham sich für meinen Geschmack ’n paar Soldaten zuviel da rumgetrieben.«
    Das roch nach einer Lüge. »Wenn Ihr Rolf sucht, könnt Ihr ihn in der französischen Gesandtschaft finden.«
    »Nee, warum sollt’ ich Seine Hoheit suchen? An Euch bin ich interessiert, schon ’ne ganze Weile, das wißt Ihr doch genau.«
    »Ihr müßt mich entschuldigen, ich kann nicht bleiben. Meine... meine Verabredung ist wichtig und duldet keinen Aufschub.«
    Als sie Anstalten machte, an ihm vorbeizuschlüpfen, packte er sie am Handgelenk. »Eure Verabredung hat net zufällig was mit ’nem Bett im ersten Stock zu tun? Wenn doch, würd ich Euch gern 'nen Besuch abstatten.«
    »Nein, durchaus nicht!« rief sie aus und entwand sich ihm, während es ihr die Zornesröte ins Gesicht trieb.
    »Dann seid Ihr mit dem Franzosen, dem Delacroix, zusammen? Wartet der jetzt auf Euch?«
    »Es geht Euch nichts an, mit wem ich zusammen bin, und ich habe keine Zeit, darüber zu diskutieren.« Als er erneut versuchte, sich ihr in den Weg zu stellen, schlüpfte sie unter seinen Armen hindurch und lief auf die Straße. Sie eilte davon und hatte den Eindruck, daß ihr McCullough zur Tür gefolgt war und ihr nachsah. Zu ihrer Erleichterung beließ er es dabei.
    Sie erreichte die Gasse, in der Tante Berthe verschwunden war, und musterte sie mit durchdringendem Blick, wobei sie ihrem Gesicht einen möglichst gleichgültigen Ausdruck gab. Beim nächsten dunklen und engen Durchgang zwischen den Häusern bog sie ebenfalls ab und rannte ans andere Ende. Daß McCullough beobachtet haben mußte, wohin sie gelaufen war, konnte sie nicht ändern, und es spielte auch keine große Rolle, solange er sie nicht noch einmal aufhielt.
    Sie sah sich um. Einige der Häuser hatten kleine, mit Ziegelmauern eingefaßte Gärten, aber hinter den meisten war nur der blanke Boden zu sehen. Wäsche, meist Bettücher, hing zum Trocknen aus und knatterte im Wind, und Abfallhaufen zogen Fliegen und streunende Katzen an. Die Häuser standen Schulter an Schulter und sahen aus, als würden sie sich gegenseitig stützen. Die Galerien an der Rückseite, die den Fluß überblickten, neigten sich beängstigend schräg. Im Vergleich zu dem allgemeinen Bild des Verfalls befanden sich die Dachrinnen in gutem Zustand und leiteten Wasser in riesige Zisternen, die wie Whiskyfässer aus hölzernen Dauben gebaut waren und auf einem hohen Pfahlgerüst standen.
    Tante Berthe war nirgends zu sehen. Als einziges menschliches Wesen war eine Mulattin zu sehen, die auf eine der Galerien hinaustrat, um ein Staubtuch auszuschütteln. Sie schleuderte es ein letztes Mal aus, und Schmutz wirbelte auf, dann ging sie wieder hinein und schlug die Tür hinter sich zu.
    Ihre Tante konnte in jedes dieser Häuser am Fluß gegangen sein. Da Angeline keine Ahnung hatte, welches es sein mußte, hatte es keinen Sinn, weiterzugehen. Sie trat in den Schatten einer nahe gelegenen Zisterne und richtete sich aufs Warten ein.
    War sie verrückt, sich auf die Suche nach einer Kusine zu machen, die sich wenig um sie kümmerte und die nicht den kleinsten Versuch unternommen hatte, sie zu finden, als sie selbst gegen ihren Willen von einem Mann festgehalten worden war? Natürlich gab es keinerlei Hinweis darauf, daß Claire sich jetzt wieder in dieser Lage befand. Wenn es so wäre, hätte ihre Mutter dann nicht längst für Abhilfe gesorgt? Trotzdem verstand Angeline nicht, warum Claire nicht ins Haus der Witwe gezogen war. Vielleicht glaubte sie, dort zu leicht auffindbar zu sein, oder Tante Berthes Schwester hatte Einwand erhoben. Oder

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