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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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hergekommen seid, war unerwartetes Glück. Ich dachte, ich müßte Euch mit einer Botschaft von Claire hierherlocken. Der einzige Hemmschuh bei meinen Geschäften mit unserem bärtigen Freund ist sein Bedauern über den Verlust der Dienste der schönen Claire. Es besteht Grund zu der Annahme, daß seine Skrupel für den richtigen Preis zu überwinden sind.«
    »Ihr meint, Ihr...«
    »Eure Kusine stellt schon geraume Zeit eine Belastung für mich dar.«
    Angeline starrte ihn an, sah die Genugtuung auf seinem breiten Gesicht und das maliziöse Lächeln des Triumphs auf seinen Lippen. »Ihr... Ihr seid der, vor dem sie Angst hat und vor dem sie davongerannt ist, seit sie Ruthenien verließ.«
    »Kann sein, aber was ist mit Euch, teure Angeline? Habt Ihr jetzt nicht auch Angst vor mir? Seid Ihr nicht neugierig, warum ich Euch eine Falle gestellt habe?«
    Sie blickte ihn mit weit aufgerissenen graugrünen Augen an. Wie gelähmt fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. »Es liegt auf der Hand. Wenn Ihr der seid, vor dem Claire davonlief, habt Ihr Maximilian ermordet und wollt sie ebenfalls töten. Ergo seid Ihr auch derjenige, der Rolf nach dem Leben trachtet. Ich bedeute Euch nichts, also...«
    »Das würde ich nicht gerade behaupten«, unterbrach er sie mit einem merkwürdigen Ausdruck in den grauen Augen.
    Angeline fuhr fort, als habe sie nichts gehört. »Also glaubt Ihr, mich als Köder für Rolf benutzen zu können, weil ich im Niemandsland seine Maitresse war.«
    »Ich glaube es nicht nur, ich weiß es.«
    Sie zwang sich zu einem Lächeln und war überrascht, wie leicht es ihr über die Lippen kam. »Das ist Unsinn. Ich bedeute ihm nicht mehr als Claire, die er kaum zu Gesicht bekommen hat.«
    »Wie könnt Ihr so etwas behaupten?« fragte Meyer und schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich habe Euch beide in der Wildnis und auch gestern abend auf dem Tanzboden inmitten der sogenannten Creme de la creme von New Orleans gesehen. Und später folgte ich ihm von der Gesandtschaft aus und sah - oder vielmehr hörte - einen äußerst überzeugenden Beweis seiner Zuneigung auf der Hintertreppe des Hauses, in dem Ihr und Eure Tante wohnt.«
    »Wie könnt Ihr es wagen!« rief sie aus. Sie hätte erwartet, vor Scham in den Boden versinken zu müssen, wenn jemand so etwas ansprach, aber statt dessen stieg in ihr nur die Wut darüber auf, daß Meyer einen kostbaren Augenblick entweiht hatte.
    Er lachte. »Ich habe mich selten so gut amüsiert. Und nach diesem stürmischen Erlebnis, glaubt Ihr da wirklich, daß der Prinz es ablehnen wird zu kommen, und zwar allein und unbewaffnet - diese Bedingungen werde ich stellen -, wenn er meint, Euch damit retten zu können? Er würde das für den geringsten seiner Männer tun, sogar für mich. Ist es nicht noch viel wahrscheinlicher, daß er für Euch und Euer hübsches Gesicht sein Leben riskiert?«
    »Wieder eine Falle, wie die für Max mit Claire als Köder, und wie in der Nacht, als die Garde und McCulloughs Haufen Don Pedros Lager angriffen?«
    »Beides gut geplant, aber nicht vom Glück begünstigt. Diesmal wird es anders kommen.«
    Er sprach mit der unerschütterlichen Selbstsicherheit und Ruhe, die seinem Verständnis von Macht entsprach. Angeline wollte sie zum Wanken bringen und sagte: »Ihr habt schon oft vergeblich versucht, Rolf zu töten, in Ruthenien, in Le Havre, in New Orleans und im Jagdschloß. Es ist Euch auch nicht gelungen, ihn von anderen, wie von Don Pedro, morden zu lassen. Und als Ihr verzweifelt im Dunkeln auf ihn geschossen habt, habt Ihr den Falschen getroffen.«
    Meyer kniff die Augen zusammen. »Ich habe Euch einmal gesagt, daß er gerissen ist. Er hat einen Gefahreninstinkt, mit dem man immer rechnen muß. Als der Spanier im Hinterhalt lag, roch Rolf, daß etwas faul war, und befahl und deckte den Rückzug, bevor die Attacke richtig angelaufen war. Aber ich habe nicht versucht, ihn selbst zu töten. Nach jenem ersten Fehlschlag schien es mir nicht mehr durchführbar. Ich war ihm und den anderen von der Garde zu nahe.«
    »Aber Don Pedros Leute haben Oskar nicht erschossen.«
    »Eine bedauerliche Notwendigkeit. Es war kein Vergnügen für mich, aber Oskar hat mich mit Morning Star zusammen gesehen, und wenn er den Kampf überlebt hätte, hätte er sich vielleicht daran erinnert.«
    Seine ruhige, fast sachliche Haltung, als sei alles ganz vernünftig, was er getan hatte oder noch tun wollte, wurde Angeline plötzlich unheimlich. Sie trat drei Schritte

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