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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Eure Missetaten auf sich?«
    »Von Schuld kann doch hier gar keine Rede sein.«
    »Ich fürchte doch.«
    Angeline starrte ihn an, und Claires Geschichte von Vertrauensbruch und versuchtem Mord kam ihr wieder in den Sinn. »Wovon redet Ihr?«
    »Von der Wut der verschmähten Frau, die Euch veranlaßt hat, ein Mordkomplott gegen meinen Bruder zu schmieden, und davon, daß Ihr Eure unzweifelhafte Attraktivität und frühere intime Beziehung ausgenutzt habt, um ein letztes Mal Zutritt zu seinen Gemächern zu erlangen, und schließlich davon, daß Ihr ihn sterbend in seinem Blute zurückgelassen habt. Das dürfte für den Anfang genügen.«
    Während er sprach, wich allmählich die Farbe aus Angelines Gesicht. Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. »Das kann nicht Euer Ernst sein.«
    Leicht und geschmeidig bewegte er sich auf sie zu, ein kraftvoller, athletischer Mann in Weiß, und bei jedem seiner federnden Schritte wurde sie stärker von der Gefährlichkeit in Bann gehalten, die ihn wie ein Mantel umgab. »Ich versichere Euch, daß es mir bitter ernst ist. Gestattet mir, Euch den Mantel abzunehmen.«
    »Ich bleibe nicht«, erwiderte sie.
    »Wirklich nicht?«
    Er half ihr aus dem Umhang, warf ihn über einen Stuhl, sah sie lange und forschend an und nahm ihren Arm. »Kommt ans Feuer«, forderte er sie auf, und schon wieder durchströmte sie der Wohlklang seiner Stimme.
    Sie riß sich los, trat in steifer, würdevoller Haltung an den Kamin und drehte sich um. Er war so dicht hinter ihr, daß sie unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Er packte sie am Ellbogen und zog sie an sich. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel gegen ihn, so daß die Knöpfe und Abzeichen seiner Uniform gegen ihren Busen gepreßt wurden und er ihr seinen Schwertknauf in die Hüfte stieß. Sie hielt einen Augenblick inne, dann schob sie ihn von sich.
    »Selbstverbrennung ist weder erforderlich noch wünschenswert, jedenfalls jetzt nicht, so sehr mir der Anblick vor nicht allzu langer Zeit auch gefallen hätte.«
    Während er sprach, gab sie ihren Widerstand auf. Der Geruch angesengten Musselins stieg ihr in die Nase, und sie spürte die Hitze, die ihre Röcke durchdrang. Zwischen den Zähnen stieß sie hervor: »Würdet Ihr bitte die Güte haben, mich loszulassen!«
    »Güte? Wie kommt Ihr darauf, daß etwas Derartiges in mir steckt? Oder Milde?«
    »Das ist mir selbst ein Rätsel«, entgegnete sie ihm mit Bitterkeit. »Verzeiht! In einem Augenblick geistiger Umnachtung hielt ich Euch menschlicher Regungen für fähig!«
    »Meine Regungen«, erwiderte er langsam und ließ den Blick über die zarten Formen von Hals und Schulter und das schimmernde Haar gleiten, das ihr auf den Busen fiel, »funktionieren einwandfrei.«
    Ihre Augen wurden groß. Sie hatte das Gefühl, daß sie der Prinz mit seinem türkisblauen Blick nackt auszog, und sie ahnte, daß das auch wirklich seine Absicht war.
    »Ich... ich wollte damit sagen, daß ich hoffe, Ihr seid Kavalier.«
    »Ihr appelliert an meine ritterlichen Instinkte? Ein gravierender Irrtum. Ich besitze keine.«
    Er lockerte den Griff um ihren Arm, fuhr ihr mit der Hand über die Schulter und unter das Haar und umfaßte mit gespreizten Fingern ihren Hinterkopf. Er beugte sich zu ihr nieder und berührte ihre Lippen mit den seinen. Sie versuchte, den Kopf wegzudrehen, aber sie konnte sich nicht rühren, während er den fein geschwungenen Mund erforschte, seine Süße schmeckte und auf den Widerstand der zusammengebissenen Zähne stieß.
    Als er sich endlich zurückzog, atmete er schwer und seine Augen strahlten in dunklerem Blau. »Nein, an meinen Regungen ist nichts auszusetzen, aber die Euren machen mich neugierig. Ihr seid scheu wie ein Füllen, dem noch nie Zaumzeug angelegt wurde, oder wie eine Stute, die nach bösen Erfahrungen mißtrauisch ist und keinen mehr an sich heranläßt.«
    »Was... was habt Ihr denn erwartet?« flüsterte sie.
    »Eine mannstolle Raubkatze, eine Möse mit Klauen.« Er zog gedankenvoll die dunkelblonden Brauen zusammen. Als er die jähe Blässe in ihrem Gesicht bemerkte, fügte er hinzu: »Ihr wolltet es schließlich wissen.«
    Gleich darauf stieg ihr die Röte ins Gesicht und bis unter die Haarwurzeln. »Ihr seid ein anmaßender, unverschämter...«
    »Allmählich lernen wir uns kennen«, unterbrach er sie. »Euch dagegen halte ich unter anderem für verschlagen und tückisch. Ich habe Euch unterschätzt, und das war dumm von mir - wie ich gern zugeben will. Ich hätte

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