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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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in der Gegend versteckt halten, vielleicht in der Stadt. Wenn also eine Person wie Angeline Fortin existiert, kann sie mir Claires Unterschlupf zeigen und sofort frei sein.«
    »Und zweitens?« Sie mußte sich zwingen, diese Worte herauszubringen, denn die Anspannung schnürte ihr die Kehle zu. Daß sie sich weigerte, Claire zu verraten, mußte als Schuldbekenntnis aufgefaßt werden. Daran war nichts zu ändern; sie konnte nicht tun, was er ihr als Lösung angeboten hatte. Es war nicht mit ihrem Gewissen zu vereinbaren, daß sie Claire in Gefahr brachte, nur um selbst in Sicherheit zu sein.
    Seine Worte kamen seidenweich und jäh: »Ihr könnt Euch meiner Gnade ausliefern und gestehen, aus welchem Grund und auf welche Weise Ihr Max getötet habt und wer Euer Komplize war.«
    Im selben Augenblick wußte Angeline, daß die ganze Farce nur auf diese eine Frage abgestellt war und daß er sie mit Bedacht bedroht hatte, um ihr die gewünschte Antwort abzuzwingen. Er wollte mehr ergründen als nur den vermeintlichen Racheakt einer Frau. Dieser Gedanke paßte zu Claires Erzählung von dem mißglückten Versuch, den Tod des Prinzen wie einen Doppelselbstmord aussehen zu lassen, dem auch sie zum Opfer hätte fallen sollen. Wie sollte Angeline ihn aber überzeugen, daß sie die Wahrheit sprach, wenn er sich darauf konzentrierte, sich scharfzüngige Worte und raffinierte Fallen auszudenken, um sie zu überführen?
    Sie holte tief Luft und antwortete: »Das hieße, ein hohes Risiko eingehen, da - wie ihr selbst gesagt habt - Eure Bereitschaft zur Gewährung von Gnade einigermaßen eingeschränkt ist.«
    »Das habt Ihr Euch also gemerkt«, murmelte er im Ton großer Genugtuung. Langsam schickte er sich an, den Hosenbund aufzuknöpfen.
    Verzweifelt hob Angeline den moosgrünen Blick zu seinen leuchtendblauen Augen. Sie konnte den Wunsch zu fliehen nicht mehr unterdrücken und warf sich auf die andere Bettseite. Wie im Reflex streckte er die Hand nach ihr aus und packte den zarten, weißen Musselin ihres Ärmels. Sie entwand sich ihm. Mit einem Reißen gab der Stoff nach, so daß ihre perlweiße Schulter entblößt wurde. Im Wissen um ihre verzweifelte Lage zögerte sie keinen Augenblick, bevor sie sich losriß. Der Prinz hielt nur noch den schlaffen Ärmel in der Hand.
    Sie hatte einen Schuh verloren, und die Holzdielen waren kalt, als ihre bloßen Füße den Boden berührten. Das Bild der Leibgarde des Prinzen, die unten wartete, um sich ihr entgegenzustel-len, huschte ihr durch den Sinn, aber das war ganz gleich; ihr blieb keine andere Wahl, als den Fluchtversuch zu wagen.
    Sie hatte ihre Phantasie jedoch vergebens bemüht. Der Prinz hatte sich lautlos von hinten angeschlichen und packte sie. Mit stählernem Griff umschloß er ihre Brust, und ihre Knie gaben nach, als sie in die Kniekehlen gestoßen wurde. Angeline fiel, schlug jedoch nicht auf dem Boden auf, sondern wurde entschlossen auf den Teppich vor dem Kamin niedergelegt. Ihre Schulterblätter drückten sich tief in die dichte rot und blau gemusterte Wolle.
    »Erster Akt. Sie kommt zu Fall«, sagte der Prinz leise und befriedigt.
    Glühender, wilder Zorn übermannte sie. Sie bäumte sich auf, grub ihm die Nägel ins Gesicht wie eine Katze und hinterließ auf seiner Wange feuchtrote Spuren. Er packte ihr Handgelenk mit gnadenlosem, blutabschnürendem Griff, drehte ihr den Arm um und preßte sie an sich. Ihr Busen wurde an seine Brust gedrückt und wogte heiß, ihr Atem ging keuchend. Er setzte ihr das Knie auf den Schenkel und hinderte sie mit seinem Gewicht an jeder Bewegung. Sie gab jeden Widerstand auf und starrte ihn mit der hilflosen Tücke eines gefangenen Tieres an.
    Das Feuer zischte und knisterte laut in der Stille. Sein Schein flackerte auf das Gesicht des Mannes, der sich über Angeline gebeugt hatte. Rot und roh beleuchtete er die tiefen Kratzer, die sie ihm beigebracht hatte, und spiegelte sich in seinen Augen. Er sah sie an und neigte mit entsetzlicher Langsamkeit den Kopf, um seinen Mund auf den ihren zu pressen.
    Sein Kuß brannte mit verzehrender Kraft und zwang ihre Lippen zu tieferem, noch entwürdigenderem Eindringen auseinander. Nie zuvor war sie physischer Gewalt ausgesetzt gewesen. Keusch und unberührt wie sie war, hatte sie nur eine vage Vorstellung von der Leidenschaft als Begleiterin der Liebe, als hätte sie hinter Klostermauern ein leises Lied vernommen. Andre Delacroix, ihr Kavalier, hatte ihre Fingerspitzen an seine Lippen geführt, mehr

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