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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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vielen Tischchen standen Porzellannippsachen und polierte Silbergefäße.
    Tante Berthe saß auf einem Sofa und war zum Diner angekleidet. Sie trug ein Ekrükleid aus Lüstrine mit drapiertem schwarz-ekrü gestreiftem Turban. Sie war tief in ein Gespräch mit Andre Delacroix versunken, der in seiner Abendkleidung mit seinem aufwärts strebenden Schnurrbart und dem höflichen Lächeln dunkel und hübsch aussah; er stützte den Ellbogen auf das marmorne Kaminsims und hielt einen Kelch mit rubinrotem Burgunder in der Hand.
    Leicht indigniert über die etikettewidrige Unterbrechung sah Madame de Buys auf. Beim Anblick ihrer Nichte wurde sie aschfahl. »Angeline...«, flüsterte sie matt.
    »Angeline!« Andre richtete sich so rasch auf, daß der Wein aus seinem Glas überschwappte und den Marmorboden blutrot färbte.
    Zu mehr war keine Zeit. Der Prinz und seine Leute erreichten die Eingangstür und stießen sie auf, daß die Scharniere krachten. Man hörte den alten Butler protestieren, doch schon drang Rolf an der Spitze der Garde hinter Angeline in den Raum ein. Die Männer hatten die Pistolen gezogen und richteten die klaffenden Läufe ruhig, aber bestimmt auf die Menschen im Raum. Rolf übersah die Szene mit einem Blick, trat zu Angeline und faßte sie mit einer beiläufig besitzergreifenden Geste um die Taille.
    »Durchsucht das Haus!« Er bedeutete Oswald und Leopold, den Befehl auszuführen. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit der Gastgeberin zu und vollführte eine Verbeugung, der es gänzlich an Tiefe und Respekt fehlte. »Madame de Buys, wie ich annehme? Ich wünsche Euch einen guten Abend.«
    »Was... was hat das zu bedeuten ?« fragte die Matrone und erhob sich langsam.
    »Eine kleine Störung, bald vorbei. Echauffiert Euch nicht!«
    »Ich und mich nicht...« Claires Mutter fing sich und nahm eine herablassende Haltung an. »Dürfte ich erfahren, wie ich zu der Ehre dieses Besuches komme?«
    »Das könnt Ihr mit Sicherheit erraten, besonders nachdem Eure Nichte in den letzten Tagen so viel Zeit in meiner Gesellschaft verbracht hat.«
    Andre hatte die dunklen Augen nicht von Angeline gewandt. Jetzt richtete er den Blick ungläubig auf deren Tante. »Sie haben doch behauptet, daß Angeline krank sei? Immer, wenn ich mich nach ihr erkundigt habe, sagten Sie...«
    »Eine Ausrede, die ihrem Besten dienen sollte, um ihren guten Ruf zu wahren, vergeblich, wie es scheint.«
    »Heißt das«, erwiderte Andre, wobei es ihm unter der olivbraunen Haut die Röte ins Gesicht trieb, als er sich Rolf zuwandte, »daß sie die ganze Zeit bei dem da war?«
    Rolf lächelte, und seine bissigen Worte richteten sich an Andre, doch sein Blick ruhte unverwandt auf der Tante: »Oh, ich kann Euch versichern, daß es gegen ihren Willen geschah.«
    Andre warf den Kopf herum und fragte Madame de Buys: »Und Sie haben nichts unternommen?«
    »Sie verstehen nicht«, wandte sie ein.
    »Klärt ihn doch auf«, schlug Rolf vor. »Erzählt ihm, warum Ihr ein zartes junges Mädchen im Stich gelassen habt, warum es ihr überlassen blieb, mich so gut sie konnte von ihrer Unschuld zu überzeugen oder zu fliehen - was ihr heute abend auch gelungen ist, daher unser unerwarteter Besuch.«
    Madame de Buys’ Busen wogte, Haß sprühte aus ihren dunklen Augen, aber sie schwieg. Von oben war das Getrampel von Stiefeln zu vernehmen, als die Räume im oberen Stockwerk durchsucht wurden. Andre ging auf den Prinzen zu.
    »Ich muß Euch ersuchen, Angeline loszulassen.«
    »Selbst, wenn ich es wollte, was nicht der Fall ist, wäre ich gezwungen, abzulehnen«, kam die Antwort.
    »Ich bestehe darauf!«
    Rolf sah ihm offen ins Gesicht. »Ihr seid ein intelligenter Mensch, Delacroix, und Ihr seid mir sympathisch. Ich verstehe Euren Drang, der Schönen beizustehen, aber Ihr wißt nicht, auf was Ihr Euch einlaßt. Ich gebe Euch den gut gemeinten Rat, Euch in der Tugend der Selbstbeherrschung zu üben.«
    In seinen leisen Worten lag der schneidende Unterton tödlicher Entschlossenheit. Andres Blick fiel auf die Pistole des Prinzen. Seine Gesichtszüge verhärteten sich zu einer entschlossenen Miene. Von der Treppe her waren schnelle Schritte zu hören, und Leopold stürzte ins Zimmer.
    »Nichts«, berichtete er. »Es ist niemand im Haus außer dem Butler und einer Kammerzofe, die wir oben gefunden haben.«
    »Habt ihr die Dienerschaft?« fragte Rolf über die Schulter.
    »In der Eingangshalle. Oswald bewacht sie.«
    Rolf nickte. »Bindet sie.«
    »Wie könnt Ihr es

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