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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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wagen?« kreischte Madame. »Das ist mein Haus und mein Gesinde! Ihr könnt doch nicht...«
    »Ich kann.« Der Prinz von Ruthenien wandte sich an Andre. »Um Vergebung, Monsieur Delacroix, aber ich muß Euch bitten, Euch ebenfalls Fesseln anlegen zu lassen. Ich bedaure die Notwendigkeit, aber es ist unerläßlich, daß Ihr in den nächsten Stunden nicht in der Lage sein werdet, die Glieder zu regen.«
    Bevor er die Worte ausgesprochen hatte, war Gustav - begleitet von Madames Geschrei - ans Fenster getreten und hatte die Kordeln heruntergerissen, die die Vorhänge zusammenhielten. Er und Meyer traten zu dem jungen kreolischen Kavalier. Es folgte ein kurzes, wütendes Handgemenge, aber über dessen Ausgang gab es kaum Zweifel. Kurz darauf waren Andres Hände auf dem Rücken gefesselt.
    »Das ist ungeheuerlich, es ist barbarisch!« kreischte Madame de Buys mit gellender Stimme, schlug mit den Fäusten um sich und stampfte mit den Füßen. »Ihr seid ein wildes Tier, ein Schmierenkomödiant von einem Prinzen, ein Hundsfott und Räuber!«
    »Madame«, erwiderte Rolf. »Um eine quiekende Sau zum Schweigen zu bringen, sticht man sie ab. Der Henne, die am lautesten gackert, wird zuerst der Hals umgedreht. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    Die Matrone schwieg augenblicklich. Sie gab nicht einmal einen Laut von sich, als Gustav sie auf einen Wink von Rolf am Arm packte und in die Halle zerrte.
    Das Erdgeschoß des Anwesens der Familie de Buys diente - wie es in der Gegend üblich war - als Lagerraum, die Wohnräume befanden sich im ersten Stock, damit sie vor Überflutung geschützt waren. Im Parterre befand sich auch eine Arrestzelle für die Sklaven, die frisch aus Afrika oder der Karibik gekommen waren. Mit gezückter Pistole wurde der Butler aufgefordert, die Schlüssel zu diesem Kerker herbeizuschaffen und voranzugehen. Offensichtlich zog er den Aufenthalt in diesem feuchten, dunklen Kabuff der Gesellschaft des Prinzen und seiner Männer vor. Maria, die Zofe von Madame de Buys, und Andre mochten da anderer Meinung sein, aber es half ihnen nichts. Gefesselt und geknebelt stieß man sie hinein, dann wurde die Tür hinter ihnen verschlossen und verriegelt.
    Es gab eine kurze Diskussion, ob man Andres Phaeton nehmen solle, aber der Gedanke wurde bald fallengelassen. Im Licht der Eingangslaterne bedeutete Rolf Madame de Buys, sie solle sich auf Angelines Pferd helfen lassen.
    »Was? Ihr könnt mich doch nicht wegschleppen?« rief die ältere Dame, und die kleinen schwarzen Augen quollen ihr aus dem Kopf.
    »Der Gedanke wird Euch so sehr doch wohl nicht schrecken?«
    »Aber ich kann Euch nicht von Nutzen sein!«
    »Das ist noch nicht erwiesen. Ihr werdet jetzt aufsitzen, oder ich lasse Euch auf den Sattel packen wie einen Sack Kartoffeln, der zum Markt gebracht wird.«
    Schließlich durfte sie aufrecht sitzen, wurde aber gefesselt, und die Zügel des Wallachs wurden Gustav anvertraut. Angeline wurde von Rolf aufs Pferd gehoben. Er schlang die Arme um sie und wärmte sie mit seinem Körper. Als er spürte, wie sie vor Kälte zitterte, fluchte er leise, zog die Uniformjacke aus und legte sie ihr um, ohne auf ihren Protest und ihre Gegenwehr zu achten.
    Als sei das Eindringen in Häuser und die Entführung von Frauen eine Alltäglichkeit, ritten sie zurück zum Jagdschlößchen.
    Madame de Buys rutschte ihr Turban über die Augen, als sie in die Halle gestoßen wurde. Sie schob ihn mit einer steifen Geste zurück, sobald sie losgebunden war. Sie und Angeline wurden mitten in den Raum vor den Tisch gestellt. Rolf und seine Gefolgsleute nahmen an der langen Tafel Platz, eine bewußte Unhöflichkeit, die anzeigen sollte, daß die üblichen Regeln der Etikette außer Kraft gesetzt waren.
    Stühle scharrten, und Männerstimmen raunten. Sarus beugte sich über die hohe Lehne von Rolfs Stuhl, um kurz Zwiesprache mit ihm zu halten.
    Madame de Buys warf Angeline einen Blick voll Bitterkeit zu. »Das ist alles deine Schuld, du undankbares Gör. Du hast sie mir geradewegs ins Haus gebracht.«
    »Ich war ihnen endlich entkommen. Wohin sollte ich mich sonst wenden - außer zum Internat?« Angelines Stimme war leise, aber sie sah ihrer Tante mit ihren graugrünen Augen herausfordernd ins Gesicht.
    Diese warf Rolf einen Blick zu und zischte: »Ruhig, du liederliche grisette! Wenn du es wagst, von jenem Ort auch nur andeutungsweise zu sprechen, wirst du nie wieder über die Schwelle meines Hauses treten.«
    »Ich habe das Geheimnis die

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