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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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auf uns zu treffen?«
    »Ich nehme an, daß irgendein Naseweis herumgeschnüffelt hat?«
    »Der Sohn des Kochs, ein aufgeweckter Bursche, kam, wollte sich erkundigen, weshalb das Abendessen aufgeschoben wurde, und hörte unser Klopfen.«
    »Ich gratuliere Euch, da habt Ihr Glück gehabt.« Rolf spielte lässig mit seinem Schwert, blieb aber aufmerksam.
    »Offenbar mehr als Ihr. Aber was habt Ihr Madame de Buys angetan?«
    »Angetan? Liegt sie etwa durchnäßt im Straßengraben? Nein, keineswegs, obwohl mir das nicht schlecht gefallen hätte. Wir haben sie im Internat zurückgelassen, und sie sandte uns ihre Verwünschungen nach, ob aber wegen ihrer unversehrten Freilassung oder wegen des Bißchens, was sie gelitten hat, kann ich nicht sagen.«
    Als sie so im Steigbügel standen, nach vorne drängten und zurückwichen, hatte Angeline den Eindruck, daß Rolf, wenn er sich ein wenig mehr anstrengen und den Arm etwas weiter ausstrecken würde, Andre sofort kampfunfähig machen könnte. Statt dessen schien er auf eine Gelegenheit zu warten, ihn zu entwaffnen, ohne ihn zu verletzen. Dasselbe galt für die Garde, die eine Phalanx bildete und die Angreifer zurückschlug.
    Rolf wurde jetzt von drei Seiten bedrängt. Da seine Aufmerksamkeit einen Moment anderweitig beschäftigt und Andre frei war, schob sich dieser an Angeline heran. Er riß Rolf ihre Zügel aus der Hand. Bei diesem jähen Ruck bäumte sich Angelines Pferd auf, warf sich nach vorne und bäumte sich wieder auf. Sie hatte keinen Zügel, um sich festzuhalten, und an dem englischen Sattel war kein Knauf. Sie preßte ihre Knie gegen den Pferdeleib und klammerte sich in der silbernen Mähne fest.
    Doch plötzlich wurde sie von der Seite angerempelt. Ihr Knie wurde zwischen ihrem Pferd und dem des Mannes neben ihr eingeklemmt. Der Schmerz fuhr ihr durch das Bein und verstärkte sich, als sie einen Schlag auf die Kniescheibe erhielt. Ihr Pferd konnte sich nicht mehr rühren und stolperte. Angeline spürte, wie sie zwischen die stampfenden Hufe fiel. Ein Schrei wollte sich ihrer Kehle entringen, erstickte jedoch zu einem Röcheln. Ein schwarzblauer Blitz des Schmerzes fuhr ihr durch den Kopf, und einhüllendes Dunkel umfing sie.
    Allmählich nahm Angeline wieder etwas wahr. Sie spürte ein Schaukeln. In ihrem Schädel pochte der Schmerz. Übelkeit überkam sie, die sie nur mit Mühe zurückhalten konnte. Der Schmerz hämmerte ihr gegen die Schläfen, als etwas darüberfuhr. Es war eine warme, feste Hand, die ihr die Haare aus dem Gesicht strich, doch in ihrem gequälten Zustand fühlte es sich so an, als werde ihr jedes Haar einzeln ausgerissen. Sie runzelte die Stirn, gab einen gereizten Laut von sich und drehte den Kopf weg.
    »Eure Schönheit hat nicht gelitten«, kam eine wohlbekannte schleppende Stimme von oben, »was man von Eurer Laune nicht gerade behaupten kann.«
    Angeline fühlte sich von starken Armen gehalten und fand darin trotz Rolfs Sticheleien Geborgenheit. Sie schlug die Augen mit den langen Wimpern auf und begegnete seinem türkisblauen Blick. Sie lag auf Rolfs Schoß unter einer Pelzdecke, warm an seine Brust gekuschelt. Rolf saß an dem einen Ende einer Sitzbank in einer Kutsche, die mit braunem Samt ausgeschlagen war und eine geschnitzte Rosenholztäfelung hatte. Das Vehikel rumpelte mit beträchtlicher Geschwindigkeit die Landstraße entlang, soviel war aus den Bäumen zu erkennen, die an den Fenstern vorüberrasten.
    Angeline schloß die Augen wieder. »Was ist passiert? Wie komme ich hierher?«
    »Ihr hattet Glück, die ganze unangenehme Geschichte zu verschlafen. Erinnert Ihr Euch wirklich an nichts?«
    »Nein.«
    In seiner Antwort klang eine Spur Heiterkeit mit. »Ich habe Euch aufgehoben, als Ihr gefallen seid, und Euch Gustav und Oskar anvertraut. Sie wurden vorausgeschickt, während wir den Rückzug gegen einen Haufen von Fechtern deckten, wie ich sie an unbeholfenem Übereifer und nutzloser Tapferkeit noch nie erlebt habe. Eine Lanze mit Pflanzern und deren Söhnen zu brechen, die zwar verrückt, aber ohne Finesse sind, entspricht nicht gerade meiner Auffassung von Kampfgeist.«
    »Wie bedauerlich, daß Ihr nicht auf einen standesgemäßen Gegner traft. Habt Ihr sie in ihrem Blute auf dem Schlachtfeld zurückgelassen?«
    »Ein paar Schultern wurden angepiekt, und beim nächsten Ball werden einige ganz interessant hinken, aber niemand wurde ernstlich verletzt. Die Älteren der Gruppe besannen sich einer besseren Form des Heldentums

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