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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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zugunsten zukünftiger Enkel und gaben uns Raum, um unseren Rückzug ohne größeres Gemetzel zuwege zu bringen.«
    Angesichts der Ruhe, mit der er auf ihre leichtfertige ironische Bemerkung reagiert hatte, packte Angeline die Reue. »Es war... sehr freundlich von Euch, Euch um mich zu kümmern.«
    »Nicht freundlich, sondern unbedingt erforderlich. Wenn Ihr meinem Dünkel keinen Dämpfer aufsetztet, wo wäre ich dann?«
    »Mit Sicherheit ein gutes Stück weiter die Straße entlang und Claire auf den Fersen.«
    »Aber nein. Ihr dürft Euch keine Vorwürfe machen, daß Ihr uns aufhaltet. Gustav hat die Kutsche mit Bedacht gewählt. Sie ist leicht und fährt fast so schnell, wie wir reiten können.«
    »Ich meine, wenn Ihr Euch von Anfang an nicht mit mir belastet hättet...«
    »Meine liebe Angeline«, erwiderte er, und seine Stimme war seidenweich vor unterdrücktem Lachen, »ich versichere Euch, daß es keine Belastung für mich war...«
    Sie preßte die Lippen aufeinander, doch ihre Augen blieben eigensinnig geschlossen. »Ich sehe schon, Euer Zusammenstoß mit meinen Nachbarn hat Eurer Anmaßung keinen Abbruch getan und Euch nicht einmal gewöhnliche Höflichkeit gelehrt.«
    »Nein. Wie auch? Die Leute sind auf Veranlassung Eures Verehrers Andre Delacroix gekommen, und wenn Ihr glaubt, daß die verblühenden Reize Eurer Tante der Grund waren, dann seid Ihr es, die eine Lektion braucht, und zwar darin, wie Ihr Euch ein wenig Anmaßung erwerben könnt.«
    »Und Andre... ist er...«
    »Er hat sich wütend gewehrt, als ich ihn zuletzt sah, während ihn ein halbes Dutzend weisere Männer festgehalten und versucht haben, ihn von einer Verfolgung abzubringen. Er ist nicht verletzt.«
    Unwillkürlich stieß sie einen leisen Seufzer aus. »Da bin ich aber froh!«
    »Das merke ich. Wenn ich gewußt hätte, daß Ihr so bewegt seid, hätte ich ihn am Kragen gepackt und Euch zur Gesellschaft mitgenommen. Ich war nie Mitglied einer menage a trois, aber ich weiß aus zuverlässiger Quelle, daß so etwas ganz unterhaltsam sein kann.«
    Wie sie inzwischen wußte, war er am unverschämtesten, wenn er sich Sorgen machte, obwohl seine Stimme keine Spur davon verriet. »Ihr sucht Unterhaltung? Ich dachte, Ihr zieht Wut als Mittel der Wiederherstellung vor - Wut und Weinbrand. Es überrascht mich, daß Ihr mir noch kein starkes Getränk eingetrichtert habt.«
    »Bewußtlose weibliche Wesen sind nicht in der Verfassung, teure Spirituosen gebührend zu würdigen, aber ich wollte gerade angesengte Federn bringen lassen, um Euch aus Eurem kleinen Ohnmachtsanfall aufzuwecken.«
    »Kleiner Ohnmachtsanfall?« stieß sie mit allen Anzeichen der Empörung hervor und schlug die Augen auf. »Es war mehr als das!«
    »Ja?«
    »Ja, und das wißt Ihr genau!«
    Sie hatte keine Ahnung, warum er die Sache auf die leichte Schulter nahm, es sei denn, um sie vom Simulieren abzubringen, das aber hatte sie ohnehin nicht vor.
    »Ihr zweifelt an meinen Fähigkeiten auf medizinischem Gebiet?«
    »Ich zweifle lediglich an Eurem Wissen und an Eurer Neigung, mir eine Schwäche zuzugestehen, beispielsweise die, in Ohnmacht zu fallen, wenn man mir einen Schlag auf den Kopf versetzt.« Beim Anblick des hüpfenden Kutschfensters und der vorbeitanzenden Bäume überkam sie wieder Übelkeit, so daß sie schleunigst die Augen zuklappte und sich die Hand vor den Mund preßte.
    »Soll ich den Wagen anhalten lassen?« fragte er plötzlich.
    Sie schüttelte den Kopf und wünschte im selben Moment, sie hätte es nicht getan, denn vor Schmerz platzte ihr fast der Schädel.
    »Vielleicht war es falsch, Euch jetzt schon wiederzubeleben. Ihr habt eine leichte Gehirnerschütterung. Ich glaube nicht, daß sie gefährlich ist, aber diese Art zu reisen ist natürlich nicht die optimale Behandlung.«
    Sie zwang sich, die Augen einen Spalt zu öffnen. Rolfs braungebranntes Gesicht sah nachdenklich aus. Ob er vorhatte, sie zu ihrer Tante zurückzuschicken? »Mir... mir wird es bald bessergehen.«
    »Wirklich?« fragte er, und sein Mund verzog sich zu einer Art Lächeln.
    »Ich... ich glaube schon.«
    »Vielleicht können wir ein wenig Schlafpulver auftreiben, wenn wir einen Ort erreichen, an dem wir frische Pferde erhalten können.«
    »Das dürfte sich als schwierig erweisen«, murmelte Angeline.
    »Ja, das ist uns auch nicht entgangen. In dieser Wildnis gibt es nirgends eine anständige Poststation. Was machen Reisende, die diese Straße nehmen?«
    »Sie bewegen sich etappenweise und

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