Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
dafür, aber hört auf, euch wie bei einer Beerdigung aufzuführen.«
    Angeline ging gleich ins Schlafzimmer. Oswald nahm die Kerze vom Sims und trat ebenfalls ein. Er erstattete Rolf präzise Bericht über die Ereignisse.
    Als er geendet hatte, starrte Rolf ihn mit jenem unergründlichen Gesichtsausdruck an, der auf schnelles und logisches Denken schließen ließ. »Erfolgsaussichten?«
    »Gering bis gleich Null.«
    »Dein Vorschlag?«
    »Warten auf eine bessere Gelegenheit, wenn Ihr wieder auf dem Damm seid«, erwiderte Oswald prompt.
    »Ich hoffe, du hast dich bei deiner Einschätzung der Lage nicht von meinem Zustand beeinflussen lassen. Fünf freie Männer sind für einen bedrängten Anführer eine größere Streitmacht als dieselbe Anzahl Getreuer in Banden.«
    »Das mit Sicherheit, aber McCullough ist auf ein raffiniertes Bubenstück gefaßt. Wie schwer es uns auch fallen mag, ihn zu enttäuschen, so fürchte ich doch, daß wir dazu gezwungen sind. Ein andermal wird er weniger auf der Hut sein.«
    »Habt ihr vor, ihn durch eure Schicksalsergebenheit einzulullen, oder wollt ihr ihn mit eurer Geschicklichkeit beeindrucken?«
    »Ich glaube, beides«, entgegnete Oswald lächelnd.
    Angeline musterte ihn durchdringend, als er sich verabschiedete und hinausging, um sich den anderen anzuschließen. Hatte er den wahren Grund für seinen Aufenthalt in diesem Zimmer angegeben, oder hatte er einen anderen?
    Sie drehte sich um. Rolf hatte die Augen geschlossen. Sein Atem ging hastig und flach, als habe ihn das kurze Gespräch sehr angestrengt. Gegen sein Fieber war noch immer nichts unternommen worden. Ob er leise in einen fast bewußtlosen Zustand hinübergeglitten war? Sie war sich dessen beinahe sicher, da er sich nicht rührte, als es behutsam an der Tür klopfte.
    Es war Morning Star. In der einen Hand hielt sie einen kleinen dampfenden Kessel, aus dem ein kräftiger, durchdringender Kräutergeruch aufstieg. In der anderen hatte sie ein Messer von tödlicher Schärfe.
    »Du bist eine Frau mit Herz, nicht wie die andere«, sagte die Indianerin. »Ich helfe dir mit deinem Mann.«
    Angeline zögerte. Trotz seiner vielgepriesenen Fähigkeiten hatte Meyer keinerlei Arznei herbeigeschafft, um den Zustand des Prinzen zu verbessern, sicher deswegen, weil bei ihrem hastigen Aufbruch keine Zeit gewesen war, Medizin mitzunehmen. Was blieb? Die Wunde auszubrennen, wie er vorgeschlagen hatte, was an sich schon ein Schock war?
    »Ich weiß nicht, ob er es zuläßt«, gab Angeline unumwunden zu.
    »Dir schlägt er es nicht ab«, erwiderte Morning Star.
    Angeline war da nicht so sicher. Zu ihrer Erleichterung mußte sie sich deswegen nicht auseinandersetzen. Rolf zuckte mit keiner Wimper, als sie die Decke zurückschlug und den Brustverband durchschnitt. Der Stoff klebte an der klaffenden, offenen Wunde. Sie befeuchtete ihn mit etwas Flüssigkeit aus dem Topf, den Morning Star gebracht hatte, und legte sie mit nervtötender Behutsamkeit frei.
    Die Indianerin wies Angeline an, wie sie die Kräuter auflegen sollte. Angeline prüfte die Temperatur des Suds, da sie Rolf nicht verbrühen wollte. Sie holte tief Luft und legte die grünbraune Masse auf das Loch in seiner Seite.
    Eine unwillkürliche Muskelzuckung lief durch seinen ganzen Körper und ebbte ab. Mit Hilfe von Morning Star konnte sie ihn umdrehen und die andere Wunde behandeln, von der aus rote Striemen über seinen Rücken liefen. Das primitive Pflaster wurde mit sauberen Verbandsstreifen festgebunden, und sie deckten Rolf wieder zu. Die Frauen kümmerten sich schließlich auch um die Kopfwunde und nahmen die schmuddeligen Fetzen aus dem Stoff des Unterrocks ab, mit denen sie verbunden war, wuschen sie mit dem warmen Kräuterwasser und entfernten verkrustetes Blut aus den blonden Locken. Während der Arbeit hörten sie Schüsse fallen und Degen aufeinandertreffen.
    Zuletzt nahm das Indianermädchen den schweren Kessel, versprach, am Morgen zurückzukehren und sich zu erkundigen, ob weitere Behandlung nötig wäre, und ging hinaus.
    »Mit Gemüse gefüllt und garniert, wie ein Spanferkel im eigenen Saft gebraten. Was kommt als nächstes - die Soße?«
    Angeline zuckte zusammen. Sie war so sicher gewesen, daß er bewußtlos war, daß sie vor Schreck ganz benommen wurde. Überrascht fragte sie ihn: »Ihr seid wach?«
    »Zu meinem Leidwesen.«
    »Aber... aber Ihr habt mich Eure Wunden versorgen lassen!«
    Er öffnete lächelnd die fieberglänzenden Augen. »Ihr wart so erpicht

Weitere Kostenlose Bücher