Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
bei mir auch! Lauf drunter durch, lauf drunter durch!«
    Er lächelte seinem Sohn zu und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Okay, Cowboy«, sagte er, »aber das ist wirklich das letzte Mal.«
    Er ging um den Baum herum, kitzelte der Tochter im Vorbeigehen den Bauch, griff sich die Schaukel des Jungen und ließ wieder sein »Bist du bereit?« hören.
    Dann lief er unter der Schaukel durch, aber nicht so schnell wie bei der Tochter. Sein Sohn war etwas kleiner und ängstlicher, obwohl die beiden Zwillinge waren.
    »Papa, nochmal bei mir«, rief seine Tochter.
    »Nein, jetzt kann ich nicht mehr«, sagte er. »Schaukelt aus und kommt dann, damit wir uns auf der Terrasse in die Sessel kuscheln können.«
    »Och, Papa, Papa …«
    Er ging zu seiner Frau hinüber, die unter dem Sonnenschirm saß. Die Gartenmöbel aus Kiefer, mit blauer Ökofarbe gestrichen, waren in einem großen Baumarkt gekauft worden. Manchmal hatte er das Gefühl, auf schreckliche Weise so zu sein wie alle anderen.
    »Wann musst du wieder fahren?«, fragte seine Frau.
    Er küsste sie aufs Haar und ließ sich neben ihr auf die Bank fallen.
    »Ich weiß nicht«, meinte er. »Ich hoffe, dass ich mir den Rest der Woche freinehmen kann.«
    Im Haus klingelte das Telefon, und er machte einen Versuch, aufzustehen und ranzugehen.
    »Nein, bleib sitzen, ich gehe schon …«
    Sie stand auf und lief schnell zur Veranda, wo das schnurlose Telefon lag. Der Rock flatterte um ihre Waden, das Haar tanzte auf ihren braun gebrannten Schultern. Ihm wurde warm ums Herz. Sie nahm das Telefon und sprach mit jemandem, schaute dann erstaunt zu ihm hinüber.
    »Natürlich«, sagte sie laut, so dass er es hören konnte.
    »Ich verbinde Sie mit seinem Büro.«
    Sie legte auf und kam zu ihm.
    »Christer«, sagte sie. »Es ist die Polizei.«
    Sie konnte Q nicht erreichen. Er saß beim Verhör. Sie probierte alle anderen Nummern durch. Die Einsatzzentrale hatte nichts Neues zu vermelden, die Leute von der Wache wurden wütend, der Pressesprecher war anderweitig beschäftigt. Bei Patricia ging niemand ans Telefon. Sie fand die Nummer vom Studio 6 im Telefonbuch, wählte sie und landete bei einem Anrufbeantworter. Eine junge Mädchenstimme, die bemüht war, verführerisch zu klingen, wies auf die Öffnungszeiten von dreizehn bis fünf Uhr hin. Man könne nette Mädchen kennen lernen, sie zu Champagner einladen, sich eine Show oder ein privates Posieren ansehen und erotische Filme anschauen und kaufen. Alle Neugierigen, die Freude am Sex hätten, seien in Stockholms kuscheligstem Klub herzlich willkommen.
    Annika wurde übel. Sie rief noch einmal an und nahm die Ansage auf. Dann versuchte sie es erneut beim Pressesprecher. Er war da.
    »Das Ermittlungsverfahren wird jetzt von einem Staatsanwalt geleitet«, sagte er.
    Annikas Herz schlug schneller.
    »Wer ist es?«
    »Oberstaatsanwalt Kjell Lindström.«
    »Warum?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort schon ahnte. Der Pressesprecher antwortete ausweichend.
    »Nun ja«, sagte er, »die Ermittlungen sind schon ein wenig vorangekommen, und die Leute vom Dezernat für Gewaltverbrechen fanden, es sei an der Zeit, die Staatsanwaltschaft einzuschalten.«
    »Es gibt einen Verdächtigen«, konstatierte Annika.
    Der Pressesprecher räusperte sich.
    »Wie gesagt, die Ermittlungen sind ein gutes Stück weiter …«
    »Ist es Joachim, ihr Freund?«
    Gösta hielt sich bedeckt.
    »Dazu darf ich nichts sagen«, sagte er. »Wir dürfen in der derzeitigen Situation noch nichts darüber sagen.«
    »Aber es stimmt, oder?«, fragte Annika unbeirrt.
    »Wir haben bisher zahlreiche Verhöre durchgeführt, und es gibt Anzeichen, die in diese Richtung weisen, ja. Aber ich muss Sie bitten, mit diesen Informationen noch nicht an die Öffentlichkeit zu gehen. Das würde die Ermittlungen behindern.«
    Sie verspürte ein Gefühl des Triumphes, ja! Er war es gewesen! Der verdammte Schurke, der Pornoklubbesitzer, der Frauenmisshandler!
    »Was kann ich denn schreiben?«, fragte Annika. »Ich werde doch wenigstens schreiben können, dass die Polizei eine Spur hat und dass es einen Verdächtigen gibt und dass viele Verhöre geführt wurden … Hat sie ihn irgendwann einmal angezeigt?«
    »Wer?«
    »Josefine. Hat sie Joachim jemals angezeigt, weil er sie bedroht oder misshandelt hat?«
    »Nein, soweit wir wissen, nicht.«
    »Warum glauben Sie dann, dass er es war?«
    »Darüber möchte ich nichts sagen.«
    »Also hat jemand im Verhör etwas gesagt. War es

Weitere Kostenlose Bücher