Stürmische Begegnung
ein!
Tanzet in den bunten Zimmern Manchen leichten Ringelreihn!
Es war wunderbar. Und ich mußte mich einfach in ihn verlie ben.“
„War er verliebt in dich?“
„Wir bildeten es uns ein, alle beide.“
„Aber du bist mit ihm durchgebrannt und hast ihn geheira tet…“
„Ja. Aber nur, weil meine Eltern mir keine andere Wahl lie ßen.“
„Das verstehe ich nicht.“
„Sie mochten ihn nicht. Sie waren nicht damit einverstanden.
Sie sagten, ich sei zu jung. Meine Mutter sagte, warum heiratest du nicht einen netten jungen Mann von hier, warum gründest du nicht eine Familie und hörst auf, dich zum Gespött zu machen?
Und was werden die Leute bloß sagen, wenn du einen Schauspie ler heiratest? Ich hatte manchmal den Eindruck, das sei das ein zige, was für sie eine Rolle spielte, was die Leute sagen würden. Als ob es darauf ankäme, was irgend jemand sagen würde.“
Es war, so unfaßlich es klingt, das erste Mal, daß sie mir gegen über jemals ihre Mutter erwähnt hatte. Ich sagte vorsichtig: „Mochtest du sie nicht?“
„O Schatz, es ist so lange her. Es ist schwer, sich daran zu erinnern. Aber sie hat mich nie verstanden, sie hat mich unter drückt. Mir war manchmal, als würde sie mich mit ihren konven tionellen Ansichten ersticken. Und Roger war gefallen, und er fehlte mir schrecklich. Wenn er dagewesen wäre, wäre alles an ders gewesen.“ Sie lächelte. „Er war so lieb. Fast zu lieb. Von Anfang an ein richtiger Pechvogel, was Mädchen betraf.“
„Wieso?“
„Er verliebte sich immer in die unmöglichsten Frauen. Und schließlich heiratete er eine von ihnen. Ein blondes Püppchen, mit Puppenhaaren und blauen Puppenaugen. Meine Mutter fand sie sehr süß. Ich konnte sie nicht ausstehen.“
„Wie hieß sie?“
„Mollie.“ Sie machte ein Gesicht, als ob der Name schlecht schmeckte.
Ich mußte lachen. „So schlimm kann sie doch nicht gewesen sein.“
„Für mich schon. Sie brachte mich mit ihrem Ordnungsfimmel zum Wahnsinn. Sie sortierte in einem fort den Inhalt ihrer Handtasche oder stellte ihre Schuhe zum Lüften raus oder sterili sierte das Spielzeug des Babys.“
„Dann hatten sie ein Kind?“
„O ja, einen Jungen. Der arme Kerl, sie mußte ihn partout Eliot nennen.“
„Ich finde, das ist ein schöner Name.“
„Oh, Rebecca, es ist ein scheußlicher Name!“ Offensichtlich konnte nichts, was Mollie getan hatte, Gnade vor den Augen meiner Mutter finden. „Der Kleine hat mir immer leid getan, weil er mit so einem schrecklichen Namen geschlagen war. Und er wurde ihm irgendwie gerecht, das ist ja oft so. Nach Rogers Tod war das arme Wurm schlimmer dran denn je, es hing ständig am Rock seiner Mutter und mußte nachts eine Lampe am Bett brennen haben.“
„Ich finde, du bist sehr ungerecht.“
Sie lachte. „Ja, ich weiß, und es war nicht seine Schuld. Wenn seine Mutter ihm eine kleine Chance gegeben hat, ist vielleicht noch ein ganz passabler junger Mann aus ihm geworden.“
„Was ist eigentlich aus Mollie geworden?“
„Keine Ahnung. Es ist mir auch ziemlich schnuppe.“ Meine Mutter konnte schrecklich gleichgültig sein. „Es ist wie ein Traum. Wie wenn man sich an Leute aus einem Traum erinnert. Oder vielleicht – “ ihre Stimme wurde sehr leise – „vielleicht wa ren sie real, und ich war nur der Traum.“
Mir war unbehaglich, denn dies kam der Wahrheit zu nahe, die ich abzuwehren versuchte. Also sagte ich hastig: „Leben deine Eltern noch?“
„Meine Mutter ist an dem Weihnachten gestorben, das wir in New York verbracht haben. Erinnerst du dich an den Winter? Die Kälte und der Schnee und all die Geschäfte, in denen J ingle Bells gespielt wurde? Als Weihnachten vorbei war, wollte ich das blöde Lied nie wieder hören. Mein Vater schrieb mir, aber ich habe den Brief natürlich erst Monate später bekommen, als er mir um die halbe Welt gefolgt war. Da war es wirklich zu spät, um zu schreiben und etwas zu sagen. Außerdem sind meine Briefe eine Katastrophe. Wahrscheinlich dachte er, es sei mir gleichgültig.“
„Hast du ihm denn nie geschrieben?“
„Nein.“
„Hast du ihn auch nicht gemocht?“ Ich fand es sehr traurig.
„Im Gegenteil, ich habe ihn angebetet. Er war großartig. Sehr attraktiv, alle Frauen mochten ihn, sehr stolz und grimmig. Er war Maler. Habe ich es dir nie erzählt?“
Ein Maler. Ich hatte mir alles mögliche vorgestellt, nur das nicht. „Nein.“
„Na ja, wenn du auch nur ein bißchen Bildung hättest, hättest
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