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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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es anders herum der Wahrheit näher. Er mag mich nicht.“
    „Warum nicht?“
    Er sah auf, und seine Augen blitzten amüsiert. „Keine Ahnung. Warum essen Sie jetzt nicht Ihr Steak auf, ehe es kalt wird?“
    Er brachte mich nach Haus. Es regnete immer noch, und ich war auf einmal todmüde. Er hielt vor der Haustür, ließ den Motor aber laufen. Ich dankte ihm, sagte gute Nacht und wollte die Tür öffnen, als er nach meinem Arm griff. Ich sah ihn an.
    „Morgen“, sagte er. „Wollen Sie morgen nach Boscarva?“
    „Ja.“
    „Ich bringe Sie hin.“
    „Ich schaffe es schon allein.“
    „Erstens wissen Sie nicht, wo das Haus ist, und zweitens ist der Weg den Berg hoch sehr anstrengend. Ich hole Sie mit dem Auto ab. Gegen elf?“
    Er walzte jeden Widerstand einfach nieder. Und ich war total erschöpft. „Meinetwegen“, gab ich nach.
    Er öffnete die Beifahrertür und stieß sie auf. „Gute Nacht, Rebecca.“
    „ Gute Nacht.“
    „Bis morgen.“

5
     
     
     
     
    D er Wind legte sich die ganze Nacht nicht. Als ich aufwachte, konnte ich jedoch durch das kleine Fenster von Mrs. Kernows Gästezimmer ein Stück hell blauen Himmel sehen, über den flaumige Wolken ziemlich schnell dahinzogen. Es war sehr kalt, aber ich stand tapfer auf, zog mich an und ging hinunter. Mrs. Kernow hängte in dem win zigen Garten hinter dem Haus Wäsche auf. Da sie mit flatternden Laken und Frotteetüchern zu kämpfen hatte, sah sie mich nicht gleich, doch als ich zwischen ein Hemd und einen züchtigen ge wirkten Unterrock trat, fuhr sie überrascht zusammen. Sie fand es offensichtlich lustig, daß sie so erschrocken war, und schüt telte sich vor Lachen, als ob wir beide eine komische Nummer wären.
    „Sie haben mich aber erschreckt. Ich dachte, Sie schlafen noch! Haben Sie gut geschlafen? Der verflixte Wind hat nicht nachgelassen, aber der Regen hat Gott sei Dank aufgehört. Sie möchten sicher frühstücken, oder?“
    „Eine Tasse Tee wäre nicht schlecht.“
    Ich half ihr, die restliche Wäsche aufzuhängen, dann nahm sie den leeren Korb und ging mir voran ins Haus. Ich setzte mich an den Küchentisch, und sie stellte eine Pfanne auf den Herd und fing an, Bacon zu braten.
    „Haben Sie gestern abend gut gegessen? Sie waren doch im Anchor? Tommy Williams ist ein guter Wirt, das Lokal ist immer voll, im Winter wie im Sommer. Ich hab gehört, wie Joss Sie nach Haus gebracht hat. Er ist ein guter Junge. Er hat mir gefehlt, als er ausgezogen ist. Manchmal geh ich noch bei ihm vorbei, bringe seine Wohnung ein bißchen in Ordnung, nehme seine Wäsche mit und mache sie hier. Schade, ein so netter junger Mann, und immer noch allein. Es ist nicht richtig, daß er keine Frau hat, die für ihn sorgt.“
    „Ich habe den Eindruck, er wird ganz gut allein fertig.“
    „Es ist nicht gut, wenn ein Mann Frauenarbeit macht.“ Mrs. Kernow glaubte offensichtlich nicht an die Frauenbewe gung. „Außerdem hat er mehr als genug für Mr. Bayliss zu tun.“
    „Kennen Sie Mr. Bayliss?“
    „Alle kennen ihn. Er lebt jetzt schon seit fast fünfzig Jahren hier. Einer von der alten Garde, sozusagen. Er hat wunderschön gemalt, ehe er krank geworden ist. Hatte jedes Jahr eine Ausstel lung, und alle möglichen Leute kamen von London her, be rühmte Leute, viele Prominente. Natürlich haben wir ihn in letz ter Zeit nicht oft gesehen. Er kann den Berg nicht mehr so wie früher rauf- und runterlaufen, und Pettifer hat Mühe, den großen Wagen auf den schmalen Straßen zu fahren. Außerdem stolpert man im Sommer bei jedem Schritt über die Touristen, und hier ist soviel Verkehr, daß man kaum noch durchkommt. Es ist wirk lich schlimm. Manchmal könnte man meinen, das ganze Land drängt sich hier zusammen.“
    Sie ließ den Bacon auf einen angewärmten Teller gleiten und stellte ihn auf den Tisch. „Da, essen Sie, ehe es kalt wird.“
    „Mrs. Kernow… Mr. Bayliss ist mein Großvater“, sagte ich.
    Sie starrte mich stirnrunzelnd an. „Ihr Großvater?“ Und dann: „Wessen Kind sind Sie?“
    „Ich bin Lisas Tochter.“
    „Lisas Tochter…“ Sie zog einen Stuhl heran und ließ sich langsam darauf sinken. Ich sah, daß es ein Schock für sie war. „Weiß Joss das?“
    Was hatte Joss damit zu tun? „Ja, ich hab es ihm gestern abend gesagt.“
    „Sie war so ein niedliches kleines Mädchen.“ Sie sah mich auf merksam an. „Ich kann sie in Ihnen erkennen… Nur daß sie fast schwarze Haare hatte, und Sie sind blond. Wir haben sie vermißt, als sie

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