Stürmische Verlobung
theatralisch die Hand vor ihr Gesicht. » Oh Grauen . Ich werde gleich ohnmächtig. Ihr wisst doch, dass ich heute Abend keinen Unfug dulden werde.«
»Beruhige dich, Schwester«, sagte Eliza sanft. »Und denk an deinen hektischen Ausschlag.« Für einen Moment saß ihr der Schalk im Nacken, und sie deutete mit ihrem Zeigefinger auf Graces Wangenknochen. »Oje. Ich glaube, es fängt schon an … da .«
Grace schlug ihre Hände vors Gesicht. »Oh nein! Wo?«
Tante Letitia warf Eliza einen warnenden Blick zu.
»Oh, mein Fehler«, nahm Eliza es zurück. »Da ist nichts … zumindest noch nicht .«
»Liebste Grace, ich kann dir versichern, dass wir uns nicht verstecken, wie du es ausdrückst. Wir beobachten das Fest nur von dieser günstigen Stelle aus«, erklärte Tante Viola. »Und ich muss sagen, Liebes, mich kränkt deine Annahme,
dass wir irgendwelchen Unfug im Schilde führen würden. Wann hätten wir so etwas je getan, frage ich dich?«
Eliza konnte mit Mühe ein ungläubiges Schnauben unterdrücken.
Plötzlich fuhr Tante Letitia herum und stieß einen erschreckten Laut aus. »Der Himmel stehe uns bei. Rühr dich nicht, Eliza. Blinzle nicht einmal.«
Eliza erstarrte. Die Sekunden dehnten sich quälend zu einer vollen Minute und schließlich zwang Eliza sich, ein leises Flüstern zu wagen: »Tantchen, warum muss ich hier wie eine Marmorstatue stehen?«
Ihre Tante deutete mit einem Kopfnicken hinter sie. »Lord Somerton ist hier - mit den Peacocks!«
Eliza fühlte, wie ihr die Knie weich wurden. Ihr Herz begann zu rasen. »W-Was macht denn Lord Somerton hier?«
»Ich wette, dahinter steckt unsere Grace«, erklärte Tante Viola ihr.
»Tantchen!«, protestierte Grace beleidigt.
»Na, na, Mädchen, du weißt, dass es so ist«, entgegnete Tante Letitia flüsternd. »Deine Schwester war nicht überzeugt, dass du das Richtige tust, was Lord Somerton anbetrifft, Eliza. Und ich muss gestehen, ich neige dazu, ihr zuzustimmen.«
»Grace, wie konntest du ihn nur einladen?«, zischte Eliza.
»Ich habe versucht, es nicht zu tun, ich habe es wirklich versucht.« Ihre Schwester zuckte mit den Achseln. »Aber kurz bevor wir uns auf den Weg hierher gemacht haben, habe ich es mir anders überlegt und ihm von einem Diener eine persönliche Einladung überbringen lassen. Es war kein Fehler. Rede mit ihm, Eliza, bevor meine Verlobung bekanntgegeben wird.« Graces goldene Brauen flatterten wie die Flügel eines Vögelchens. »Das ist in einer Stunde, Schwester. Beeil dich, und sag ihm die Wahrheit - dass ich mich verlobt habe, nicht
du. Du würdest ganz schön dumm dastehen, wenn er zusammen mit allen anderen von meiner Verlobung erfährt.«
Eliza spürte den Stich von Angst in ihrer Brust.
Gütiger Himmel, was sollte sie jetzt tun? Natürlich war ihr bewusst gewesen, dass Magnus irgendwann die Wahrheit herausfinden würde. Sie hatte nur gehofft, dass ihr bis dahin etwas mehr Zeit bliebe.
Gegen ihr besseres Wissen warf Eliza einen verstohlenen Blick zu Magnus, doch wie das Pech es wollte, war es Mr. Peacock, der auf sie aufmerksam wurde. Er grüßte sie mit einem freundlichen Lächeln und schickte sich an, zu ihr herüber zu kommen.
Oh Gott! Bleib ruhig. Denk an etwas Nettes. Sanft wogende Wellen. Eine Sommerbrise, singende Vögel... Pfauen .
Abscheuliche, bösartige Pfauen .
»Vorsicht, Liebes. Man kann dir deine Gedanken wieder einmal an der Nasenspitze ablesen«, flüsterte Tante Letitia ihr zu.
Gütiger Himmel ! Um einer weiteren Demütigung zu entgehen, kniff Eliza ihre Lippen fest zusammen. Ihr blieb kaum Zeit zum Atemholen, bevor sich Magnus zusammen mit einem weiteren vornehm aussehenden Gentleman und dem dreiköpfigen Peacock-Schwarm zu ihnen gesellte.
Mr. Peacock trat so dicht an sie heran, dass Eliza, von den Fesseln der Etikette an ihren Standplatz gekettet, jeden Gang seines Abendessens aus seinem Atem erschnüffeln konnte.
»Oh, welch glückliche Fügung, dass wir Ihnen hier heute Abend begegnen.« Mr. Peacock verbeugte sich vor ihr. »Somerton hier hat gerade Lord Stanhope erzählt, dass Sie, Miss Merriweather, eine Porträtistin von unübertrefflicher Begabung seien. Eine wahre Künstlerin.«
Der Gentleman verneigte sich. »Miss Merriweather, könnte ich Sie wohl überreden, einen Auftrag für ein Porträt von meiner
Mutter anzunehmen? Ihr wäre die Sache zweifellos bedeutend angenehmer, wenn sie für eine Frau Modell säße.« Er sah Eliza erwartungsvoll lächelnd an.
»Wie gütig von Ihnen,
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