Stürmische Verlobung
anscheinend nicht das Ziel. Aber warum in drei Teufels Namen hatte dann jemand die Schuldscheine aufgekauft und ihre Frist verkürzt?
Magnus nahm seinen Fuß vom Kaminvorsatz. »Sie erwähnten einen Dienstherrn. Ich nehme nicht an, dass der Bote dessen Namen genannt hat?«
Pender rang nervös seine dürren Finger und begann, in dem leeren Salon auf und ab zu gehen. »Es ist mir nicht in den Sinn gekommen, danach zu fragen. Aber welche Rolle spielt
in dieser Situation schon der Name? In wenigen Tagen werden wir auf der Straße sitzen. Das heißt … es sei denn …« Mit diesen Worten sah Pender Magnus flehentlich an.
»Es sei denn …«, begann Magnus in der Hoffnung, das Aussprechen der Worte würde es leichter machen, sich in das Unausweichliche zu fügen. »Es sei denn, ich heirate Miss Peacock.«
Penders verkrampfte Schultern schienen sich augenblicklich zu entspannen. »Ja«, sagte der alte Mann verhalten. »Es ist zu spät, um noch auf die wundersame Heimkehr von verschollenen Schiffen zu hoffen, Junge. Die Kredite werden eingefordert, und jetzt musst du deine Pflicht gegenüber der Familie tun.«
Pender schlurfte durch das leere Zimmer zu Magnus hinüber und legte ihm tröstend eine Hand auf den Arm. »Es tut mir leid, dass du nicht die Frau deiner Wahl heiraten kannst, aber letztendlich spielt es keine Rolle. Miss Peacock bringt das mit in die Ehe, was du am meisten brauchst. Das, was dein Familienbesitz und deine Ländereien brauchen - Geld.«
Magnus ließ sich auf den einzigen verbliebenen Stuhl im Zimmer sinken, und die uralten hölzernen Streben ächzten unter seinem Gewicht. Er stützte seine Ellbogen auf die Knie und vergrub sein Gesicht in den Händen.
»Ja, Onkel, es wird die perfekte Zweckheirat sein.« Magnus blickte zu Pender auf und schüttelte kapitulierend seinen Kopf. »Aber wessen Zwecken dient sie, frage ich mich?«
Am nächsten Abend, nachdem sie den ganzen Tag von Jenny, ihrer eifrigen Zofe gebadet, frisiert und parfümiert worden waren, trafen Eliza und ihre Familie endlich beim Ball der Cowpers ein, in dessen Rahmen Graces und Lord Hawksmoors Verlobung bekanntgegeben werden würde.
Eliza, noch immer erschüttert von Magnus’ überraschendem
Heiratsantrag, folgte ihren Tanten wie benommen auf ihrer Runde durch den Ballsaal. Selbst während sie sich artig mit verschiedenen alten Freundinnen ihrer Tanten unterhielt, war Eliza von einem ehrfürchtigen Staunen über die illustren Gäste erfüllt, die sich zu diesem Fest eingefunden hatten.
Obgleich Lady Hawksmoor, Reginalds Mutter, ihren ständigen Wohnsitz nahe dem malerischen Moor von Dunley Parish hatte, war unverkennbar, dass sie außerordentlichen Einfluss innerhalb der feinen Gesellschaft von London besaß. Wie sonst hätte sie Lady Cowper, eine der hochverehrten Schirmherrinnen des exklusiven Almack’s-Clubs, überreden können, diesen Ball für ihren einzigen Sohn zu veranstalten?
Niemand von Rang und Namen würde es wagen, Lady Cowpers Einladung abzulehnen, so kurzfristig sie auch sein mochte, auch wenn der wahre Zweck des Festes niemandem verraten worden war.
Doch alles würde Schlag Mitternacht enthüllt werden, wenn Trompeter Lord Hawksmoor mit einer Fanfare zum Orchesterpodium rufen würden, damit er von dort den Vornehmen von London seine Verlobung mit Grace verkünden konnte.
Als ein Diener mit einem Tablett vorbeikam, nahm Eliza eins der Weingläser und leerte es in einem einzigen Zug. Zugegeben, das mochte recht undamenhaft sein, doch es war auch die wirksamste Methode, um ihre Nerven zu beruhigen.
Als sie ihren Blick durch den Saal schweifen ließ, sah sie, dass alle Vorhänge aufgezogen worden waren. Hunderte von Wachskerzen ließen die Kronleuchter strahlen und tauchten die Gäste in ein flackerndes Licht.
Draußen auf der Straße drängten sich elegante schwarze Kutschen und warteten darauf, ihre Insassen abzuliefern,
während livrierte Diener die Gästen beflissen in die bereits überfüllte Residenz führten.
Lady Hawksmoor, die Grace empfing, sobald diese den Ballsaal betrat, schlenderte nun Arm in Arm mit ihr umher und stellte ihrem Freundeskreis die Braut ihres Sohnes vor.
Eliza betrachtete Grace stolz. Ihre Schwester war wunderschön in ihrem Kleid aus goldener Seide, während sie sich voller Selbstvertrauen von einem Duke königlicher Abstammung zu einem Parlamentsabgeordneten und seiner schüchternen Frau bewegte. Ihre Schwester strahlte wie ein Diamant. Sie hatte alle bezaubert, wenn man die
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