Stürmische Verlobung
Schiff zerrte an den Hanfseilen, mit denen es am Kai festgemacht war, so als könne es das Auslaufen nicht abwarten.
Eliza hätte am liebsten eigenhändig die Seile gekappt und die Segel gesetzt, so quälend war der Gedanke, auch nur einen Moment länger in London zu bleiben, in dem Wissen, dass Magnus mit einer anderen verheiratet war.
Sie kehrte dem Kai den Rücken und ging zum Heck des Schiffes. Sie zog es vor, auf das sanft wogende graue Wasser zu schauen und sich ihr neues Leben in Italien auszumalen, statt darüber zu lamentieren, was hätte sein können.
Plötzlich packten kräftige Hände ihre Schultern.
»Kommen Sie mit, mein Mädchen.«
Magnus . Sie fuhr herum und sah in seine silberhellen Augen, während seine Hände an ihrem Brustkorb zu ihrer Taille hinabwanderten. Ein Wirbelwind der Gefühle, Gedanken und Worte fegte durch ihren Kopf, während Magnus sie so fest hielt, dass sie sich nicht rühren konnte. »Was machen Sie denn hier?«
Magnus lächelte sie an, doch seine Augen waren todernst. »Nun, ich hätte gedacht, das wäre offensichtlich. Ich bin gekommen, um Sie nach Hause zu holen.«
»Das werden Sie nicht tun! Ich fahre nach Italien. Das ist mein neues Zuhause. Und Sie , Mylord, sollten zu Ihrer Gattin zurückkehren. Schließlich ist heute Ihr Hochzeitstag.«
»Ja, es ist mein Hochzeitstag, aber wie kann ich diesen Tag genießen, wenn meine Braut versessen darauf ist, zu fremden Gestaden aufzubrechen?«
»Ihre Braut?« Eliza schaute verwirrt drein. »Was sagen Sie da? Sie haben Miss Peacock nicht geheiratet?« Für einen verbotenen Moment durchströmte sie ein überschwängliches Glücksgefühl.
»Nein, das habe ich nicht.«
»Aber Sie müssen. Sie können Somerton noch immer retten.« Nach all ihren Opfern, ihrem Herzeleid, stand er jetzt hier vor ihr - und warf einfach alles weg. »Es ist noch nicht zu spät.«
»Doch, das ist es. Ich habe nämlich gestern mit Miss Peacock gesprochen und herausgefunden, dass sie mich ebenso wenig heiraten wollte wie ich sie. Etwas von dem, was ich gesagt habe, muss sie sich zu Herzen genommen haben, denn sie ist gestern Abend mit einem anderen durchgebrannt.« Er lächelte. »Himmel, ich dachte, ich hätte noch nie eine freudigere Nachricht erhalten - bis ich erfuhr, dass Sie überhaupt nicht mit Hawksmoor verlobt waren.«
Eliza wandte sich ab, und ihr Blick wanderte wieder zu den bleigrauen Fluten. »Es tut mir leid, dass ich Sie getäuscht habe. Aber ich musste es tun. Ich konnte nicht zulassen, dass Sie meinetwegen Somerton verlieren.«
Magnus drehte sie aufgebracht zu sich um. » Ihretwegen ? Was reden Sie denn da, Eliza? Somerton ist meines Bruders wegen verloren, nicht Ihretwegen.«
»Aber wenn Sie Caroline Peacock geheiratet hätten …«
»Dann hätte ich meine Zukunft, mein Glück hingegeben, und alles nur für ein paar alte Backsteine und ein bisschen Mörtel. Eliza, Sie sind mein Leben. Ohne Sie habe ich nichts. Und wenn Sie das immer noch nicht verstanden haben, dann werden Sie es sehr bald tun.«
Magnus nahm ihr Gesicht in seine Hände. »Eliza, ich liebe Sie. Ja, es ist wahr, ich kann Ihnen keine Reichtümer und kein imposantes Haus bieten. Aber ich habe ein wenig Geld und ein kleines Cottage in Schottland. Und wenn ich hart arbeite, und ich schwöre Ihnen, das werde ich, dann kann ich das Salzwerk der Familie meiner Mutter auf Skye wieder öffnen. Anfangs werden wir nicht viel haben, aber es wird reichen, wenn Sie mich so sehr lieben wie ich Sie.«
Er griff in seine Tasche und holte ein gefaltetes Papier hervor. »Das hier ist eine eigens ausgestellte Heiratserlaubnis. Ich habe einen Teil von dem, was mir noch geblieben ist, ausgegeben, um uns den Weg zu ebnen. Der Vikar wartet, Mädchen. Sie müssen nur sagen, dass Sie mich heiraten wollen.«
Eliza begann zu zittern. Jede Faser in ihr schrie ja, ja . Doch es wäre falsch, auf diese innere Stimme zu hören, und sie würden es am Ende nur beide bereuen. Sie konnte nicht mit seinem Groll darüber leben, dass er Somerton verloren hatte.
Sobald das Schiff erst einmal ausgelaufen und sie weit weg war, stand es Magnus frei, eine ihm ebenbürtige, reiche Frau
zu heiraten. Und mit der Zeit würde er erkennen, wie falsch es gewesen wäre, auf sein Herz statt auf seine Vernunft zu hören.
In dem Moment, als sie ihre Entscheidung getroffen hatte, fühlte Eliza einen Schmerz in ihrer Brust, als würde man ihr die Seele aus dem Leib reißen. »Es tut mir leid, Mylord, aber ich kann
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