Stürmisches Feuer der Liebe
war nicht gesenkt, aber über ihre Wangen liefen Tränenenspuren .
Chloe blieb stehen, weil sie sich plötzlich wie ein Eindringling vorkam, und wäre sicher wieder still und leise weggegangen, wenn Becky sie nicht sofort bemerkt hätte.
Die ältere Frau lächelte sie an.
»Haben Sie ihn geliebt?«, hörte Chloe sich etwas verlegen fragen. Dank Jeb McKettrick ertappte sie sich in den letzten Tagen - und vor allem Nächten - sehr oft dabei, dass sie an Liebe dachte.
Becky seufzte. »Von ganzem Herzen«, sagte sie.
Chloes Augen brannten, und ihre Kehle wurde eng. Sie musste sich räuspern, um etwas erwidern zu können. »Dann fehlt er Ihnen sicher sehr.«
»Jede Minute«, bestätigte ihr Becky. »Wenn ich den Rest meines Lebens für eine Stunde mit ihm eintauschen könnte, würde ich es tun.«
Chloe schluckte. Sie war nicht in der Lage, etwas darauf zu sagen, und wusste auch nicht, was sie dazu hätte bemerken sollen.
»Liebe ist ein seltenes und kostbares Geschenk, Chloe«, sagte Becky leise, und ihre klugen Augen blickten tief, sehr tief, selbst durch den Schleier ihrer Tränen hindurch. »Nicht jeder bekommt die Chance zu lieben, und nur ein Narr lässt sich von seinem Stolz aufhalten, wenn ihm sich diese Chance bietet.«
Chloe sagte nichts, aber es gelang ihr immerhin, den Kopf zu schütteln.
»Lieben Sie Jeb , Chloe?«, fragte Becky in freundlichem, aber auch bestimmtem Ton. Sie würde sich nicht mit weniger zufrieden geben als der Wahrheit, und sie würde es zweifellos auch merken, wenn Chloe versuchte, ihr etwas vorzumachen.
»Ja«, erwiderte sie deshalb mit erstickter Stimme.
»Dann hören Sie jetzt auf der Stelle mit dem Unsinn auf«, erklärte Becky. »Ergreifen Sie die erstbeste Gelegenheit, die Dinge zwischen Ihnen zu regeln. Die Schießerei hätte Ihnen eigentlich schon vor Augen führen müssen, dass niemand wissen kann, wie viel Zeit einem bleibt.«
Chloe wischte sich über die Augen und schüttelte wieder den Kopf. »Das ist nicht so leicht«, flüsterte sie. »Er hält mich für eine Lügnerin und will nie wieder etwas mit mir zu tun haben. Das hat er mir direkt ins Gesicht gesagt.«
»Und Sie haben ihm geglaubt?« Becky lachte, als stünde sie vor einem Rätsel. »Er ist stur, das liegt in seinen Natur. Jeb ist schließlich ein McKettrick. Aber ich habe ihn beobachtet, seit Kade ihn im vergangenen Frühjahr aus Tombstone mit zurückbrachte, und auch, seit Sie hier sind. Bevor Sie nach Indian Rock gekommen sind, hätte er unter einem halben Dutzend Frauen wählen können, bei all den
Mailorder-Bräuten, die Kade und Rafe hatten kommen lassen; aber er hat nichts anderes getan, als mit den Frauen zu tanzen.«
»Weil. er gedacht hat, wir wären verheiratet«, bemerkte Chloe bekümmert.
»Dachte er das?«, versetzte Becky und zog eine Augenbraue hoch.
Chloe versteifte sich. Nein, Jeb hatte nicht gedacht, sie wären verheiratet. Im Grunde hatte er sogar das genaue Gegenteil gedacht - dass er betrogen worden war, dass sie in Wirklichkeit Jack Barretts Frau war und dass sie irgendwelche Bosheiten mit ihm im Schilde führte. Aber wieso war er dann einer Frau treu geblieben, die er für die rechtmäßig angetraute eines anderen Mannes gehalten hatte?
»Ach du meine Güte!«, sagte Chloe und bekam unter der Last dieser Erkenntnis ganz weiche Knie.
»Genau«, erwiderte Becky. »Ist Jeb noch auf der Circle C?«
Chloe schüttelte den Kopf, als ihr wieder einfiel, dass er Holts Ranch in jäher Wut verlassen hatte. Und sie sich daran erinnerte, dass Lizzie ihr Zuhause und vielleicht auch ihren Vater verloren hatte.
»Es ist zu schwierig«, sagte sie.
Becky musterte sie prüfend. »Das ist nicht John Lewis' Tochter, die da redet«, sagte sie. »Kein Kind von ihm könnte ein solcher Feigling sein.«
Chloe spürte, wie sie heiß errötete. Sie wollte schon protestieren, dass sie kein Feigling und zweifelsfrei John Lewis' Tochter war, als sie sah, dass Becky lächelte. Sie summte leise vor sich hin und bückte sich dann, um eine Feldblume, vermutlich eine der letzten, die im Hochland noch zu finden waren, auf Johns Grab zu legen.
Chloe trat einen Schritt auf Becky zu, dann tat sie einen weiteren in Richtung Schule. Sie wusste überhaupt nicht, welchen Weg sie einschlagen sollte, weder buchstäblich noch bildlich.
»Sie haben Recht, Becky«, sagte sie, »Ich war ein Feigling. Es gibt da einen Mann, der Jeb umbringen will, und ich habe Angst, dass ihm das auch gelingen wird. Ich habe noch nie in
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