Stürmisches Feuer der Liebe
hatte, sie bei dem Rodeo zu entführen. Sie hatte seine Augen wiedererkannt, als sie ihn angesehen hatte. Sie waren grausam, diese Augen, so als hätte dieser Mann kein Herz und keine Seele mehr. Und selbst wenn sie so alt wurde wie ihr Großpapa, würde sie nie den Beweis für seine Grausamkeit vergessen, den er ihr geliefert hatte, als er ihre Tante und den Kutscher, ohne mit der Wimper zu zucken, erschossen hatte.
Wieder zögerte sie. Ihr Vater würde wahrscheinlich ziemlich wütend sein, wenn er merkte, dass sie nicht mehr da war, und obwohl er sie noch nie geschlagen hatte, würde er es dieses Mal vermutlich tun, falls er sie erwischte, bevor sie zu ihrem Großpapa gekommen war.
In Gedanken hörte sie wieder die tiefe Stimme ihres Großvaters: Wenn du jemals das Gefühl haben solltest, dass du mit irgendetwas nichtfertig wirst, Lizziebeth, dann kommt du einfach nur zu mir und ich regele die Sache schon. Auch wenn er ihr das nur einmal gesagt hatte, war es beinahe so, als hätte er es ihr ein Dutzend Mal gesagt, und Lizzie zweifelte auch keinen Augenblick an seinen Worten.
Und darum machte sie sich auf den Weg zur Triple M.
Sie ging und ging. Ihre Füße begannen ihr allmählich wehzutun, und sie fürchtete sich die ganze Zeit, obwohl sie sich ein kleines bisschen besser fühlte, als die Sonne aufging und sie wärmte, während sie am Himmel langsam höher stieg.
Sie hörte die Pferde kommen und war schon im Begriff, sich zu verstecken. Doch während sie noch überlegte, auf welcher Seite der Straße sie sich verbergen sollte, kamen plötzlich ihre Onkel um die Biegung, alle drei zusammen. Und sie waren sichtlich überrascht, sie dort mitten auf der Straße zu sehen.
Es war Rafe, der als Erster aus dem Sattel sprang und sie auf seine Arme hob. »Lizziebeth«, sagte er erschrocken, »was machst du denn hier draußen ganz allein?«
»Ich bin weggelaufen«, sagte sie, ohne auch nur eine Spur von Reue.
»Na, das war aber ausgesprochen dumm von dir«, erwiderte Rafe, aber er lächelte dabei ein bisschen. »Ist alles in Ordnung bei dir zu Hause?«
Lizzie schüttelte den Kopf. Sie konnte nur hoffen, dass Rafe sie nicht so schnell wieder absetzen würde, weil es so guttat, in diesen starken Armen gehalten zu werden, auch wenn sie kein Baby mehr war wie die kleine Katie. »Papa sagt, dass wir nach Texas gehen«, sagte sie.
Rafe ging mit ihr zu Jeb und Kade hinüber, die wie Riesen auf ihren großen Pferden wirkten und das Ganze mit ernsten Mienen verfolgten. Lizzie hoffte nur, dass sie ihr nicht böse waren, weil sie von zu Hause weggelaufen war.
»Ich wollte nur mit Großpapa reden«, erklärte sie zu ihrer Verteidigung.
Rafe hob sie zu Kade aufs Pferd, weil Jeb s Arm wahrscheinlich noch immer nicht in Ordnung war.
»Ich denke, vorher sollten wir ein Wort mit deinem Vater sprechen«, sagte Kade zu ihr.
Um das zu tun, brauchte n sie nicht sehr weit zu reiten. Sie begegneten Holt schon eine knappe Meile weiter. Er preschte in gestrecktem Galopp in ihre Richtung und sah mehr ängstlich als wütend aus, obwohl seine Augen sichtlich schmal wurden, als er sie erblickte, und er schon von seinem Pferd sprang, während es noch lief.
»Lizzie McKettrick!«, brüllte er und stürmte auf sie zu. »Ich sollte dir den Po versohlen!« In seiner Wut schien er nicht einmal zu registrieren, dass er sie mit einem anderen Namen angesprochen hatte.
»Das kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte Kade und schloss sie noch ein wenig fester in die Arme, während er gleichzeitig so mühelos die Zügel hielt, als ob er schon mit ihnen in der Hand zur Welt gekommen wäre. »Beruhige dich, Holt.«
»Ich soll mich beruhigen?«, brüllte Lizzies Vater, während er seinen Hut auf den Boden warf und aus purer Streitlust einmal heftig darauf trat. Lizzie begann zu wünschen, er sähe wieder ängstlich aus, und wagte kaum zu hoffen, dass sein Wutanfall so bald wieder vorbeigehen würde. »Verdammt noch mal, Lizzie, wenn du je wieder wegläufst ... «
»Ich wollte Großpapa sehen«, erklärte sie hoch erhobenen Kopfes. »Und du solltest mir auch nicht den Po versohlen, denn sonst versohlt er vielleicht deinen!«
Ihre Onkel lachten leise, aber keiner von ihnen sagte etwas.
Ihr Papa atmete tief aus, und seine breiten Schultern schienen dabei ein wenig herabzusacken. »Was zum Teufel hast du dir denn bloß dabei gedacht, Lizzie? Wenn du diesen alten Bussard sehen wolltest, hätte ich dich auch selbst zu ihm gebracht. Aber dich ganz alleine
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