Stürmisches Feuer der Liebe
dich sehe«, begann er. »Du bist mein Sohn, und du hast einen stählernen Charakter und eine vielleicht etwas zu sorglose Einstellung. Du bist der beste Reiter und der schnellste Schütze, den ich je gesehen habe. Du gehst zu viele Risiken ein und versuchst zu beweisen, dass du niemandes kleiner Bruder bist. Und du bist nicht weniger klug als alle anderen, wenn du dir die Zeit nimmst, nachzudenken, bevor du springst, was - oder zumindest kommt es mir so vor - bedauerlicherweise nicht sehr oft der Fall ist.«
Jeb schluckte und befingerte den Krug neben seinem Bett, um sich mit einer Hand einen Becher Wasser einzuschenken. Angus, wie es so typisch für ihn war, versuchte nicht, ihm zu helfen, sondern saß einfach nur da, die Arme auf die Schenkel gestützt, die Finger lose ineinander verschränkt. Vor einer Stunde hätte Jeb dies noch für reine Sturheit gehalten, doch nun ... Naja, er würde schon ein bisschen nachdenken müssen, um das gerade mit seinem Vater geführte Gespräch richtig einordnen zu können.
»Ich möchte, dass du zur Triple M heimkommst«, sagte Angus ganz offen. »Wenn du wieder reiten und dich nützlich machen kannst, sprechen mir noch einmal über deinen Lohn.«
Etwas in Jeb sehnte sich danach, das Angebot anzunehmen, aber er widerstand dem Drang. Er hatte sich noch einiges zu beweisen, obwohl er sich selbst nicht ganz im Klaren war, um was es sich dabei genau handelte. Und er wusste, dass er nie mit sich zurande kommen würde, wenn er sich dafür entschied, zurückzugehen.
»Ich habe Arbeit, Pa. Auf der Circle C.«
»Du wirst weder Holt noch sonst jemandem etwas nützen, solange du deinen Arm in einer Schlinge trägst«, gab Angus zu bedenken. Was hätte es auch schon gebracht, eine mehr als offensichtliche Wahrheit zu beschönigen? Angus hielt nichts davon, lange um den heißen Brei herumzureden; ob es den Leuten nun passte oder nicht, so war er eben.
Wieder schluckte Jeb, diesmal war es allerdings eher ein Würgen. Die Empfindungen, die ihn durchströmten, waren verworren und scharf Aie Stacheldraht, der in seiner Kehle rostete.
»Holt möchte, dass ich auf Lizzie aufpasse, bis er eine bessere Lösung findet«, gelang es ihm nach einem kurzen inneren Kampf mit sich zu sagen. »Bis er eine Haushälterin gefunden hat, bin ich wieder so gut wie neu.«
Angus betrachtete ihn versonnen. »Du wirst also den Babysitter spielen.«
Jeb war versucht, seinem Vater den Becher an den Kopf zu werfen, beschloss dann aber, es lieber nicht zu tun. Er würde sich ohnehin nur ducken, trotz seines Alters war er noch immer schnell genug um ihm auszuweichen. »Nenn es, wie du willst, Pa. Holt kann nicht bei Lizzie und gleichzeitig draußen in den Bergen sein, außerdem hat er auch noch eine Ranch zu leiten.«
»Du scheinst ja eine ziemliche Zuneigung zu deinem Bruder entwickelt zu haben.«
»Ich habe Lizzie gern«, beharrte Jeb. »Genau wie du.«
Angus zuckte seine breiten Schultern. »Und so sollte es auch sein. Sie ist noch ein Kind, ein kleines Mädchen, und sie ist eine McKettrick.«
»Da ist Holt aber anderer Meinung. Er sagt, sie hieße Cavanagh.«
»Holt ist mal wieder stocksauer auf mich«, sagte Angus, und es klang ein bisschen müde. »Ich kann nicht sagen, dass ich es ihm verübele, aber ich weiß verdammt noch nicht, wie ich die Sache wieder in Ordnung bringen soll. «
Jeb griff wieder nach dem Wasser und trank einen großen Schluck davon. Wo zum Teufel blieb der Doc mit dieser Spritze? »Was glaubst du, was er von dir will? Holt, meine ich.«
Angus erhob sich. »Meinen Segen«, sagte er. »Ich schätze, dass ist, was ihr alle wollt.« Er verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen und schob seine Daumen unter seinen Gürtel. Sein Holster war leer, das war eine von Beckys Regeln in ihrem Hotel. »Na ja, was immer auch davon zu halten ist, ihr habt ihn«, schloss er und ging zur Tür.
Jeb wollte nicht, dass sein alter Herr schon ging, aber er hätte sieh eher die Zunge abgebissen, als ihm das zu sagen. »Selbst wenn ich nie wieder zur Triple M zurückkomme ?«, fragte er herausfordernd.
»Selbst dann«, erwiderte Angus, ohne sich noch einmal zu ihm umzudrehen. Und dann ging er hinaus.
»Ich will eine ringelschwänzige Verschwendung guter Haut sein«, murmelte Jeb grinsend. Die Fliege landete auf seiner Brust, aber er versuchte nicht einmal, sie zu verscheuchen.
Kapitel 36
Chloe betrachtete ihre Schüler, einen nach dem anderen, da sie sich nun über ihre Tafeln beugten
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