Stürmisches Feuer der Liebe
Flucht ergreifen wollte wie ein Reh, das einen Jäger gewittert hatte, hätte Chloe ihm über den Kopf gestrichen oder ihn vielleicht sogar umarmt.
»Ich werde es Mrs. Fairmont sagen«, versprach Chloe. »Sie wird sich freuen, dass es euch geschmeckt hat.«
Walter nickte. »Wir sehen uns dann morgen früh, Miss Wakefield.«
Chloe lächelte ihn an, und diesmal war es überhaupt nicht erzwungen. »Gute Nacht, Walter.«
Kapitel 40
Lizzie warf einen Blick in die Wiege mit dem Baby, die in der gemütlichen Küche auf der Triple M stand, und dachte, dass die kleine Katie schon ein bisschen besser als beim letzten Mal aussah. Ihr Gesichtchen war nicht mehr so rot und zerknittert, und ihr dunkles Haar stand auch nicht mehr nach allen Seiten ab. Es sah aus, als hätte sich jemand auf die Fingerspitzen gespuckt und es geglättet, so wie ihre Mutter es immer mit ihren Haaren gemacht hatte, als sie noch kleiner gewesen war.
Concepcion legte eine Hand auf Lizzies Schulter. Über ihren Köpfen, über dem soliden Dach, über den Wolken, wurde Donner laut. »Möchtest du sie einmal halten?«
Lizzie blickte verdutzt zu der Frau ihres Großvaters auf. »Das würdest du mir erlauben?«
»Aber natürlich, Lizzie«, sagte Concepcion im Flüsterton. »Sobald sie wach wird.«
»Du liebe Güte!«, staunte Lizzie. »Mir hat noch nie jemand erlaubt, ein Baby in den Arm zu nehmen.«
Concepcion lächelte. Ihre Augen waren von einem tiefen, warmen Braun, wie starker Kaffee, aber sie leuchteten, und ihr dunkles Haar glänzte und war ordentlich geflochten und an ihrem Hinterkopf zu einer Krone aufgesteckt. Sie war wie ein Engel, dachte Lizzie, und roch nach Zimt, Zitrone und Talkumpuder, und wenn sie bei ihr war, vermisste sie ihre Mutter nicht mehr ganz so sehr. »Komm und setz dich zu mir an den Herd, dann mache ich uns beiden eine heiße Schokolade.«
Die Männer, ihr Vater mit eingeschlossen, hatten sich in das große Arbeitszimmer am anderen Ende des Hauses zurückgezogen und sprachen mit Sam Fee. Deswegen hatten Lizzie und Concepcion die Küche ganz für sich allein, bis auf das Baby natürlich, aber das machte keinen großen Unterschied, es sei denn, die kleine Katie weinte. Denn wenn sie zu brüllen begann, konnte man sie nicht mehr ignorieren.
»Ist Katie meine Cousine?«, fragte Lizzie. Es war eine Frage, über die sie sich seit der Ankunft des Babys Gedanken gemacht hatte, und eine, die sie ihrem Vater nicht zu stellen gewagt hatte.
Concepcion stellte, leise vor sich hinsummend, einen Topf aufs Feuer. Sie wirkte meistens sehr zufrieden mit sich und der Welt, und selbst wenn sie die Stirn über einen der Männer runzelte, wich das Lächeln nicht aus ihren Augen. »Katie«, sagte sie, »ist deine Tante.«
Lizzie dachte angestrengt nach und stellte sich ihre Tante Geneva vor. »Aber Katie ist so klein«, entgegnete sie verwirrt. »Und ich bin groß. Wie kann sie da meine Tante sein?«
»Ja, du bist schon ein großes Mädchen«, stimmte Concepcion ihr zu, während sie ein Stück schwarze, bittere Schokolade in den Topf auf dem Herd gab und nach der Zuckerdose griff. »Aber Katie ist die Schwester deines Papas, und das bedeutet, dass sie deine Tante ist.«
»Das ist doch nicht zu fassen«, sagte Lizzie. Sie war nicht sicher, ob ihr die Vorstellung gefiel, eine Tante zu haben, die noch ein kleines Baby war. Hieß das, dass sie sich von Katie herumkommandieren lassen musste, wenn sie etwas älter war und sprechen konnte?
Concepcion lachte. »Si«, sagte sie. Und dann: »Ja«, als wüsste Lizzie nicht, was das bedeutete, obwohl sie doch in San Antonio aufgewachsen war.
Sie nahm es Concepcion aber nicht krumm, sondern machte es sich in dem Schaukelstuhl am Herd bequem. Als kurz darauf ein Blitz den Raum erhellte, zuckte sie zusammen. »Kommt mein Onkel Jeb bald wieder nach Hause?«, fragte sie dann. Es war eine weitere dieser Fragen, die sie ihrem Vater nicht hatte stellen wollen. Obwohl er ohne weiteres zur Triple M kam, wie heute beispielsweise, presste er immer die Lippen zusammen, wenn sie den Namen >McKettrick< erwähnte. Wahrscheinlich war er noch immer ein bisschen beleidigt, in Texas zurückgelassen worden zu sein, als er kaum größer als ein junger Hund gewesen war.
Concepcion wandte ihre Aufmerksamkeit von der heißen Schokolade ab und beugte sich vor, um Lizzie auf das Haar zu küssen. »ja, meine Kleine. Er wird bald wieder zu Hause sein.«
»Jemand hat auf ihn geschossen.« In Gedanken sah Lizzie wieder ihre
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