Stürmisches Feuer der Liebe
Bahnen durch eine Pfütze Sirup zieht. Tagsüber unterrichtete sie ihre Schüler. Nach der Schule besuchte sie Jeb und litt unter der Last ihres schwer wiegenden, aber notwendigen Geheimnisses und den Gewissensbissen, die es ihr verursachte. In diesen Momenten stritten sie entweder miteinander, spielten Schach oder taten beides, aber die fehlenden Scheidungspapiere wurden nicht wieder erwähnt. Zumindest dafür musste sie schon dankbar sein.
In den Nächten wälzte sie sich schlaflos in ihrem Bett herum, fuhr bei jedem Geräusch zusammen und fürchtete sich davor, die Augen zu schließen, aus Angst, plötzlich Jack vor ihrem Bett stehen zu sehen. Sie hatte ihren Derringer immer griffbereit, entweder in ihrer Rocktasche oder auf dem Tischchen neben ihrem Bett.
Als der Freitagnachmittag und damit Holt persönlich endlich kam, um sie abzuholen, freute sie sich schon auf einen Tapetenwechsel. Er nahm ihren Karton mit Unterrichtsmaterial unter den einen Arm und mit der anderen ihre Tasche. Er schien ziemlich gedämpfter Stimmung zu sein, und als sie um die Schule herumgingen, und Chloe den wartenden Wagen mit seinem einzigen Fahrgast auf der Straße sah, wusste sie, warum.
Denn es war ich, der, mit grimmigem Gesicht und blass, auf der Sitzbank dieses Wagens saß.
Chloe blieb abrupt stehen und warf einen ärgerlichen Seitenblick auf Holt. »Ich habe nicht die Absicht«, sagte sie, »mit Jeb McKettrick mitzufahren.«
»Wieso denn nicht? Laut Becky haben Sie immerhin die ganze Woche mit ihm Schach gespielt.«
»Wo bringen Sie ihn hin?«
»Zur Circle C zurück. Er arbeitet für mich.«
»Sie meinen, dass er und ich unter demselben Dach sein werden? Über Nacht?«
Holt lächelte. »Eine Abmachung ist eine Abmachung, Miss Wakefield«, erklärte er.
»Aber Sie haben nicht gesagt ... «
»Lizzie wartet. Sie freut sich schon auf den Unterricht.«
Chloe biss die Zähne zusammen. »Es ist unfair, Lizzie in diese Sache mit hineinzuziehen!«
»Lizzie ist der eigentliche Grund für Ihr Kommen«, erwiderte Holt beschwichtigend. »Es sei denn natürlich, Sie hätten es ernst gemeint, als Sie J eb gesagt haben, wir beide hätten vor, zu heiraten.«
Chloe errötete vor Ärger. »Das macht Ihnen wohl auch noch Spaß, das Ganze!«
»Ja«, gab Holt ganz offen zu und schob sie leicht in Richtung Wagen. »Das tut es in der Tat.«
Chloe ging mit, einzig Lizzie zuliebe.
Jeb sah genauso verwirrt aus, wie Chloe es war, und er runzelte die Stirn, als Holt ihr auf den Wagen half. Und nun musste sie auch noch in der Mitte sitzen, eingekeilt zwischen den beiden Männern. Sie rutschte auf ihrem Sitz ein bisschen hin und her und richtete ihren Blick stur geradeaus, während sie ihre Gedanken zu sammeln versuchte.
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Jeb sich an seine Hutkrempe tippte, und bemerkte den Ausdruck spöttischer Gereiztheit in seinem Gesicht. »Guten Tag, Miss Wakefield«, sagte er, obwohl sein Blick auf Holt gerichtet war. »Ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dich zu sehen. In Anbetracht der Tatsache, dass du gesagt hast, du wärst das ganze Wochenende mit dem Erstellen von Unterrichtsplänen beschäftigt.«
Chloe schob ihr Kinn vor und wandte ihren Kopf in Jeb s Richtung. »Und du hast nicht gesagt, dass du die Absicht hattest, zu verreisen.«
»Hast du in deinem Leben überhaupt schon mal die Wahrheit über irgendwas gesagt?«, versetzte Jeb , an sie gewandt.
Über und über errötend, setzte Chloe sich noch gerader auf und straffte ihre Schultern. Wenn Jeb sie immer noch für eine Lügnerin hielt, selbst nachdem sie ihm von ihrer kurzen Ehe mit Jack erzählt hatte, was würde er dann erst sagen, wenn er erfuhr, dass sie gewusst hatte, wer ihn angeschossen hatte und das vor ihm verheimlicht hatte?
»Und du?«, konterte sie.
Die Fahrt zur Circle C kam ihr sogar noch länger vor als die vergangene Woche.
Als sie endlich auf der Ranch eintrafen, war es schon beinahe dunkel. Lizzie kam heraus und lief ihnen entgegen, dicht gefolgt von Mandy McKettrick, die anscheinend rekrutiert worden war, um während Holts Abwesenheit auf Lizzie aufzupassen.
»Onkel Jeb !«, rief das kleine Mädchen freudestrahlend.
»Hallo, Kleines«, antwortete Jeb . Während der ganzen Fahrt von der Stadt zur Ranch war er ziemlich übler Stimmung gewesen, doch nun kam plötzlich wieder sein altes, charmantes Wesen zum Vorschein. Wenn dieses Lächeln irgendjemand anderem als Lizzie gegolten hätte, wäre Chloe wahrscheinlich ziemlich aufgebracht
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