Stürmisches Herz
– wann? Er war meilenweit von seiner Farm entfernt. Die Indianer waren Chapmans Spur nach Norden gefolgt und hatten erst angehalten, als die Sonne direkt über ihren Köpfen stand.
Sobald Elroy begriff, was sie mit ihm vorhatten, war beinahe der ganze Trupp erforderlich, um ihn zu bewältigen. Doch dann lag er nackt an vier Pfähle gebunden auf dem Boden, und Körperteile, die noch nie das Tageslicht gesehen hatten, waren der Mittagssonne ausgesetzt.
Die verdammten Wilden hockten um ihn herum und sahen zu, wie er schwitzte. Einer von ihnen klopfte alle fünf Sekunden mit einem Stock gegen die Pfeilspitze, die in seinem Schenkel steckte, und der Schmerz schoß in Wellen durch seinen Körper.
Er wußte, was sie erreichen wollten. Auf seiner Farm hatten sie sich geduldig verständlich gemacht, hatten zwei Finger in die Höhe gehalten und auf ihn und dann auf die drei Leichen gezeigt. Sie wußten, daß sich zwei der Männern, die an dem Indianermassaker beteiligt gewesen waren, auf der Farm befanden, und daß er einer von ihnen war.
Er versuchte, sie davon zu überzeugen, daß er nicht zu den Männern gehörte, die sie suchten. Schließlich gab es zwei zusätzliche Leichen, wie konnten sie also ihrer Sache so sicher sein? Doch sie glaubten ihm nicht, und jedesmal, wenn er ihnen nicht die erwartete Antwort gab, fügten sie ihm einen Schnitt zu. Er wies bereits ein halbes Dutzend kleiner Wunden auf, als er endlich auf Peters Leiche zeigte; der Junge war tot und konnte nicht mehr leiden. Aber Elroy litt, als er zusah, was sie mit Peters Leiche taten. Sie kastrierten ihn, stopften ihm die Genitalien in den Mund und nähten ihm dann die Lippen zu. Jeder, der Peters verstümmelten Körper fand, mußte annehmen, daß es geschehen war, als Peter noch lebte.
Würde er genauso viel Glück haben wie Peter? Er war vermutlich nur deshalb noch am Leben, weil sie wollten, daß er sie zu den am Massaker beteiligten Männern führte. Doch je länger sie ihn am Leben erhielten, desto mehr würde er leiden. Er konnte ihnen anbieten, ihnen alles zu sagen, was er wußte, doch das nützte ihm nichts, weil die Kerle nicht Englisch verstanden. Außerdem hatte er bei einem Großteil der anderen keine Ahnung, wo sie zu finden waren. Aber das würden sie ihm natürlich nicht glauben.
Einer der Komantschen beugte sich über ihn. Von der Sonne geblendet konnte Elroy nur eine dunkle Gestalt erkennen. Er versuchte, den Kopf zu heben, und erhaschte einen Blick auf die Hände des Indianers, in denen der Mann mehrere Pfeile hielt. Wollten sie dem Ganzen ein Ende bereiten? Nein. Der Mann betastete beinahe sanft eine von Elroys Wunden. Dann schob er quälend langsam eine Pfeilspitze in die Wunde, aber schräg, in das Fett- und Muskelgewebe. Sie hatten die Pfeilspitze mit etwas eingerieben, das höllisch brannte. Es war, als ob ein glühendes Kohlestückchen auf seiner Haut lag. Elroy biß die Zähne zusammen und weigerte sich zu schreien. Er schrie auch nicht, als sie mit den anderen Wunden genauso verfuhren. Er hatte nur sechs Wunden, und das konnte er aushalten. Dann würden sie ihn eine Weile in Ruhe und den Schmerz auf seinen Körper einwirken lassen.
Elroy versuchte, den Schmerz zu verdrängen. Er dachte an die Damen, die das Pech gehabt hatten, auf seiner Farm zu übernachten. Er war froh, daß er nicht gesehen hatte, was mit ihnen geschehen war. Und dann sah er plötzlich wieder die Augen vor sich, die ihn so haßerfüllt anblickten. Die Vergewaltigung des indianischen Mädchens war die Leiden nicht wert gewesen, die er jetzt ertragen mußte. Nichts konnte diese Leiden wert sein.
Elroy schrie endlich. Der Indianer hatte ihm einen neuen Schnitt zugefügt und eine weitere Pfeilspitze hineingeschoben. Damit wußte Elroy, daß sie erst aufhören würden, wenn sein Körper voller Pfeile steckte. Das würde er nicht ertragen können. Er schrie und fluchte, wurde aber wieder geschnitten, und das Brennen verwandelte sich in Feuer.
»Schweinehunde! Verdammte Schweinehunde! Ich sage euch alles, was ihr wissen wollt!«
»Tatsächlich?«
Elroy hörte auf zu schreien und vergaß für einen Sekundenbruchteil seine Schmerzen. »Du sprichst Englisch?« keuchte er. »Gott sei Dank!« Jetzt konnte er hoffen. Jetzt konnte er feilschen.
»Was willst du mir erzählen, Farmer?«
Die Stimme klang leise und freundlich und verwirrte Elroy. »Laßt mich gehen, und ich nenne euch die Namen der Männer, die ihr sucht, den Namen jedes einzelnen. Und ich werde
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